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Offene Fragen in der Debatte um Konzentrationstendenzen im Unternehmenssektor

16. September 2018 – 8:42 Uhr

Chris­ti­an Rei­ner und Chris­ti­an Bellak

 

Eine bis­lang vor allem in den USA geführ­te Debat­te über stei­gen­de Macht von Unter­neh­men erin­nert an die Kon­zen­tra­ti­ons­the­se von Marx, wonach die endo­ge­ne Dyna­mik des Kapi­ta­lis­mus mono­po­lis­ti­sche Struk­tu­ren her­vor­brin­ge, die schließ­lich sei­nen Unter­gang beför­dern wür­den. Für die Ent­wick­lung in den USA besteht weit­ge­hen­de Einig­keit dar­in, dass es hier in den letz­ten Jahr­zehn­ten sowohl zu stei­gen­der Kon­zen­tra­ti­on im Unter­neh­mens­sek­tor als auch zu stei­gen­der Mono­pol­macht der Unter­neh­men gekom­men ist (OECD 2018). Kürz­lich publi­zier­te Stu­di­en zei­gen, dass auch Euro­pa von dem Trend zu stei­gen­der Mono­pol­macht von Unter­neh­men nicht ver­schont ist (Díez et al. 2018b; Loecker und Eeck­hout 2018).

Ziel die­ses Bei­trags ist es einen Über­blick über drei aus­ge­wähl­te offe­ne Fra­gen für die For­schung zu geben, die sich aus den bis­he­ri­gen empi­ri­schen Ergeb­nis­sen ablei­ten und die gesell­schafts­po­li­ti­sche Dimen­si­on des The­mas reflek­tie­ren. Inhalt­lich stellt der Auf­satz damit eine Fort­füh­rung und Ergän­zung der Dis­kus­si­on im  Kurs­wech­sel­heft 1/​2018 zum The­ma „Die Macht von Unter­neh­men im neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus“ dar.

 

Wie stark ist die Poli­ti­sche Macht von Unternehmen? 

Macht hat vie­le Gesich­ter – so auch in der Welt der Unter­neh­men. Dies hat schon Adam Smith gewußt, der etwa neben der Mono­pol- und Mon­op­son­macht auch auf die Pro­ble­ma­tik der poli­ti­schen Macht von Unter­neh­men hin­ge­wie­sen hat: „Der Par­la­men­ta­ri­er, der jeden Vor­schlag der Mono­po­lis­ten unter­stützt, ihr Mono­pol zu stär­ken, erwirbt sich den Ruf, etwas von Wirt­schaft zu ver­ste­hen und erfreut sich gro­ßer Beliebt­heit und Ein­fluss bei rei­chen und wich­ti­gen Män­nern.“ Neu­re Stu­di­en, u.a. von der EZB sowie vom IWF zei­gen, der Ein­fluss von Unter­neh­men auf den poli­ti­schen Pro­zess  empi­risch bedeut­sam ist (für einen Über­blick sie­he Zinga­les 2017). In einer der ers­ten mikro­da­ten­ba­sier­ten Stu­di­en über Euro­pe kom­men bei­spiels­wei­se Del­lis und Son­der­mann (2017) zu fol­gen­dem, wohl­fahrts­öko­no­misch pro­ble­ma­ti­schem Schluss: „Also firms with hig­her lob­by­ing expen­dit­u­re seem to have a hig­her pro­fit mar­gin and are less pro­duc­ti­ve, which accord­ing to the lite­ra­tu­re, tend to be fea­tures of firms ope­ra­ting in clo­sed or high­ly con­cen­tra­ted mar­kets.“ Auf­grund der beschrie­be­nen Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen könn­te es wei­ter­hin auch zu einer Ver­schär­fung die­ser demo­kra­tie­po­li­tisch bedenk­li­chen Ent­wick­lung kommen.

In die­sem Zusam­men­hang soll­te auch bedacht wer­den, dass Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen öko­no­misch betrach­tet auf­grund von Effi­zi­enz­ge­win­nen weni­ger pro­ble­ma­tisch sein könn­ten als in der poli­ti­schen Sphä­re, in der die abso­lu­te Grö­ße und Bedeut­sam­keit eines Unter­neh­mens für eine Bran­che oder Regi­on poli­ti­sches Kapi­tel begrün­den kön­nen. Letzt­lich sei noch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die Fra­ge nach der metho­di­schen empi­ri­schen Erfas­sung von poli­ti­scher Ein­fluss­nah­me  frei­lich von zen­tra­ler Bedeu­tung ist. Es sei hier nur erwähnt, dass ein For­schungs­pro­blem dar­in besteht zu erklä­ren, war­um die Lob­bying­aus­ga­ben von Unter­neh­men (rela­tiv zu ihrer Grö­ße) eigent­lich so gering sind (Anso­l­a­be­he­re et al. 2003). Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass es eine Rei­he von ande­ren, weni­ger leicht zu iden­ti­fi­zie­ren­den Kanä­len gibt, die rela­tiv effi­zi­en­ter die Durch­set­zung von Pri­vat­in­ter­es­sen ermög­li­chen, was auf Meß- und Erfas­sungs­pro­ble­me hin­deu­tet. Aus unse­rer Sicht besteht in Bezug auf die­se The­men wei­te­rer For­schungs­be­darf, der neben einer expli­zi­ten euro­päi­schen Per­spek­ti­ve auch eine Inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit mit den Poli­tik­wis­sen­schaf­ten vor­se­hen soll­te. Der aktu­el­le Dis­kurs von popu­lis­ti­schen Par­tei­en über „abge­ho­be­ne Eli­ten“ und das „Sys­tem“ macht deut­lich, wie drän­gend und aktu­ell die­se Fra­gen sind.

