Offene Fragen in der Debatte um Konzentrationstendenzen im Unternehmenssektor – BEIGEWUM

Offene Fragen in der Debatte um Konzentrationstendenzen im Unternehmenssektor

am 16. September 2018 um 8:42h

Chris­ti­an Rei­ner und Chris­ti­an Bellak

 

Eine bis­lang vor allem in den USA geführ­te Debat­te über stei­gen­de Macht von Unter­neh­men erin­nert an die Kon­zen­tra­ti­ons­the­se von Marx, wonach die endo­ge­ne Dyna­mik des Kapi­ta­lis­mus mono­po­lis­ti­sche Struk­tu­ren her­vor­brin­ge, die schließ­lich sei­nen Unter­gang beför­dern wür­den. Für die Ent­wick­lung in den USA besteht weit­ge­hen­de Einig­keit dar­in, dass es hier in den letz­ten Jahr­zehn­ten sowohl zu stei­gen­der Kon­zen­tra­ti­on im Unter­neh­mens­sek­tor als auch zu stei­gen­der Mono­pol­macht der Unter­neh­men gekom­men ist (OECD 2018). Kürz­lich publi­zier­te Stu­di­en zei­gen, dass auch Euro­pa von dem Trend zu stei­gen­der Mono­pol­macht von Unter­neh­men nicht ver­schont ist (Díez et al. 2018b; Loecker und Eeck­hout 2018).

Ziel die­ses Bei­trags ist es einen Über­blick über drei aus­ge­wähl­te offe­ne Fra­gen für die For­schung zu geben, die sich aus den bis­he­ri­gen empi­ri­schen Ergeb­nis­sen ablei­ten und die gesell­schafts­po­li­ti­sche Dimen­si­on des The­mas reflek­tie­ren. Inhalt­lich stellt der Auf­satz damit eine Fort­füh­rung und Ergän­zung der Dis­kus­si­on im  Kurs­wech­sel­heft 1/​2018 zum The­ma „Die Macht von Unter­neh­men im neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus“ dar.

 

Wie stark ist die Poli­ti­sche Macht von Unternehmen? 

Macht hat vie­le Gesich­ter – so auch in der Welt der Unter­neh­men. Dies hat schon Adam Smith gewußt, der etwa neben der Mono­pol- und Mon­op­son­macht auch auf die Pro­ble­ma­tik der poli­ti­schen Macht von Unter­neh­men hin­ge­wie­sen hat: „Der Par­la­men­ta­ri­er, der jeden Vor­schlag der Mono­po­lis­ten unter­stützt, ihr Mono­pol zu stär­ken, erwirbt sich den Ruf, etwas von Wirt­schaft zu ver­ste­hen und erfreut sich gro­ßer Beliebt­heit und Ein­fluss bei rei­chen und wich­ti­gen Män­nern.“ Neu­re Stu­di­en, u.a. von der EZB sowie vom IWF zei­gen, der Ein­fluss von Unter­neh­men auf den poli­ti­schen Pro­zess  empi­risch bedeut­sam ist (für einen Über­blick sie­he Zinga­les 2017). In einer der ers­ten mikro­da­ten­ba­sier­ten Stu­di­en über Euro­pe kom­men bei­spiels­wei­se Del­lis und Son­der­mann (2017) zu fol­gen­dem, wohl­fahrts­öko­no­misch pro­ble­ma­ti­schem Schluss: „Also firms with hig­her lob­by­ing expen­dit­u­re seem to have a hig­her pro­fit mar­gin and are less pro­duc­ti­ve, which accord­ing to the lite­ra­tu­re, tend to be fea­tures of firms ope­ra­ting in clo­sed or high­ly con­cen­tra­ted mar­kets.“ Auf­grund der beschrie­be­nen Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen könn­te es wei­ter­hin auch zu einer Ver­schär­fung die­ser demo­kra­tie­po­li­tisch bedenk­li­chen Ent­wick­lung kommen.

