„Sie können sich die Heimkosten für 2 Monate leisten!“
Der Sozialhilfeverband Liezen bietet für seine BürgerInnen ein ganz besonderes Online-tool – den Heimkostenrechner. Er soll zeigen, wie viel ein Platz in einem Pflegeheim kostet. Gleichzeitig offenbart er das Konzept der österreichischen Pflegefinanzierung, und das in nur zwei Fragen: (1) „Ihre Pension brutto in Euro beträgt?“, und (2) „Ihre Pension reicht für die monatlichen Heimkosten nicht aus! Besitzen Sie Ersparnisse?“
Wird man in Österreich pflegebedürftig, schlägt die 100%ige Vermögenssteuer zu. Alles wird verwertet, bevor die öffentliche Hand einspringt. Im Fachjargon nennt man das den Eigenregress, der Barvermögen, Wertpapiere und Eigentum einzieht. Noch weitere Kreise zieht der Angehörigenregress, der kürzlich in der Steiermark wieder eingeführt wurde. Eltern, Kinder und Ehegatten bzw. Erben sind dann gesetzlich verpflichtet, Sozialhilfekosten, die während eines Heimaufenthaltes entstehen, zu ersetzen.
Eigentumsbesteuerung und Pflege sind also miteinander verquickt – allerdings nicht in der Form, dass die Reicheren für die Ärmeren einstehen, sondern so, dass die Armen allein dastehen. Vermögensbezogene Steuern könnten jedoch helfen, den steigenden Finanzierungsdruck aufgrund demografischer Entwicklung und notwendigem Ausbau des Dienstleistungssystems zu lindern. In den nächsten eineinhalb Jahren wird unter Federführung des Bundesministeriums für Soziales eine Arbeitsgruppe für die Neugestaltung des österreichischen Pflegesystems tagen. Auch hier wird man nicht umhin kommen, alternative steuerbasierte Formen der Finanzierung anzudenken.
Pflegebedürftigkeit kann uns nämlich alle treffen. Das lautet dann so: „Sie können sich die Heimkosten für 2 Monate leisten! Ab dem 3. Monat muss für Sie jedoch…“