Rezension: „Ökonomie der internationalen Entwicklung“
Einfach wieder ein neuer Klotz in der langen Reihe der immer gleichen Ökonomie-Lehrbücher? Nicht wirklich: Der Band „Ökonomie der internationalen Entwicklung“ bildet eine Ausnahme in seinem Genre. Und das liegt nicht nur an dem programmatischen Untertitel „Eine kritische Einführung in die Volkswirtschaftslehre“. Die AutorInnen Johannes Jäger und Elisabeth Springler haben nämlich nicht einfach einen Gegenentwurf zu Mainstream-VWL-Lehrbüchern vorgelegt, denen sie die Vorstellung eines heterodoxen Theoriegebäudes entgegensetzen. Es handelt sich vielmehr um die didaktische Meisterleistung, einen Vergleich verschiedener theoretischer Schulen zu bieten und mit Anwendungsbeispielen zu verknüpfen. Anhand von fünf Themenbereichen (Staat und Wirtschaft, Wachstum, Verteilung, Geld, Geografie) werden jeweils Einführungen in die Konzeptionen von Neoklassik, Keynesianismus und Politischer Ökonomie (worunter hier Varianten des Marxismus und der Regulationstheorie verstanden werden) geboten. Zu jedem Kapitel gibt es darüber hinaus Vertiefungsabschnitte, wo externe AutorInnen Spezialthemen und die Sicht der drei Theorien darauf beleuchten (von Gender über Ressourcenpolitik bis zu Arbeitsrechten). Mit diesen Spezialthemen gelingt ein Sprung von der abstrakten Welt der Theorie in aktuelle Fragen und Debatten.
Das im Titel zum Ausdruck gebrachte und in der Einleitung betonte Anliegen, Wirtschaft in ihrer internationalen Dimension in den Mittelpunkt zu stellen, gelingt zwar nicht durchwegs – was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass nun mal die vorgestellten Theorien zumeist ihren Ausgangspunkt bei volkswirtschaftlichen Überlegungen haben, auf denen Erweiterungen um die internationale Dimension dann aufbauen, was bei beschränktem Platz nicht immer auszuführen möglich ist. Auch die Verständnishürden sind kapitelweise unterschiedlich hoch. Doch in Summe und vor allem aufgrund seiner liebevoll aufbereiteten Struktur bietet der Band eine der empfehlenswertesten Einstiege in ökonomische Theoriebildung, die im deutschen Sprachraum zu haben sind.