Just Transition: Klimaschutz demokratisch gestalten!
Die Notwendigkeit
Die Auswirkungen der von Menschen gemachten Klimakrise werden weltweit immer stärker spürbar. Naturkatastrophen drohen ganze Ernten zu vernichten, Nahrungsmittel und Rohstoffe werden teurer, der Zugang zu sauberem Trinkwasser wird erschwert, Personen mit geringem Einkommen werden sich Lebensmittel, Energie und Mobilität nicht mehr leisten können – auch in Österreich.
Um die Risiken und fatalen Auswirkungen der Klimaveränderung zu reduzieren, hat sich die internationale Staatengemeinschaft im Pariser Klimaabkommen dazu verpflichtet, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und Anstrengungen zu unternehmen, sie auf 1,5 Grad einzudämmen.
Das Ziel
Damit diese klimapolitischen Ziele erreicht werden, müssen Industriestaaten wie Österreich vollständig aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen und die grenzenlose Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten beenden.
Der Weltklimarat zeigt in seinem Spezialbericht zu 1,5 Grad, dass dafür eine Reduktion der Treibhausgasemissionen weltweit auf Netto-Null-Emissionen1 bis 2050 und eine Reduktion von 40 bis 50 Prozent bis 2030 notwendig ist. Industrieländer müssen aufgrund ihrer Verantwortung und Möglichkeiten diesen Umstieg viel früher als andere Länder abgeschlossen haben. Damit ist eine grundlegende Veränderung unserer gegenwärtigen Wirtschafts- und Lebensweise, Produktionsprozesse und auch der Arbeitswelt verbunden. Das bedeutet auch eine Abkehr von der kapitalistischen Wachstumsorientierung und einer Produktionsweise, die auf dem Abbau und der Nutzung von fossilen Rohstoffen und der Maximierung von Profit um jeden Preis beruht, sowie der damit verbundenen Lebensweise.
Wesentliche Veränderungen werden sein:
▪ der Umbau der Energieversorgung in Richtung 100 Prozent nachhaltige, naturverträgliche und erneuerbare Energie,
▪ energie‑, umwelt- und ressourcenschonende Produktionsweisen vom Feld bis zur Fabrik und
▪ eine Mobilität, die nicht mehr auf fossilen Brennstoffen und motorisiertem Indi- vidualverkehr basiert.
Diese Veränderungen bedeuten große Herausforderungen, eröffnen aber auch Chancen, die es zu nutzen gilt. In manchen Sektoren werden Arbeitsplätze verloren gehen, hierfür braucht es Begleit- und Ausgleichsmaßnahmen. Gleichzeitig werden neue Beschäftigungsfelder und Arbeitsplätze entstehen, für die gute und faire Arbeitsbedingungen gewährleistet sein müssen. In diesem Prozess wird es auch notwendig sein, Arbeit grundlegend neu zu definieren und gesellschaftlich notwendige Arbeit, ob bezahlt oder unbezahlt, und Arbeitszeit generell neu zu verteilen.
Der Weg
Für uns ist von großer Relevanz, wie diese Umgestaltung vonstattengeht, denn klimapolitische Fragen sind stets auch verteilungspolitische Fragen. Derzeit werden als Maßstab für umwelt- und klimapolitische Maßnahmen die Auswirkungen auf Profit und Profiterwartungen von Unternehmen herangezogen. Viele sinnvolle und wichtige Maßnahmen werden nicht getroffen, weil sie den Profitinteressen von Unternehmen entgegenstehen.