 

Bes­se­re Tech­no­lo­gie oder Rent-Seeking? 

Neben der poli­ti­schen Macht ist die Ursa­chen­for­schung von Rele­vanz. Kurz gesagt: Inwie­weit sind stei­gen­de Kon­zen­tra­ti­ons­ten­den­zen tech­no­lo­gisch bedingt (Ska­len­ef­fek­te, direk­te und indi­rek­te Netz­werk­ef­fek­te) und inwie­weit auf ver­schie­de­ne For­men eines unpro­duk­ti­ven Rent-See­king zurück­zu­füh­ren? Wach­sen Unter­neh­men zu domi­nan­ten Markt­po­si­tio­nen weil sie über­le­ge­ne Effi­zi­enz auf­wei­sen, oder weil sie durch geschick­tes Agie­ren ein für sie vor­teil­haf­tes regu­la­to­ri­sches Umfeld erwirkt haben? Die Schwie­rig­keit liegt wei­ter­hin dar­in, dass die Dyna­mik von Märk­ten ent­lang ihres Lebens­zy­klus dazu füh­ren kann, dass die bei­den Fak­to­ren in wech­seln­den Mischungs­ver­hält­nis­sen auf­tre­ten, was eine Beur­tei­lung deut­lich erschwert. Bei­spiels­wei­se argu­men­tiert die deut­sche Mono­pol­kom­mis­si­on in ihrem Son­der­gut­ach­ten über digi­ta­le Märk­te (2015), daß die digi­ta­le Wirt­schaft zwar in eini­gen Berei­chen hoch­kon­zen­triert sei, aber das dies vor dem Hin­ter­grund eines funk­ti­ons­fä­hi­gen Schum­pe­ter-Wett­be­werbs zu sehen sei, der eine bal­di­ge Ablö­sung aktu­el­ler Domi­nanz­po­si­tio­nen erwar­ten las­se.  Und tat­säch­lich ist die kur­ze Geschich­te der IT-Bran­che eine Geschich­te hoher Inno­va­ti­ons­aus­ga­ben und einer zum Teil raschen Abfol­ge von tem­po­rä­ren Mono­po­len, etwa die Ablö­sung von Yahoo durch Goog­le (Dola­ta 2015), wobei sich dies bei Goog­le selbst nicht abzu­zeich­nen scheint.

Die kri­ti­sche Fra­ge ist jedoch, ob die Ver­gan­gen­heit ein vali­der Kom­pass für die Ein­schät­zung der Zukunft ist. Über posi­ti­ve Daten­be­stands­ef­fek­te und zuneh­mend aus­ge­klü­gel­te Tech­ni­ken zur Aus­wer­tung die­ser Daten kommt es nicht nur zu stän­dig ver­bes­ser­ten Anpas­sung von digi­ta­len Ser­vices an die Prä­fe­ren­zen der Nut­zer, son­dern auch zur frü­hen Iden­ti­fi­ka­ti­on von mög­li­chen Kon­kur­ren­ten. Wird ein Start­up von einem der domi­nan­ten Unter­neh­men auf die­se Wei­se  als poten­ti­el­ler Kon­kur­rent erkannt, so befin­det sich die­ses nun­mehr in einer soge­nann­ten „kill-zone“ und die Chan­ce eines Auf­kaufs durch bereits am Markt eta­blier­te Unter­neh­men steigt stark an, wäh­rend gleich­zei­tig die Bereit­schaft von Risi­ko­ka­pi­tal­ge­bern zur Finan­zie­rung von Star­tups die mög­li­cher­wei­se in die­se „kill-zone“ gera­ten könn­ten, abnimmt (The Eco­no­mist, 2.6.2018). Nach­dem das Sam­meln von Daten und deren digi­ta­le Nut­zung zuneh­mend mehr Wirt­schafts­be­rei­che erfasst, ist auch der Pro­blem­kreis wei­ter abzu­gren­zen als mit der IT-Bran­che im enge­ren Sin­ne. Genau­er gesagt geht es also um die Fra­ge, wann und unter wel­chen Umstän­den mit einem Abbruch eines wohl­fahrts­för­dern­den Schum­pe­ter-Wett­be­werbs gerech­net wer­den kann. Wei­ter­hin ist auch zu beden­ken, dass auch ein Schum­pe­ter-Wett­be­werb nicht unpro­ble­ma­tisch sein kann: Selbst wenn die Domi­nanz eines Unter­neh­mens tem­po­rä­rer Natur sein soll­te, zeigt etwa das Bei­spiel Face­book, daß auch kurz­fris­ti­ge Markt­macht­po­si­tio­nen gesell­schaft­lich höchst pro­ble­ma­ti­sche Fol­gen haben kön­nen. Inso­fern bedarf es auch hier wei­te­rer For­schung, um zu unter­su­chen, wie unter­schied­lich sich zeit­lich begrenz­te Markt­macht auf ver­schie­de­nen Märk­ten aus­wir­ken kann. Offen­sicht­lich ist auch hier neben einer klas­si­schen wohl­fahrts­öko­no­mi­schen Ana­ly­se ein kon­zep­tu­ell brei­te­rer Zugang notwendig.