In die­sem Zusam­men­hang soll­te auch bedacht wer­den, dass Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen öko­no­misch betrach­tet auf­grund von Effi­zi­enz­ge­win­nen weni­ger pro­ble­ma­tisch sein könn­ten als in der poli­ti­schen Sphä­re, in der die abso­lu­te Grö­ße und Bedeut­sam­keit eines Unter­neh­mens für eine Bran­che oder Regi­on poli­ti­sches Kapi­tel begrün­den kön­nen. Letzt­lich sei noch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Fra­ge nach der metho­di­schen empi­ri­schen Erfas­sung von poli­ti­scher Ein­fluss­nah­me  frei­lich von zen­tra­ler Bedeu­tung ist. Es sei hier nur erwähnt, dass ein For­schungs­pro­blem dar­in besteht zu erklä­ren, war­um die Lob­bying­aus­ga­ben von Unter­neh­men (rela­tiv zu ihrer Grö­ße) eigent­lich so gering sind (Anso­l­a­be­he­re et al. 2003). Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass es eine Rei­he von ande­ren, weni­ger leicht zu iden­ti­fi­zie­ren­den Kanä­len gibt, die rela­tiv effi­zi­en­ter die Durch­set­zung von Pri­vat­in­ter­es­sen ermög­li­chen, was auf Meß- und Erfas­sungs­pro­ble­me hin­deu­tet. Aus unse­rer Sicht besteht in Bezug auf die­se The­men wei­te­rer For­schungs­be­darf, der neben einer expli­zi­ten euro­päi­schen Per­spek­ti­ve auch eine Inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit mit den Poli­tik­wis­sen­schaf­ten vor­se­hen soll­te. Der aktu­el­le Dis­kurs von popu­lis­ti­schen Par­tei­en über „abge­ho­be­ne Eli­ten“ und das „Sys­tem“ macht deut­lich, wie drän­gend und aktu­ell die­se Fra­gen sind.

 

Bes­se­re Tech­no­lo­gie oder Rent-Seeking? 

Neben der poli­ti­schen Macht ist die Ursa­chen­for­schung von Rele­vanz. Kurz gesagt: Inwie­weit sind stei­gen­de Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen tech­no­lo­gisch bedingt (Ska­len­ef­fek­te, direk­te und indi­rek­te Netz­werk­ef­fek­te) und inwie­weit auf ver­schie­de­ne For­men eines unpro­duk­ti­ven Rent-See­king zurück­zu­füh­ren? Wach­sen Unter­neh­men zu domi­nan­ten Markt­po­si­tio­nen weil sie über­le­ge­ne Effi­zi­enz auf­wei­sen, oder weil sie durch geschick­tes Agie­ren ein für sie vor­teil­haf­tes regu­la­to­ri­sches Umfeld erwirkt haben? Die Schwie­rig­keit liegt wei­ter­hin dar­in, dass die Dyna­mik von Märk­ten ent­lang ihres Lebens­zy­klus dazu füh­ren kann, dass die bei­den Fak­to­ren in wech­seln­den Mischungs­ver­hält­nis­sen auf­tre­ten, was eine Beur­tei­lung deut­lich erschwert. Bei­spiels­wei­se argu­men­tiert die deut­sche Mono­pol­kom­mis­si­on in ihrem Son­der­gut­ach­ten über digi­ta­le Märk­te (2015), daß die digi­ta­le Wirt­schaft zwar in eini­gen Berei­chen hoch­kon­zen­triert sei, aber das dies vor dem Hin­ter­grund eines funk­ti­ons­fä­hi­gen Schum­pe­ter-Wett­be­werbs zu sehen sei, der eine bal­di­ge Ablö­sung aktu­el­ler Domi­nanz­po­si­tio­nen erwar­ten las­se.  Und tat­säch­lich ist die kur­ze Geschich­te der IT-Bran­che eine Geschich­te hoher Inno­va­ti­ons­aus­ga­ben und einer zum Teil raschen Abfol­ge von tem­po­rä­ren Mono­po­len, etwa die Ablö­sung von Yahoo durch Goog­le (Dola­ta 2015), wobei sich dies bei Goog­le selbst nicht abzu­zeich­nen scheint.