Der Orientierungsrahmen für die notwendigen Veränderungen muss jedoch das Bestreben sein, ein gutes Leben für alle zu schaffen. Das bedeutet, dass zum einen bereits der Prozess hin zu einem post-fossilen Zeitalter demokratisch gestaltet werden muss; das heißt, er darf keinesfalls an den ArbeitnehmerInnen und BürgerInnen vorbei vonstattengehen. Zum anderen muss er gute Arbeit und Lebensbedingungen, leistbare Energie und Mobilität für alle schaffen. Es muss also auch sichergestellt werden, dass die Umstrukturierungen in den Produktionsprozessen und der Arbeitswelt nicht zulasten der in den betroffenen Sektoren Beschäftigten oder zulasten der Menschen in anderen Ländern oder Regionen gehen. Und sie dürfen auch nicht zulasten der Umwelt gehen oder unbezahlte Arbeit in Haushalten und Gesellschaft intensivieren und verfestigen.
Für uns ist Just Transition also ein demokratischer Prozess, der Mitsprache und Mitentscheidung auf allen Ebenen ermöglicht: In den Betrieben, auf der Ebene von Gemeinden und Ländern bis hin zur bundesweiten, europäischen und internationalen Ebene müssen ArbeitnehmerInnen und BürgerInnen in die Gestaltung des Übergangs in eine post-fossile Wirtschaftsweise eingebunden werden. Über wirtschafts- und sozialpolitische Instrumente sowie geeignete Maßnahmen auf betrieblicher Ebene ist in der Folge sicherzustellen, dass der notwendige Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft auf sozial gerechte Weise geschieht. Ein gut ausgebauter Sozialstaat ist dabei eine Voraussetzung, um Veränderungen sozial gerecht zu begleiten. Nur so kann ein gerechter Übergang für alle sichergestellt werden!
Just Transition muss folgende Kriterien erfüllen:
▪ Die abschätzbaren Auswirkungen von klimapolitischen Strategien und Maßnahmen auf Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und auf unbezahlte Arbeit müssen laufend thematisiert und evaluiert werden. Werden ungünstige Auswirkungen befürchtet, sind geeignete Maßnahmen zu treffen und entsprechende öffentliche Gelder bereitzustellen. Ebenso ist leistbare, saubere Energie durchgehend sicher-zustellen.
▪ Auf allen politischen Ebenen (Gemeinden, Länder, Bund, EU, international) müssen neben den VertreterInnen der Regierung und der Parteien insbesondere die SozialpartnerInnen und zivilgesellschaftliche AkteurInnen in die Erarbeitung von Strategien und Maßnahmen zur Gestaltung eines gerechten Übergangs einbezogen werden. Letztere müssen über geeignete Lösungen mitentscheiden können. Dabei ist auch darauf zu achten, dass Beteiligungsprozesse geschlechtergerecht gestaltet sind.
▪ Regionen, die durch den Veränderungsprozess negative wirtschaftliche Umbrüche erleben, müssen unterstützt werden. Dafür müssen langfristige und durchdachte wirtschaftliche Konzepte entwickelt werden.
▪ In den Betrieben müssen die ArbeitnehmerInnen und insbesondere die Betriebsräte und PersonalvertreterInnen in die Gestaltung und Entscheidung über Strategien für die notwendigen Veränderungen, den Einsatz neuer Technologien und sonstiger betrieblicher Veränderungen eingebunden werden.
▪ Im Zuge der notwendigen Veränderungen wird es auch zum Wegfall von Arbeitsplätzen kommen. Politik und Unternehmen müssen Rahmenbedingungen, Ausgleichs- und Begleitmaßnahmen schaffen, die diesen Menschen zeitgerechte Umqualifizierung, Re-Qualifizierung und den Umstieg in andere Berufe und Tätigkeitsfelder ermöglichen und ein gutes Einkommen (auch während der Qua-lifizierungsmaßnahmen oder Arbeitslosigkeit) sichern. Bei den erarbeiteten Lösungsansätzen ist auf allen Ebenen auf Geschlechtergerechtigkeit zu achten.
