Das COVID – Kaleidoskop ist da!
Die Covid-Krise und insbesondere der Lockdown im März und April führten zum stärksten Wirtschaftseinbruch in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg. Schnell zeigte sich, dass die Krise verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich hart trifft. Sie wirkt sich besonders für jene spürbar negativ aus, die sich bereits vor der Covid-Krise in prekären Lebenslagen befanden. Bestehende soziale Ungleichheiten, wie etwa im Zusammenhang mit der Verteilung von Lohn- und Sorgearbeit, Bildungschancen und Zukunftsperspektiven, verschärfen sich.
Hier setzen die Diskussionsbeiträge des COVID-Kaleidoskops an. Das Heft beleuchtet in diesem Zusammenhang bestehende gesellschaftliche Schieflagen und ihre Verschärfungen in der Covid-Krise.
Das COVID-Kaleidoskop ist eine Online-Publikation des BEIGEWUM, die über den Sommer 2020 entstanden ist, und versucht einen möglichst breiten Blick auf die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie zu werfen. Es beinhaltet Kommentare, Interviews und wissenschaftliche Beiträge, die die Covid-Krise aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.
Die Publikation als PDF findet man hier
Veranstaltung 5.10. im Republikanischen Club – „Wien: ein Modell im Zukunftstest“
Das Kurswechsel Heft 4/2019 analysiert aktuelle Trends der Wiener Stadtentwicklung und diskutiert, inwiefern die Stadt (weiterhin) Referenz alternativer Kommunalpolitik ist. Galt Wien mit seinem großen öffentlichen Sektor vor 20 Jahren als Auslaufmodell, so erfährt es in den letzten Jahren vermehrt Zuspruch und gilt manchen sogar als Modell für eine „Stadt für alle“, deren Fundament ihre städtischen Infrastrukturen sind. Angesichts von Klimakrise, Digitalisierung und Erosion des sozialen Zusammenhalts stehen diese Infrastrukturen des Alltagslebens vor neuen Herausforderungen. Die einzelnen Beiträge untersuchen kritisch, wie sich Wien unter diesen geänderten Rahmenbedingungen weiterentwickelt: Wie ist etwa die aktuelle Wiener Wohnungspolitik zu bewerten? Inwiefern können internationale Erfahrungen für eine Öffnung der städtischen Governance genutzt werden? Welche Rolle kommt dabei intermediären Organisationen wie z.B. Wohnbaugenossenschaften zu und wie steht es um Partizipation in der Stadtplanung? Schließlich bringt eine emanzipatorische Stadtpolitik auch die Frage nach alternativen Metriken zur Wohlstandsmessung mit sich.
Das Heft verbindet Analyse mit politischer Einschätzung zu zukunftsfähiger Stadtentwicklung. Zwei Vorschläge werden im Zentrum der Diskussionsveranstaltung stehen: Zum einen die Bedeutung sozialökologischer Infrastrukturen für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung – hierbei mit einem Fokus auf Wohnen und Wohnumfeld. Zum anderen ein bewohnerzentriertes Konzept von Stadtbürgerschaft, das sozioökonomische Teilhabe durch eine gesicherte Grundversorgung ermöglichen soll.
Es diskutieren: Margaret Haderer (WU Wien), Justin Kadi (TU Wien) und Andreas Novy (WU Wien), Moderation Vanessa Redak (BEIGEWUM)
WICHTIG: aktuell kann nur eine beschränkte Anzahl an Personen anwesend sein. Wer teilnehmen möchte, kann sich unter office@repclub.at anmelden. Die Veranstaltung wird außerdem aufgezeichnet und später auf Youtube verfügbar sein.