Die kri­ti­sche Fra­ge ist jedoch, ob die Ver­gan­gen­heit ein vali­der Kom­pass für die Ein­schät­zung der Zukunft ist. Über posi­ti­ve Daten­be­stands­ef­fek­te und zuneh­mend aus­ge­klü­gel­te Tech­ni­ken zur Aus­wer­tung die­ser Daten kommt es nicht nur zu stän­dig ver­bes­ser­ten Anpas­sung von digi­ta­len Ser­vices an die Prä­fe­ren­zen der Nut­zer, son­dern auch zur frü­hen Iden­ti­fi­ka­ti­on von mög­li­chen Kon­kur­ren­ten. Wird ein Start­up von einem der domi­nan­ten Unter­neh­men auf die­se Wei­se  als poten­ti­el­ler Kon­kur­rent erkannt, so befin­det sich die­ses nun­mehr in einer soge­nann­ten „kill-zone“ und die Chan­ce eines Auf­kaufs durch bereits am Markt eta­blier­te Unter­neh­men steigt stark an, wäh­rend gleich­zei­tig die Bereit­schaft von Risi­ko­ka­pi­tal­ge­bern zur Finan­zie­rung von Star­tups die mög­li­cher­wei­se in die­se „kill-zone“ gera­ten könn­ten, abnimmt (The Eco­no­mist, 2.6.2018). Nach­dem das Sam­meln von Daten und deren digi­ta­le Nut­zung zuneh­mend mehr Wirt­schafts­be­rei­che erfasst, ist auch der Pro­blem­kreis wei­ter abzu­gren­zen als mit der IT-Bran­che im enge­ren Sin­ne. Genau­er gesagt geht es also um die Fra­ge, wann und unter wel­chen Umstän­den mit einem Abbruch eines wohl­fahrts­för­dern­den Schum­pe­ter-Wett­be­werbs gerech­net wer­den kann. Wei­ter­hin ist auch zu beden­ken, dass auch ein Schum­pe­ter-Wett­be­werb nicht unpro­ble­ma­tisch sein kann: Selbst wenn die Domi­nanz eines Unter­neh­mens tem­po­rä­rer Natur sein soll­te, zeigt etwa das Bei­spiel Face­book, daß auch kurz­fris­ti­ge Markt­macht­po­si­tio­nen gesell­schaft­lich höchst pro­ble­ma­ti­sche Fol­gen haben kön­nen. Inso­fern bedarf es auch hier wei­te­rer For­schung, um zu unter­su­chen, wie unter­schied­lich sich zeit­lich begrenz­te Markt­macht auf ver­schie­de­nen Märk­ten aus­wir­ken kann. Offen­sicht­lich ist auch hier neben einer klas­si­schen wohl­fahrts­öko­no­mi­schen Ana­ly­se ein kon­zep­tu­ell brei­te­rer Zugang notwendig.

Das Ver­hält­nis von Effi­zi­enz und Rent-See­king ist auch im Zusam­men­hang mit der poli­ti­schen Dimen­si­on der Macht von Unter­neh­men von Rele­vanz. Abhän­gig davon mit wel­cher Moti­va­ti­on  Lob­by­ing statt­fin­det, kann die sozia­le Wohl­fahrt hier­durch gestei­gert oder gesenkt wer­den. Wäh­rend also Lob­by­ing im Sin­ne des Rent-See­king nega­tiv zu beur­tei­len  ist, kann ein kon­struk­tu­ver Infor­ma­ti­ons­aus­tausch zwi­schen Poli­tik und Unter­neh­men zu bes­se­ren Ent­schei­dun­gen füh­ren, etwa weil eine Regu­lie­rung die Spe­zi­fi­ka einer Bran­che berück­sich­tigt und damit effek­ti­ver ist. Brown und Huang (2017) wei­sen in ihrer Unter­su­chung über Kon­tak­te zwi­schen Mana­gern, dem US Prä­si­den­ten­amt und dem Akti­en­kurs der Unter­neh­men auf die ent­spre­chen­de For­schungs­lü­cke hin: „Unfor­tu­n­a­te­ly, our data do not allow us to dis­tin­guish bet­ween the­se two views. Future rese­arch could disen­tang­le the­se poten­ti­al explana­ti­ons.” Insti­tu­tio­nen­öko­no­misch stellt sich die Fra­ge, wie der Kon­takt zwi­schen Unter­neh­men und Büro­kra­ten gestal­tet sein muss, sodass Rent-See­king mög­lichst ver­hin­dert, aber ein wohl­fahrts­stei­gen­der Infor­ma­ti­ons­aus­tausch im Sin­ne eines „poli­cy lear­nings“ (Dun­lop et al., 2018) beför­dert wird.