▪ Im Zuge des Veränderungsprozesses entstehen auch neue Jobmöglichkeiten. Es ist unbedingt sicherzustellen, dass diese Jobs von Dauer und die Arbeitsbedingungen gut und fair gestaltet sind. Zudem muss jene Arbeit, die sich dem Schutz und der Pflege der Natur beziehungsweise der Versorgung, Bildung und Pflege von Menschen widmet, gleich viel wert sein, wie Arbeit in anderen Bereichen.
▪ Der Veränderungsprozess hin zu ökologisch nachhaltigen und erneuerbaren Energieträgern und die Veränderung der Wirtschaftsweise sollen bestehende Muster der Ausbeutung und Unterdrückung überwinden, ohne neue zu schaffen.
Eine Initiative von:
Weitere UnterzeichnerInnen:
Asylkoordination Österreich
#aufstehen
BEIGEWUM – Beirat für gesellschafts- wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen
B7 Arbeit und Leben
EVAL – Ehrfurcht Vor Allem Leben Freischreiber Österreich
FZA Verein zur Förderung von Kultur, Kunst und Wissenschaft
Kulturrat Österreich
Netzwerk Soziale Verantwortung
Periskop – Wandel braucht neue Perspektiven
Pioneers of Change
Sezionieri – Kampagne für die Rechte von ErntehelferInnen in Österreich
Transform!at – Verein zur Förderung linker Diskurse und Politik
Volkshilfe Österreich
Mit Vollgas zurück? Frauenpolitik unter Schwarz-Blau II
Dienstag | 05.03 2019 |19:00| Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien
Für feministische Politik wehte bereits unter der ersten schwarz-blauen Regierung Anfang der 2000er Jahre ein rauer Wind. Die Bedeutung der Familie wurde rhetorisch gerne betont, gleichzeitig wurden Maßnahmen gesetzt, die die Abhängigkeit von Frauen verstärken: So trifft die Verlängerung der Durchrechnungszeiträume durch die damalige Pensionsreform Frauen aufgrund der geleisteten Betreuungsarbeit besonders hart.
Seit über einem Jahr regiert nun die zweite schwarz-blaue Regierung und bislang wurden Frauenvereinen insgesamt über 400.000 Euro an finanziellen Mitteln gekürzt. Betroffen sind vor allem zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine, die Arbeit im Bereich Gewaltschutz, Frauenpolitik, feministische Bildung und Kultur oder Rechtsschutz für Frauen leisten. So wird es in Zukunft für den Österreichischen Frauenring, die Zeitschrift an.schläge, den Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern, die Frauenhetz – feministische Bildung, Kultur und Politik oder auch den Verein Autonome Frauenhäuser weniger Geld geben. Schwarz-Blau setzt in ihrer Politik klare Prioritäten, denn das Innenministerium rechnet für die berittene Polizei mit Kosten von knapp 400.000 Euro.
Eigentlich gilt Österreich in Fragen geschlechtergerechter Budgetpolitik als internationales Vorbild, denn seit 2009 ist in der Verfassung festgeschrieben, dass die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern bei der Budgeterstellung anzustreben ist. In der Realität ist davon bislang wenig zu merken. Knapp 500.000 Menschen unterschrieben das Volksbegehren, um gegen die anhaltenden Missstände etwa bei der unbezahlten Arbeit, dem seit rund 15 Jahren nahezu unveränderten Gender Pay Gap oder auch der unzureichenden Kinderbetreuung zu protestieren.
Wir wollen analysieren in wie fern sich die Frauenpolitik der aktuellen schwarz-blauen Regierung von schwarz-blau I unterscheidet und wie feministische Bewegungen und Politik in der aktuellen politischen Situation vorankommen können.
Am Podium
Brigitte Theissl (Leitende Redakteurin, an.schläge – das feministische Magazin)
Christian Berger (Frauenvolksbegehren)
Franziska Disslbacher (Ökonomin, BEIGEWUM)
Moderation
Martina Madner (Redakteurin Wiener Zeitung, Frauennetzwerk Medien) &
Jelena Gučanin (Journalistin und Aktivistin, Frauennetzwerk Medien)