Das Ver­hält­nis von Effi­zi­enz und Rent-See­king ist auch im Zusam­men­hang mit der poli­ti­schen Dimen­si­on der Macht von Unter­neh­men von Rele­vanz. Abhän­gig davon mit wel­cher Moti­va­ti­on  Lob­by­ing statt­fin­det, kann die sozia­le Wohl­fahrt hier­durch gestei­gert oder gesenkt wer­den. Wäh­rend also Lob­by­ing im Sin­ne des Rent-See­king nega­tiv zu beur­tei­len  ist, kann ein kon­struk­tu­ver Infor­ma­ti­ons­aus­tausch zwi­schen Poli­tik und Unter­neh­men zu bes­se­ren Ent­schei­dun­gen füh­ren, etwa weil eine Regu­lie­rung die Spe­zi­fi­ka einer Bran­che berück­sich­tigt und damit effek­ti­ver ist. Brown und Huang (2017) wei­sen in ihrer Unter­su­chung über Kon­tak­te zwi­schen Mana­gern, dem US Prä­si­den­ten­amt und dem Akti­en­kurs der Unter­neh­men auf die ent­spre­chen­de For­schungs­lü­cke hin: „Unfor­tu­n­a­te­ly, our data do not allow us to dis­tin­guish bet­ween the­se two views. Future rese­arch could disen­tang­le the­se poten­ti­al explana­ti­ons.” Insti­tu­tio­nen­öko­no­misch stellt sich die Fra­ge, wie der Kon­takt zwi­schen Unter­neh­men und Büro­kra­ten gestal­tet sein muss, sodass Rent-See­king mög­lichst ver­hin­dert, aber ein wohl­fahrts­stei­gen­der Infor­ma­ti­ons­aus­tausch im Sin­ne eines „poli­cy lear­nings“ (Dun­lop et al., 2018) beför­dert wird.

 

Wel­che Fol­gen hat die stei­gen­de Ungleich­hei­ten inner­halb des Unternehmenssektors?

Stei­gen­de Kon­zen­tra­ti­on signa­li­siert auch eine stei­gen­de Pola­ri­sie­rung inner­halb des Unter­neh­mens­sek­tors: Den in der Regel gro­ßen, mul­ti­na­tio­na­len „Super­star Firms“ steht eine Mas­se von Klein- und Mit­tel­un­ter­neh­men gegen­über, die nach wie vor pri­mär in regio­na­le und natio­na­le Wirt­schafts­kreis­läu­fe ein­ge­bun­den sind. Die zuneh­men­de Per­for­mance­lü­cke zwi­schen den füh­ren­den und nach­hin­ken­den Unter­neh­men wur­de zuletzt sowohl für Pro­duk­ti­vi­täts­in­di­ka­to­ren als auch für Inno­va­ti­ons­kenn­zah­len aus­führ­lich unter­sucht. Sowohl im Indus­trie- als auch im Dienst­leis­tungs­sek­tor klafft die Lücke in Bezug auf Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät immer wei­ter aus­ein­an­der (Kro­nen­berg und Rei­ner 2018). Für Deutsch­land zeigt sich im Zeit­raum 1994–2015 eine star­ke Zunah­me des Gini-Koef­fi­zi­en­ten der Inno­va­ti­ons­aus­ga­ben von etwa 0,88 auf ca. 0,94 (Hüner­mund und Ram­mer 2017). Die­se Ergeb­nis­se pas­sen gut mit den neu­en Markt­macht­stu­di­en zusam­men: Die Zunah­me der Mar­kups in den letz­ten Jahr­zehn­ten war vor allem von einem rela­tiv klei­nen Seg­ment der Unter­neh­men getrie­ben, dem es gelang, Stra­te­gien zu einer star­ken Stei­ge­run­gen der Markt­macht umzu­set­zen. Damit zusam­men­hän­gend ergibt sich eine zuneh­men­de Streu­ung in der Mark­up-Ver­tei­lung (Díez et al. 2018b; Loecker und Eeck­hout 2018). Es scheint, also als ob Pola­ri­sie­rungs­trends nicht nur im Haus­halts­sek­tor in Form der Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­ver­tei­lung son­dern auch im Unter­neh­mens­sek­tor wirk­sam sind.

