Offener Brief zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des EU-Mercosur-Abkommens
Wir, die unterzeichnenden ÖkonomInnen, wollen zu einer kritischen Bewertung des EU Mercosur-Abkommens beitragen, das derzeit von den EU-Mitgliedstaaten, den EU Institutionen und den Mercosur-Ländern zur Ratifizierung vorbereitet wird. Nach Ansicht der Europäischen Kommission wird das vorgeschlagene Abkommen sowohl für die europäischen als auch für die Mercosur-Länder wirtschaftlich vorteilhaft sein, da das BIP-Niveau steigen wird. Dies wird im Entwurf des Abschlussberichts zur nachhaltigen Folgenabschätzung (Sustainable Impact Assessment – SIA) für den Handelsteil des EU Mercosur-Assoziationsabkommens unterstrichen, der von Forscherinnen der London School of Economics (LSE) durchgeführt und im Juli 2020 veröffentlicht wurde.
Wir halten es für wichtig, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass die Wirtschaftsmodelle, die zur Berechnung dieser angeblichen Gewinne verwendet werden, für die Bewertung der sozialen und ökologischen Auswirkungen dieses Abkommens nicht geeignet sind. Andere Studien, die verschiedene Modelle verwenden, befassen sich mit den
Umweltkosten des weltweiten Güterverkehrs, den Auswirkungen der Entwaldung und den Auswirkungen auf Kleinbauern und ‑bäuerinnen in der EU und den Mercosur-Ländern. Diese alternativen Auswirkungsstudien zeigen sehr unterschiedliche Ergebnisse und zeigen auf, wie dieses Abkommen die Erfüllung der Pariser Klimaziele behindern und schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen auf Arbeitnehmer*innen und Landwirte –insbesondere Kleinbauern und ‑bäuerinnen – sowohl in Lateinamerika als auch in Europa
haben würde.