 

Wel­che Fol­gen hat die stei­gen­de Ungleich­hei­ten inner­halb des Unternehmenssektors?

Stei­gen­de Kon­zen­tra­ti­on signa­li­siert auch eine stei­gen­de Pola­ri­sie­rung inner­halb des Unter­neh­mens­sek­tors: Den in der Regel gro­ßen, mul­ti­na­tio­na­len „Super­star Firms“ steht eine Mas­se von Klein- und Mit­tel­un­ter­neh­men gegen­über, die nach wie vor pri­mär in regio­na­le und natio­na­le Wirt­schafts­kreis­läu­fe ein­ge­bun­den sind. Die zuneh­men­de Per­for­mance­lü­cke zwi­schen den füh­ren­den und nach­hin­ken­den Unter­neh­men wur­de zuletzt sowohl für Pro­duk­ti­vi­täts­in­di­ka­to­ren als auch für Inno­va­ti­ons­kenn­zah­len aus­führ­lich unter­sucht. Sowohl im Indus­trie- als auch im Dienst­leis­tungs­sek­tor klafft die Lücke in Bezug auf Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät immer wei­ter aus­ein­an­der (Kro­nen­berg und Rei­ner 2018). Für Deutsch­land zeigt sich im Zeit­raum 1994–2015 eine star­ke Zunah­me des Gini-Koef­fi­zi­en­ten der Inno­va­ti­ons­aus­ga­ben von etwa 0,88 auf ca. 0,94 (Hüner­mund und Ram­mer 2017). Die­se Ergeb­nis­se pas­sen gut mit den neu­en Markt­macht­stu­di­en zusam­men: Die Zunah­me der Mar­kups in den letz­ten Jahr­zehn­ten war vor allem von einem rela­tiv klei­nen Seg­ment der Unter­neh­men getrie­ben, dem es gelang, Stra­te­gien zu einer star­ken Stei­ge­run­gen der Markt­macht umzu­set­zen. Damit zusam­men­hän­gend ergibt sich eine zuneh­men­de Streu­ung in der Mark­up-Ver­tei­lung (Díez et al. 2018b; Loecker und Eeck­hout 2018). Es scheint, also als ob Pola­ri­sie­rungs­trends nicht nur im Haus­halts­sek­tor in Form der Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­ver­tei­lung son­dern auch im Unter­neh­mens­sek­tor wirk­sam sind.