Es stellt sich die Fra­ge, wie die stei­gen­de Hete­ro­ge­ni­tät und Pola­ri­sie­rung im Unter­neh­mens­sek­tor erklärt wer­den kann. Van Ree­nen (2018) argu­men­tiert, dass die Unter­schie­de zwi­schen Unter­neh­men wesent­lich auf Manage­ment- und Tech­no­lo­gie­kom­pe­ten­zen basie­ren wür­den, die durch Glo­ba­li­sie­rung und tech­no­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen in „win­ner take most/all”-Märkte resul­tie­ren wür­den. Die­se Inter­pre­ta­ti­on ist jedoch ange­sichts der Stra­te­gien von mul­ti­na­tio­na­len Unter­neh­men (MNU) mög­li­cher­wei­se ergän­zungs­be­dürf­tig. MNUs ver­fol­gen neben real­wirt­schaft­li­chen Inno­va­ti­ons­stra­te­gien auch effek­ti­ve Steu­er­ver­mei­dungs- und Markt­ab­schot­tungs­stra­te­gien, wel­che die Pro­fi­ta­bi­li­tät der Unter­neh­men in nicht unbe­trächt­li­chem Maße beein­flus­sen kön­nen. Bei­spiels­wei­se hat Ama­zon im Jahr 2016 einen Umsatz in der EU von ca. 22 Mrd Euro erwirt­schaf­tet aber ledig­lich ca. 16,5 Mio Euro an Steu­ern bezahlt. Tørs­løv et. al (2018) schät­zen, dass 40% aller Pro­fi­te von MNUs in Nied­rig­steu­er­län­der ver­scho­ben wer­den. Ein kri­ti­scher Punkt für die Debat­te über die wach­sen­den Ungleich­hei­ten zwi­schen Unter­neh­men ist nun frei­lich die Tat­sa­che, dass die hier ange­spro­che­nen Steu­er­ver­mei­dungs­stra­te­gien eben vor allem den MNU und nicht im glei­chen Maße KMU zur Ver­fü­gung ste­hen. Ähn­li­che Unter­schie­de gel­ten wohl auch in ande­ren Berei­chen, nicht zuletzt auch in bezug auf die oben dis­ku­tier­te poli­ti­sche Macht und damit den Auf­bau ver­schie­de­ner For­men von Markt­ein­tritts­bar­rie­ren. Gene­rell hat die Glo­bab­li­sie­rung die Hand­lungs­op­tio­nen von KMU und MNU in sehr unglei­cher Wei­se ver­än­dert, wobei letz­ter nach Roth­schild (2005) zu den Gewin­nern die­ser Ent­wick­lung gerech­net wer­den kön­nen. In einer Stu­die der Kom­mis­si­on über 20 EU-Mit­glieds­staa­ten stell­te sich her­aus, dass bei Berück­sich­ti­gung von Steu­er­op­ti­mie­rungs­stra­te­gien in 75% der Län­der gro­ße Unter­neh­men eine gerin­ge­re effek­ti­ve Steu­er­be­las­tung haben als KMU (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on 2015). Wenn­gleich frei­lich auch mitt­le­re Unter­neh­men Super­star Firms sein kön­nen, ist doch auf­fal­lend, dass gera­de die immer erwähn­ten IT-Gigan­ten wie Ama­zon oder Apple beson­ders aggres­si­ve  Steu­er­op­ti­mie­rungs­stra­te­gien ver­fol­gen. Hier stellt sich also die Fra­ge, wel­che Mecha­nis­men die Super­star Firms nut­zen, um den gro­ßen Rest der ande­ren Unter­neh­men hin­ter sich zu las­sen sowie, wel­che Rah­men­be­din­gun­gen dies beson­ders ermöglichen.

Wei­te­re Fra­ge­stel­lun­gen wären:  Wie ent­wi­ckelt sich die Ver­tei­lung von Pro­duk­ti­vi­tät, Inno­va­ti­on, Mono­pol­macht oder Pro­fi­ten im Zeit­ab­lauf? Wel­che Effek­te hat die Stei­gen­de Hete­ro­ge­ni­tät zwi­schen Unter­neh­men auf die Dif­fu­si­on von Tech­no­lo­gien zwi­schen Unter­neh­men sowie auf regio­na­le und sozia­le Dis­pa­ri­tä­ten? Wie kön­nen Unter­neh­men die Lücke über­win­den und in die Spit­zen­grup­pe vor­sto­ßen? Wie per­sis­tent ist die Zusam­men­set­zung der Super­star Firms und woher kommt die Per­sis­tenz? Letzt­lich: Wel­che Kon­se­quen­zen erge­ben sich aus die­sen Ent­wick­lun­gen für die Ein­kom­mens- und Vermögensverteilung?

 

Con­clu­sio und wirt­schafts­po­li­ti­scher Ausblick 

Karl Marx hat eine Rei­he von Kri­sen­ten­den­zen des Kapi­ta­lis­mus zutref­fend cha­rak­te­ri­siert. Die Ver­mach­tung von Märk­ten gehört ohne Zwei­fel dazu. Bei aller Vor­sicht scheint es eine sich erhär­ten­de empi­ri­sche Evi­denz zu geben, wel­che die letz­ten Jahr­zehn­te als ein neu­es Zeit­al­ter der Kon­zen­tra­ti­on bzw Mono­pol­macht erschei­nen las­sen. Die For­schung ist gefor­dert, die sich dar­aus erge­ben­den, gesell­schaft­lich rele­van­ten Pro­ble­me auf­zu­grei­fen. Die­ser Bei­trag hat ver­sucht eini­ge die­ser Pro­blem­stel­lun­gen zu skiz­zie­ren. Neben der Fra­ge nach der poli­ti­schen Macht von Unter­neh­men geht es vor allem auch dar­um her­aus­zu­fin­den, wie domi­nie­ren­de Unter­neh­men ihre Posi­ti­on erlangt haben und wie sie die­se ver­tei­di­gen. Die stei­gen­de Ungleich­heit im Unter­neh­mens­sek­tor könn­te näm­lich in Zukunft gene­rel­le Pola­ri­sie­rungs­ten­den­zen in Gesell­schaft, Poli­tik und Wirt­schaft wei­ter verschärfen.

