Pflegt, Männer!
In der laufenden Debatte um neue Konjunkturpakete wird immer wieder darauf verwiesen, dass die steigende Arbeitslosigkeit mehrheitlich Männer betrifft. Dies ist nicht verwunderlich, sind doch Männer eher in den nun stark von der Krise betroffenen Industriezweigen beschäftigt. Die Forderung nach einem Konjunkturpaket für soziale Dienstleistungen lässt sich demnach vermeintlich leicht vom Tisch wischen – mit einem Ausbau des Pflegeangebots würde man den derzeit Arbeitslosen nicht helfen können.
Diese Argumentation verwundert.
Es ist bekannt, dass die demografische Entwicklung eine dauerhafte und nachhaltige Lösung erfordert. Es ist bekannt, dass der Pflegesektor ein schnell wachsender und zukunftsträchtiger sowie beschäftigungsintensiver Sektor ist. Es ist bekannt, dass Frauen die Hauptlast der Pflege tragen, formell wie informell. Es ist bekannt, dass derzeit eine Berufsgruppe in den Pflegeberufen besonders gesucht wird, die der Heimhilfen. Dies ist eine Berufsgruppe, die rasch ausgebildet und eingesetzt werden kann. Und es ist bekannt, dass Pflegedienstleister explizit Männer in Pflegeberufen suchen, da für pflegebedürftige Menschen männliche Ansprechpartner derzeit nur in Form von Heimleitern und Zivildienern verfügbar sind.
Was spricht also gegen Männer in der Pflege? Der niedrige Lohn? Die häufige Teilzeitbeschäftigung? Die körperlich anstrengenden Tätigkeiten? Oder ist es einfach nur so, dass man sich Männer im Frauenberuf „Pflege“ nicht vorstellen kann?
Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit die Forderung nach einem sinnvollen Ausbau von sozialen Dienstleistungen entgegen getreten wird. Ein Konjunkturpaket soziale Dienstleistungen würde viele positive Effekte bringen. Eine den Bedürfnissen der Menschen angepasste Pflege und Betreuung, Beschäftigung und Wachstum auch für strukturschwache Regionen und Entlastung für Personen, die sich derzeit informell um Pflegebedürftige bemühen.
Und all jenen Männern, die sich Sorgen um das „explodierende Budgetdefizit“ machen, sei gesagt, dass auch ihre Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, relativ hoch ist. Sie werden es zu schätzen wissen, würden wir heute die richtigen Investitionen tätigen.
Außerdem: Wenn Ausbau sozialer Dienste sich in Errichtung von Gebäuden niederschlägt, sind ja kurzfristig sowieso Männer beschäftigt