Es stellt sich die Fra­ge, wie die stei­gen­de Hete­ro­ge­ni­tät und Pola­ri­sie­rung im Unter­neh­mens­sek­tor erklärt wer­den kann. Van Ree­nen (2018) argu­men­tiert, dass die Unter­schie­de zwi­schen Unter­neh­men wesent­lich auf Manage­ment- und Tech­no­lo­gie­kom­pe­ten­zen basie­ren wür­den, die durch Glo­ba­li­sie­rung und tech­no­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen in „win­ner take most/all”-Märkte resul­tie­ren wür­den. Die­se Inter­pre­ta­ti­on ist jedoch ange­sichts der Stra­te­gien von mul­ti­na­tio­na­len Unter­neh­men (MNU) mög­li­cher­wei­se ergän­zungs­be­dürf­tig. MNUs ver­fol­gen neben real­wirt­schaft­li­chen Inno­va­ti­ons­stra­te­gien auch effek­ti­ve Steu­er­ver­mei­dungs- und Markt­ab­schot­tungs­stra­te­gien, wel­che die Pro­fi­ta­bi­li­tät der Unter­neh­men in nicht unbe­trächt­li­chem Maße beein­flus­sen kön­nen. Bei­spiels­wei­se hat Ama­zon im Jahr 2016 einen Umsatz in der EU von ca. 22 Mrd Euro erwirt­schaf­tet aber ledig­lich ca. 16,5 Mio Euro an Steu­ern bezahlt. Tørs­løv et. al (2018) schät­zen, dass 40% aller Pro­fi­te von MNUs in Nied­rig­steu­er­län­der ver­scho­ben wer­den. Ein kri­ti­scher Punkt für die Debat­te über die wach­sen­den Ungleich­hei­ten zwi­schen Unter­neh­men ist nun frei­lich die Tat­sa­che, dass die hier ange­spro­che­nen Steu­er­ver­mei­dungs­stra­te­gien eben vor allem den MNU und nicht im glei­chen Maße KMU zur Ver­fü­gung ste­hen. Ähn­li­che Unter­schie­de gel­ten wohl auch in ande­ren Berei­chen, nicht zuletzt auch in bezug auf die oben dis­ku­tier­te poli­ti­sche Macht und damit den Auf­bau ver­schie­de­ner For­men von Markt­ein­tritts­bar­rie­ren. Gene­rell hat die Glo­bab­li­sie­rung die Hand­lungs­op­tio­nen von KMU und MNU in sehr unglei­cher Wei­se ver­än­dert, wobei letz­ter nach Roth­schild (2005) zu den Gewin­nern die­ser Ent­wick­lung gerech­net wer­den kön­nen. In einer Stu­die der Kom­mis­si­on über 20 EU-Mit­glieds­staa­ten stell­te sich her­aus, dass bei Berück­sich­ti­gung von Steu­er­op­ti­mie­rungs­stra­te­gien in 75% der Län­der gro­ße Unter­neh­men eine gerin­ge­re effek­ti­ve Steu­er­be­las­tung haben als KMU (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on 2015). Wenn­gleich frei­lich auch mitt­le­re Unter­neh­men Super­star Firms sein kön­nen, ist doch auf­fal­lend, dass gera­de die immer erwähn­ten IT-Gigan­ten wie Ama­zon oder Apple beson­ders aggres­si­ve  Steu­er­op­ti­mie­rungs­stra­te­gien ver­fol­gen. Hier stellt sich also die Fra­ge, wel­che Mecha­nis­men die Super­star Firms nut­zen, um den gro­ßen Rest der ande­ren Unter­neh­men hin­ter sich zu las­sen sowie, wel­che Rah­men­be­din­gun­gen dies beson­ders ermöglichen.

Wei­te­re Fra­ge­stel­lun­gen wären:  Wie ent­wi­ckelt sich die Ver­tei­lung von Pro­duk­ti­vi­tät, Inno­va­ti­on, Mono­pol­macht oder Pro­fi­ten im Zeit­ab­lauf? Wel­che Effek­te hat die Stei­gen­de Hete­ro­ge­ni­tät zwi­schen Unter­neh­men auf die Dif­fu­si­on von Tech­no­lo­gien zwi­schen Unter­neh­men sowie auf regio­na­le und sozia­le Dis­pa­ri­tä­ten? Wie kön­nen Unter­neh­men die Lücke über­win­den und in die Spit­zen­grup­pe vor­sto­ßen? Wie per­sis­tent ist die Zusam­men­set­zung der Super­star Firms und woher kommt die Per­sis­tenz? Letzt­lich: Wel­che Kon­se­quen­zen erge­ben sich aus die­sen Ent­wick­lun­gen für die Ein­kom­mens- und Vermögensverteilung?

 

Con­clu­sio und wirt­schafts­po­li­ti­scher Ausblick 

Karl Marx hat eine Rei­he von Kri­sen­ten­den­zen des Kapi­ta­lis­mus zutref­fend cha­rak­te­ri­siert. Die Ver­mach­tung von Märk­ten gehört ohne Zwei­fel dazu. Bei aller Vor­sicht scheint es eine sich erhär­ten­de empi­ri­sche Evi­denz zu geben, wel­che die letz­ten Jahr­zehn­te als ein neu­es Zeit­al­ter der Kon­zen­tra­ti­on bzw Mono­pol­macht erschei­nen las­sen. Die For­schung ist gefor­dert, die sich dar­aus erge­ben­den, gesell­schaft­lich rele­van­ten Pro­ble­me auf­zu­grei­fen. Die­ser Bei­trag hat ver­sucht eini­ge die­ser Pro­blem­stel­lun­gen zu skiz­zie­ren. Neben der Fra­ge nach der poli­ti­schen Macht von Unter­neh­men geht es vor allem auch dar­um her­aus­zu­fin­den, wie domi­nie­ren­de Unter­neh­men ihre Posi­ti­on erlangt haben und wie sie die­se ver­tei­di­gen. Die stei­gen­de Ungleich­heit im Unter­neh­mens­sek­tor könn­te näm­lich in Zukunft gene­rel­le Pola­ri­sie­rungs­ten­den­zen in Gesell­schaft, Poli­tik und Wirt­schaft wei­ter verschärfen.