Wirt­schafts­po­li­tisch müss­te hier frei­lich gegen­ge­steu­ert wer­den. Die Kom­ple­xi­tät der Pro­ble­me macht deut­lich, dass eine allei­ni­ge Auf­wer­tung der Wett­be­werbs­po­li­tik nicht aus­rei­chend sein wird, wobei dies sicher­lich ein zen­tra­les Ele­ment jeder  pro­gres­si­ven poli­ti­schen Reak­ti­on sein muss. Damit zusam­men­hän­gend ist vor allem auch eine bes­se­re Daten­la­ge ein­zu­for­dern, die ein umfas­sen­des Moni­to­ring der Ent­wick­lung der Wett­be­werbs­in­ten­si­tät ermög­licht soll­te. Die regel­mä­ßi­ge Bericht­erstat­tung der deut­schen Mono­pol­kom­mis­si­on („Stand und Ent­wick­lung der Unter­neh­mens­kon­zen­tra­ti­on in Deutsch­land“) kann hier als Vor­bild die­nen. In einem wei­te­ren Sin­ne sind aber alle struk­tur­po­li­ti­schen aber zum Teil auch geld- und fis­kal­po­li­ti­schen Maß­nah­men rele­van­te Deter­mi­nan­ten der Macht­ver­hält­nis­se in Wirt­schaft und Gesell­schaft. Bei­spiels­wei­se kann eine Geld­po­li­tik, die sich ein­sei­tig an einem (sehr nied­ri­gen) Infla­ti­ons­ziel ori­en­tiert,  dafür sor­gen, dass Voll­be­schäf­ti­gungs­pe­ri­oden kür­zer und die Ver­hand­lungs­macht der Arbeit­neh­mer dadurch redu­ziert wird. Die erwähn­ten Steu­er­prak­ti­ken von MNU sowie Steu­er­dif­fe­ren­zia­le zwi­schen digi­ta­len und tra­di­tio­nel­len Unter­neh­men (vgl. die Reform­dis­kus­si­on unter dem Stich­wort  „digi­ta­le Betriebs­stät­te“) sind letzt­lich das Resul­tat von steu­er- und damit fis­kal­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen. Eben­falls grund­sätz­lich ist der Umgang der Poli­tik mit Unter­neh­men zu über­den­ken. Auf der einen Sei­te braucht die Poli­tik die Unter­neh­men um deren Infor­ma­tio­nen für eine effi­zi­en­te Poli­tik­ge­stal­tung zu nut­zen; auf der ande­ren Sei­te ver­su­chen Mana­ger über direk­te Kon­tak­te mit poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern Ein­fluss zu ihren Guns­ten und auf Kos­ten der All­ge­mein­heit aus­zu­üben. Hier gilt es Insti­tu­tio­nen zu schaf­fen, die letz­te­res zurück­drän­gen und ers­te­res begünstigen.

 

Lite­ra­tur

Anso­l­a­be­he­re, S. et al. (2003): Why is the­re so litt­le money in U.S. poli­tics? In: Jour­nal of Eco­no­mic Per­spec­ti­ves, 17, 105–130.

Brown, J. und Huang, J. (2018): All the President’s Friends: Poli­ti­cal Access and Firm Value. NBER Working Paper No. 23356.

Del­lis, K. und Son­der­mann, D. (2017): Lob­by­ing in Euro­pe: new firm-level evi­dence. ECB Working Paper Seri­es No 2071.

Díez, F. et al (2018): Glo­bal Mar­ket Power and its Macroeco­no­mic Impli­ca­ti­ons. IMF Working Paper  18/​37.

De Loecker, J. und Eeck­hout, J. (2018): Glo­bal mar­ket power. NBER Working Paper 24768.

Dola­ta, U. (2015): Vola­ti­le Mono­po­le. Kon­zen­tra­ti­on, Kon­kur­renz und Inno­va­ti­ons­stra­te­gien der Inter­net­kon­zer­ne. In: Ber­li­ner Jour­nal für Sozio­lo­gie, 24, 505–529.

Dun­lop, C.A., C.M. Radael­li, P. Trein (2018) Lear­ning in Public Poli­cy: Ana­ly­sis, Modes and Out­co­mes, Pal­gra­ve: Macmillan.

Euro­päi­sche Kom­mis­si­on (2015):  SME taxa­ti­on in Euro­pe. Brussels.

Hüner­mund, P. und Ram­mer, C. (2017): Kon­zen­tra­ti­on der Inno­va­ti­ons­tä­tig­keit in Deutsch­land nimmt zu, Öko­no­men­stim­me.

Kro­nen­berg, C. und Rei­ner, C. (2018): Die Inno­va­ti­ons­lü­cke: Zuneh­men­de Diver­genz im Inno­va­ti­ons­ver­hal­ten von Fir­men. Öko­no­men­stim­me, 17.04.2018

Mono­pol­kom­mis­si­on (2015): Wett­be­werbs­po­li­tik: Her­aus­for­de­rung digi­ta­le Märk­te. Son­der­gut­ach­ten 68.

OECD (2018): OECD (2018): Mar­ket con­cen­tra­ti­on. Paris.

Rei­ner, C. und Bel­lak, C. (2018): Edi­to­ri­al: die Macht von Unter­neh­men im neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus. In: Kurs­wech­sel, 1/​2018, 3–19.

Roth­schild, K. (2005): New worlds – new approa­ches: A note on future rese­arch stra­te­gies. In: Kyklos, 58, 439–447.

Tørs­løv, T. et. al (2018): The mis­sing pro­fits of nati­ons. NBER Working Paper No. 24701.

Zinga­les (2017): Towards a poli­ti­cal theo­ry of the firm. In: Jour­nal of Eco­no­mic Per­spec­ti­ves, 31, 113–130.

