Staatsausgaben senken statt Steuern erhöhen? – BEIGEWUM

Staatsausgaben senken statt Steuern erhöhen?

am 14. Juni 2009 um 23:21h

So macht man also Poli­tik: Zuerst wer­den die »Leis­tungs­trä­ger« einer Gesell­schaft, also die obe­ren Pro­zent, ent­las­tet, indem man Steu­ern senkt, dann muss bei den Staats­aus­ga­ben gespart wer­den. So wur­de die Kör­per­schafts­steu­er gesenkt und die Erb­schafts- und Schen­kungs­steu­er abge­schafft, und die letz­ten Refor­men sind noch gar nicht lan­ge her: Man hat die Gren­ze, ab der der Spit­zen­steu­er­satz greift, auf 60.000 Euro zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men im Jahr ange­ho­ben. Dane­ben wur­de ein unge­bun­de­ner Frei­be­trag für Ein­künf­te aus selb­stän­di­ger Tätig­keit und Gewer­be­be­trie­ben beschlos­sen sowie der Frei­be­trag für inves­tier­te Gewin­ne erhöht. Steu­er­sen­kungs­po­li­tik als Stand­ort­po­li­tik war die Devi­se, wobei die Ent­las­tun­gen natür­lich zu einem erheb­li­chen Teil den­je­ni­gen zu Gute kamen, denen es sowie­so schon ver­gleichs­wei­se gut geht. Die Fol­ge: Staats­aus­ga­ben muss­ten zurück­ge­fah­ren wer­den und das Inves­ti­ti­ons­de­fi­zit in den Berei­chen der öffent­li­chen Daseins­vor­sor­ge ist immens. Und die stei­gen­de Ungleich­heit auch.

Dann kam die Kri­se. Bzw. sie war auch eine Fol­ge der beschrie­be­nen Poli­tik, denn eine unglei­che Ein­kom­mens­ver­tei­lung ist eine Ursa­che der Kri­se. Hieß es noch vor weni­gen Mona­ten: „Es gibt nichts zu ver­tei­len“, so wur­den nun in Kür­ze der Zeit zahl­rei­che Hilfs­pa­ke­te für Ban­ken und Kon­junk­tur­pro­gram­me geschnürt – auf ver­gleich­ba­re Zusatz­aus­ga­ben für Sozia­les und Bil­dung war­tet man jedoch noch immer. Die Ban­ken- und Kon­junk­tur­pa­ke­te jedoch wol­len nun bezahlt sein. Wer aber glaubt, dass dies auch über eine Ver­mö­gens­be­steue­rung pas­siert oder ande­re Steu­ern, der sieht sich getäuscht. Wer das auch nur andenkt, der wird mit einer Kam­pa­gne über­zo­gen. Und Bern­hard Fel­de­rer macht aktu­ell im Stan­dard klar, was pas­sie­ren wird: 

Statt Steu­ern zu erhö­hen oder neue ein­zu­füh­ren, redet der Wirt­schafts­for­scher einer Reduk­ti­on der Staats­aus­ga­ben das Wort: „Das muss abso­lu­te Prio­ri­tät haben.“ 

Damit wird die alte Poli­tik fort­ge­schrie­ben – nicht die Medi­zin war falsch, son­dern die Dosis. Denn wenn das nicht wirkt, dann muss man eben mehr davon neh­men. Dass von Staats­aus­ga­ben eben gera­de auch die sozi­al Schwä­che­ren pro­fi­tie­ren, von den Steu­er­sen­kun­gen aber nicht, ist bekannt aber offen­sicht­lich egal. Dass Staats­aus­ga­ben gera­de auch Nach­fra­ge­wirk­sam sind – auch egal. Nur nicht das Ver­mö­gen und die Ein­künf­te der Bes­ser­ver­die­nen­den angreifen…
Es bleibt zu hof­fen, dass Herr Fel­de­rer Wider­stand bekommt und man end­lich ein­mal eine Debat­te über eine sinn­vol­le Ver­mö­gens­be­steue­rung zu Finan­zie­rung öffent­li­cher Aus­ga­ben füh­ren kann. Die Kür­zung der wifo-Gel­der durch die Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung macht dabei auch deut­lich, war­um Wis­sen­schaft unab­hän­gig sein muss.


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