Wirt­schafts­po­li­tisch müss­te hier frei­lich gegen­ge­steu­ert wer­den. Die Kom­ple­xi­tät der Pro­ble­me macht deut­lich, dass eine allei­ni­ge Auf­wer­tung der Wett­be­werbs­po­li­tik nicht aus­rei­chend sein wird, wobei dies sicher­lich ein zen­tra­les Ele­ment jeder  pro­gres­si­ven poli­ti­schen Reak­ti­on sein muss. Damit zusam­men­hän­gend ist vor allem auch eine bes­se­re Daten­la­ge ein­zu­for­dern, die ein umfas­sen­des Moni­to­ring der Ent­wick­lung der Wett­be­werbs­in­ten­si­tät ermög­licht soll­te. Die regel­mä­ßi­ge Bericht­erstat­tung der deut­schen Mono­pol­kom­mis­si­on („Stand und Ent­wick­lung der Unter­neh­mens­kon­zen­tra­ti­on in Deutsch­land“) kann hier als Vor­bild die­nen. In einem wei­te­ren Sin­ne sind aber alle struk­tur­po­li­ti­schen aber zum Teil auch geld- und fis­kal­po­li­ti­schen Maß­nah­men rele­van­te Deter­mi­nan­ten der Macht­ver­hält­nis­se in Wirt­schaft und Gesell­schaft. Bei­spiels­wei­se kann eine Geld­po­li­tik, die sich ein­sei­tig an einem (sehr nied­ri­gen) Infla­ti­ons­ziel ori­en­tiert,  dafür sor­gen, dass Voll­be­schäf­ti­gungs­pe­ri­oden kür­zer und die Ver­hand­lungs­macht der Arbeit­neh­mer dadurch redu­ziert wird. Die erwähn­ten Steu­er­prak­ti­ken von MNU sowie Steu­er­dif­fe­ren­zia­le zwi­schen digi­ta­len und tra­di­tio­nel­len Unter­neh­men (vgl. die Reform­dis­kus­si­on unter dem Stich­wort  „digi­ta­le Betriebs­stät­te“) sind letzt­lich das Resul­tat von steu­er- und damit fis­kal­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen. Eben­falls grund­sätz­lich ist der Umgang der Poli­tik mit Unter­neh­men zu über­den­ken. Auf der einen Sei­te braucht die Poli­tik die Unter­neh­men um deren Infor­ma­tio­nen für eine effi­zi­en­te Poli­tik­ge­stal­tung zu nut­zen; auf der ande­ren Sei­te ver­su­chen Mana­ger über direk­te Kon­tak­te mit poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern Ein­fluss zu ihren Guns­ten und auf Kos­ten der All­ge­mein­heit aus­zu­üben. Hier gilt es Insti­tu­tio­nen zu schaf­fen, die letz­te­res zurück­drän­gen und ers­te­res begünstigen.

 

Lite­ra­tur

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Del­lis, K. und Son­der­mann, D. (2017): Lob­by­ing in Euro­pe: new firm-level evi­dence. ECB Working Paper Seri­es No 2071.

Díez, F. et al (2018): Glo­bal Mar­ket Power and its Macroeco­no­mic Impli­ca­ti­ons. IMF Working Paper  18/​37.

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Die Autoren

Chris­ti­an Rei­ner ist Wirt­schafts­for­scher und Lek­tor an der Lau­der Busi­ness School in Wien. christian.reiner@lbs.ac.at

 

 

 

 

Chris­ti­an Bel­lak ist Öko­nom im Depart­ment Volks­wirt­schaft der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien. bellak@wu.ac.at

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