Van Ree­nen, (2018): Incre­a­sing Dif­fe­ren­ces bet­ween firms: Mar­ket Power and the Macro-Eco­no­my. Online unter: http://online.wsj.com/public/resources/documents/van_reenen_paper0824.pdf [31.08.2018].

 

 

Die Autoren

Chris­ti­an Rei­ner ist Wirt­schafts­for­scher und Lek­tor an der Lau­der Busi­ness School in Wien. christian.reiner@lbs.ac.at

 

 

 

 

Chris­ti­an Bel­lak ist Öko­nom im Depart­ment Volks­wirt­schaft der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien. bellak@wu.ac.at

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China von Links – Wohin fliegt der Drache?

15. September 2018 – 10:09 Uhr

Don­ners­tag | 4.10.2018 | 18:30 Uhr | Repu­bli­ka­ni­scher Club, Rockh­gas­se 1, 1010 Wien

Chi­na hat in den letz­ten vier Jahr­zehn­ten eine atem­be­rau­ben­de Ent­wick­lung genom­men und im Land und glo­bal neue Macht‑, Herrschafts‑, und Ver­tei­lungs­rea­li­tä­ten geschaffen.
Es stel­len sich dazu von Links vie­le Fragen:
Ist bzw. wird der „Sozia­lis­mus mit chi­ne­si­schen Cha­rak­te­ris­ti­ka“ (Eigen­de­fi­ni­ti­on) noch Sozia­lis­mus? Die „Neue Sei­den­stra­ße“ als umfas­sends­te Inves­ti­ti­ons­stra­te­gie der Geschich­te? Kopiert oder inno­viert Chi­na? Wie ist das mit der zuneh­men­den Über­wa­chung und dem Social Credit Sys­tem? Wird Chi­na eine neue Hege­mo­ni­al­macht? Ent­steht in Chi­na eine „Neue Öko­lo­gi­sche Zivilisation“?

 

Es dis­ku­tie­ren:
Gabrie­le Michalitsch, Poli­to­lo­gin und Öko­no­min, lehrt an den Uni­ver­si­tä­ten Wien (Insti­tut für Poli­tik­wis­sen­schaft) und Klagenfurt.
Josef Baum, Öko­nom und Geo­graph, Insti­tut für Ost­asi­en­wis­sen­schaf­ten und für Geo­gra­phie und Regio­nal­for­schung an der Uni Wien.

Mode­ra­ti­on:
Julia Grüb­ler (WIIW)

China von Links

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Der neuer Kurswechsel ist da: Am Land – am Rand?

22. Juli 2018 – 20:54 Uhr

Durch die star­ken Wahl­er­geb­nis­se rechts­na­tio­na­lis­ti­scher Par­tei­en in länd­li­chen und peri-urba­nen Regio­nen ist das Land ver­stärkt ins Zen­trum der media­len Auf­merk­sam­keit gerückt. Das aktu­el­le Heft setzt sich mit unter­schied­li­chen öko­no­mi­schen und gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lungs­mus­tern in länd­li­chen Regio­nen aus­ein­an­der, dis­ku­tiert For­men poli­ti­schen Akti­vis­mus auf dem Land und stellt alter­na­ti­ve Ent­wick­lungs­an­sät­ze für peri­phe­re länd­li­che Regio­nen vor.

Das Debat­ten­fo­rum „Es ist Zeit … für das Frauen*volksbegehren 2.0!“ beleuch­tet das aktu­el­le sowie das ver­gan­ge­ne Frau­en­volks­be­geh­ren von 1997.

Das gesam­te Inhalts­ver­zeich­nis, Edi­to­ri­al sowie das Debat­ten­fo­rum kön­nen Sie hier online lesen; Bestel­lun­gen sind hier möglich.

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Özlem Onaran: From the flaws in the EU economic policies to Brexit – what are progressive alternatives?

22. Juni 2018 – 10:08 Uhr

Here you can fin­de the video from the lecture.

Fri­day | 6 July 2018 | 18:00 – 19:30 | 7 Days Pre­mi­um Hotel Wien, Euro­pa­saal, Hoff­in­ger­gas­se 33 /​ Ecke Oswald­gas­se, 1120 Wien

 

Even though some EU mem­ber sta­tes expe­ri­ence eco­no­mic reco­very, the EU is still in a deep struc­tu­ral cri­sis. Rising eco­no­mic ine­qua­li­ties wit­hin and bet­ween the EU mem­ber sta­tes jeo­par­di­ze EU inte­gra­ti­on par­ti­cu­lar­ly in the Euro­zo­ne area. The shift from labor inco­mes to capi­tal inco­mes wit­hin the last deca­des ham­pe­red demand and resul­ted in low invest­ment and growth. Aus­teri­ty mea­su­res fos­te­r­ed by the EU put fur­ther pres­su­re on wel­fa­re sta­tes and worsened the situa­ti­on of tho­se hit har­dest by the crisis.

Against this back­ground right-wing popu­list par­ties gai­ned signi­fi­can­ce and incre­a­sed their influ­ence. With Bri­tain lea­ving the EU inte­gra­ti­on-cri­sis reached a new low and rai­sed con­cerns that Bre­x­it could act as a role model for other coun­tries. But what are the con­se­quen­ces of the Bre­x­it for peop­le working in the UK? Does it incre­a­se the space for alter­na­ti­ve eco­no­mic poli­ci­es? What are the flaws in the EU eco­no­mic poli­ci­es? What alter­na­ti­ves are exis­ting and are they fea­si­ble on a Euro­pean scale?