Offener Brief besorgter WissenschafterInnen und Initiativen zum geplanten „Relaunch“ der Katholischen Sozialakademie
Die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) wirkt seit über 60 Jahren als eine wichtige Institution des interdisziplinären und transdisziplinären Dialogs in Österreich. Aufgrund der CoronaPandemie ist nun auch diese Institution vor große Herausforderungen gestellt: Durch die Pandemie brechen voraussichtlich Einnahmen weg, mit denen sich die ksoe zu zwei Dritteln selbst finanziert. Mit Sorge nehmen wir nicht nur den Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz zur Kenntnis, der einen „Relaunch“ der Katholischen Sozialakademie Österreichs plant, sondern auch die damit verbundene Kommunikation, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet.
Denn spricht der Umstand, dass die Zukunft der dort tätigen Mitarbeiter:innen zur Disposition gestellt wird, nicht deutlich – und allen Bekundungen zum Trotz – für eine in erster Linie inhaltlich, ja, politisch begründete Neuausrichtung der ksoe? Welche Neuausrichtung soll das sein, wenn sie im Grunde genau das bewirken soll, was die ksoe in über 60 Jahren sehr erfolgreich mit ihren Mitarbeiter:innen bereits unter Beweis gestellt hat? Nämlich, ein „Kompetenzzentrum” der Katholischen Soziallehre zu sein, „das die kirchliche Expertise in diesem Bereich zeitgemäß bündelt, vertieft und in einem ökumenisch offenen Dialog mit den staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen umsetzt“. Als 2019 das Jubiläum der ksoe begangen wurde, würdigte sie unter anderem Bundespräsident Alexander van der Bellen für genau dieses Engagement. Wie passt dieses Lob dazu, dass die ksoe „inhaltlich und strukturell neu aufgestellt“ werden soll?
Als Wissenschafter:innen unterschiedlicher Disziplinen und als zivilgesellschaftliche Initiativen aus einer Vielfalt verschiedener Themenbereiche schätzen wir die Arbeit und Arbeitsweise der ksoe. Wir kennen die ksoe durch ihre Texte, ihre Lehrgänge, von Vorträgen, als Forschende im Rahmen des Schasching-Fellowships sowie durch verschiedene Kooperationen. Die ksoe ist für uns keine „Marke“, wie es in einer Erklärung der Österreichischen Bischofskonferenz heißt, sondern eine gemeinwohlfördernde Institution. Sie ist nicht nur eine wichtige unabhängige und kritische Stimme in der österreichischen Gesellschaft, die notwendige Debatten anregt und bereits viele unverzichtbare Impulse gegeben hat. Nein, sie bietet auch den Raum für einen interdisziplinären Dialog. Dabei steht die ernsthafte Auseinandersetzung mit Themen auf der Agenda, die im normalen Hochschulbetrieb, aber auch in der Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen oft genug auf der Strecke bleiben: seien es die sozial-ökologische Transformation, solidarische Wirtschaftsformen, Zeitsouveränität, Grundeinkommen, Care oder Armut und Ungleichheit. Mehr noch: Die ksoe war immer schon ein Ort der Transdisziplinarität, deren Notwendigkeit nun zunehmend auch in weiteren Bereichen der Wissenschaft erkannt wird, und für die die ksoe eine Vorreiterin ist.
Deshalb blicken wir mit Sorge dem Vorhaben einer „Neuaufstellung“ der Katholischen Sozialakademie Österreichs entgegen. Wir befürchten nicht nur das Verstummen einer wichtigen Stimme in der österreichischen Gesellschaft, sondern ebenso, dass ein fruchtbarer Ort des inter- und transdisziplinären Dialogs versiegelt wird. Wir möchten die Verantwortlichen deshalb mit Nachdruck dazu aufrufen und ermutigen, mit dem beabsichtigten „Relaunch“ den bisherigen inhaltlichen und personellen Kurs der ksoe nicht nur zu stärken, sondern zu vertiefen und zu erweitern und in diesem Sinn für eine solide Finanzierung zu sorgen. Dies würde der ksoe zukünftig eine im subsidiären Sinne eigenständige und unabhängige Arbeit ermöglichen und ihr erlauben, die Erfolgsgeschichte der letzten sechs Jahrzehnte fortzusetzen