 

Özlem Onar­an is Pro­fes­sor of Eco­no­mics at the Uni­ver­si­ty of Green­wich and the direc­tor of the Green­wich Poli­ti­cal Eco­no­my Rese­arch Centre
Wel­co­me remarks: Sebas­ti­an Schub­lach, Karl-Renner-Institut
Mode­ra­ti­on: Keîl Lingnau

 

Plea­se regis­ter at the home­page of the Karl-Ren­ner-Insti­tu­te: http://www.renner-institut.at/programm

 

Außer­dem stellt sie am 6.07. von 12:30 ‑13:00 auf der WU (Raum: D4.0.047) das Plu­ra­le Mas­ter­pro­gramm an ihrer Uni in Green­wich vor. Bei Inter­es­se ein­fach vorbeikommen!

 

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Finanzmarktregulierung: 10 years after the crash

28. Mai 2018 – 10:02 Uhr

Don­ners­tag | 7. Juni | 19:00 Uhr | WU | Fest­saal 2

Im Sep­tem­ber 2008 scho­ckier­te die Plei­te von Leh­man Bro­thers die Finanz­welt und war Höhe­punkt und Mit­aus­lö­ser der bis­her größ­ten Finanz- und Wirt­schafts­kri­se der Welt. Das ist nun 10 Jah­re her, doch was hat sich im Bereich der Finanz­markt­re­gu­lie­rung seit dem getan? Sind die der­zei­ti­gen Regu­lie­run­gen aus­rei­chend, um einer erneu­ten Kri­se vor­zu­beu­gen, oder tra­gen sie sogar noch zur Insta­bi­li­tät im Sys­tem bei?

Die­se und vie­le ande­re Fra­gen dis­ku­tie­ren mit uns:

Lisa Mit­ten­drein (Refe­ren­tin für Finanz­märk­te, Euro­kri­se & Steu­ern bei Attac)
Wil­fried Stad­ler (Hono­rar­pro­fes­sor an der WU Wien)
Eli­sa­beth Spring­ler (Öko­no­min und Stu­di­en­gangs­lei­te­rin an der FH des BFI Wien)
Mode­ra­ti­on: Fred Luks (Lei­ter des Kom­pe­tenz­zen­trums für Nach­hal­tig­keit an der WU Wien)

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Can the EU still be saved? The implications of a multi-speed Europe

10. Mai 2018 – 20:52 Uhr

Simon Theurl

 

Am 22.3.2018 luden der BEIGEWUM, die ÖFSE und die WiPol zum fünf­ten Mal zur Prä­sen­ta­ti­on des Euro­Me­mo in Wien ein. Der Ein­la­dung, über die Zukunft der EU nach­zu­den­ken und den Raum für mög­li­che Manö­ver für ein alter­na­ti­ves Modell der euro­päi­schen Inte­gra­ti­on aus­zu­lo­ten, wur­de mit regem Inter­es­se gefolgt.

Im aktu­el­len poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Kon­text stellt das Euro­Me­mo 2018 – der jähr­lich erschei­nen­de Bericht der Euro­me­mo­Grup­pe (http://www.euromemo.eu/index.html ) – die Fra­ge „Can the EU still be saved?“.

Vor etwa zehn Jah­ren stürz­te die glo­ba­le Finanz­kri­se die Mit­glieds­län­der der EU (ins­be­son­de­re des Euro­rau­mes) in eine lang­an­hal­ten­de öko­no­mi­sche Rezes­si­on. Wäh­rend die Euro­päi­sche Zen­tral­bank im Rah­men ihrer Mög­lich­kei­ten ver­such­te den Abschwung abzu­fe­dern und die Kon­junk­tur wie­der zu bele­ben, setz­te die Kom­mis­si­on ihren defla­tio­nä­ren Kurs (bis etwa 2015) mit Nach­druck fort: Aus­teri­täts­po­li­tik, fort­schrei­ten­de Fle­xi­bi­li­sie­rung der Arbeits­märk­te, Schwä­chung der Gewerk­schaf­ten und Lohn­kür­zun­gen stan­den im Zen­trum der wirt­schafts­po­li­ti­schen Emp­feh­lun­gen und Vor­schrif­ten der Komission.

Seit ihrer Ent­ste­hung wur­de die Euro­me­mo­Grup­pe nicht müde, die öko­no­mi­schen Ent­wick­lun­gen und die poli­ti­sche Aus­rich­tung des euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­mo­dells kri­tisch zu kom­men­tie­ren, vor den nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen ins­be­son­de­re der Aus­teri­täts­po­li­tik, sowie vor den Ein­grif­fen in die Sozi­al- und Lohn­sys­te­me zu war­nen und kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge für ein alter­na­ti­ves euro­päi­sches Inte­gra­tio­nas­mo­dell zu äußern.

Mitt­ler­wei­le ver­zeich­nen alle Mit­glied­staa­ten der EU wie­der posi­ti­ve Wachs­tums­zah­len – doch der Auf­schwung ver­läuft asym­me­trisch, die Mit­glied­staa­ten diver­gie­ren wei­ter, die Finanz­märk­te kön­nen jeder­zeit eine neue Kri­se aus­lö­sen und die Arbeits­lo­sig­keit sinkt zwar wie­der, aber über­trifft wei­ter­hin deut­lich das Vor­kri­sen­ni­veau (https://www.etui.org/Publications2/Books/Benchmarking-Working-Europe-2018 ). Neben den öko­no­mi­schen Her­aus­for­de­run­gen, die trotz kon­junk­tu­rel­lem Auf­schwung bestehen, befin­det sich die EU in einer erns­ten poli­ti­schen Kri­se. Nicht zuletzt das Schei­tern einer gemein­sa­men, koor­di­nier­ten Betreu­ung und Inte­gra­ti­on der Refu­gees seit 2015 bringt dies zum Aus­druck. Dabei gelang es neo-natio­na­li­sit­schen Par­tei­en in der gesam­ten EU, die öffent­li­che Debat­te auf eine ver­meint­li­che Refu­gee-Kri­se zu len­ken, die­se für die öko­no­mi­sche Situa­ti­on der Kri­sen- und Glo­ba­li­sie­rungs­ver­lie­re­rIn­nen (Arbeits­lo­se und jene die von Lohn- und Sozi­al­leis­tungs­kür­zun­gen betrof­fen sind, aber auch zuneh­mend die schrump­fen­de Mit­tel­schicht) ver­ant­wort­lich zu machen, eige­ne Agen­den zu set­zen und stark an Ein­fluss zu gewin­nen. Auf der ande­ren Sei­te gelang es links­ge­rich­te­ten Par­tei­en nicht, das Momen­tum der Kri­se zu nut­zen, um dem neo­li­be­ral gepräg­ten euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jekt eine Alter­na­ti­ve ent­ge­gen­zu­stel­len. Eta­blier­te Par­tei­en der Mit­te ver­lo­ren wäh­rend­des­sen an Ein­fluss und drif­te­ten teil­wei­se selbst weit nach rechts ab. Schließ­lich stellt der Aus­tritt Groß­britt­an­ni­ens – ange­zet­telt von der rechts­kon­ser­va­ti­ven natio­na­lis­ti­schen UKIP – eine wei­te­re Bruch­li­nie für das euro­päi­sche Inte­gra­ti­ons­pro­jekt dar.

 

Vier Sze­na­ri­en über die Zukunft der EU

Die Dis­kus­si­on eröff­ne­te Heik­ki Pato­mä­ki (Uni­ver­si­tät Hel­sin­ki) mit einem Vor­trag über mög­li­che Sze­na­ri­en für die Zukunft der EU. Von einem kri­tisch rea­lis­ti­schen wis­sen­schafts­phi­lo­so­phi­schen Stand­punkt spannt Pato­mä­ki einen poten­ti­el­len Zukunfts­ho­ri­zont ent­lang vier mög­li­cher Eck­punk­te. Dabei geht es nicht dar­um, eine exak­te Pro­gno­se über die Zukunft zu geben, son­dern Ent­wick­lun­gen als gestal­te­te und somit gestalt­ba­re Pro­zes­se zu ver­ste­hen. Die Geschich­te als Geschich­te von Klas­sen­kämp­fen zu ver­ste­hen bedeu­tet, dass die Zukunft gestalt­bar ist.

Wesent­lich für Ein­schät­zun­gen mög­li­cher Zukunfts­sze­na­ri­en ist dann, was für uns denk­bar ist. Also wie wir die aktu­el­le Situa­ti­on ana­ly­sie­ren und davon abhän­gig wel­che Schlüs­se und poli­ti­schen Impli­ka­tio­nen wir dar­aus ablei­ten kön­nen. Mög­li­che Sze­na­ri­en für die Zukunft der EU ent­wi­ckelt Pato­mä­ki des­halb aus­ge­hend von öko­no­mi­schen Theo­rien und Legi­ti­ma­ti­ons­theo­rien, anhand derer er die Lage der EU ein­zu­schät­zen ver­sucht. Öko­no­mi­sche Theo­rien unter­teilt er in hete­ro­do­xe Theo­rien, wonach kapi­ta­lis­ti­sche Markt­wirt­schaf­ten grund­sätz­lich insta­bil und kri­sen­haft sind, sowie in libe­ra­le Theo­rien, wonach unre­gu­lier­te Wett­be­werbs­märk­te zu einem opti­ma­len Gleich­ge­wicht ten­die­ren. Unter Legi­ti­ma­ti­ons­theo­rien fasst Pato­mä­ki Theo­rien, die davon aus­ge­hen, dass nor­ma­ti­ve Wer­te das Han­deln von Indi­vi­du­en maß­geb­lich beein­flus­sen und somit für die gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Sta­bi­li­tät rele­vant sind. Die­se Legi­ti­ma­ti­ons­theo­rien uner­teilt er in „Kapi­ta­lis­ti­sche Freie-Markt­wirt­schafts­theo­rien“ – Schum­pe­te­ria­ni­sche Theo­rien, wonach die freie Markt­wirt­schaft genügt um poli­ti­sche Sta­bi­li­tät zu gewähr­leis­ten – und in Theo­rien „Gene­ra­li­sier­ba­rer Eth­no-Poli­ti­scher Güter“ – Habermas‘sche Theo­rien, wonach es gene­ra­li­sier­ba­rer eth­no-poli­ti­scher Güter bedarf, die signi­fi­kant bedeu­tungs­voll für unser Leben sind und poli­ti­sche Kon­stel­la­tio­nen legi­ti­mie­ren. Aus­ge­hend von die­sen Über­le­gun­gen erstellt Pato­mä­ki fol­gen­de Matrix:

  Legi­ti­ma­ti­ons­theo­rie:

Schum­pe­ter

Legi­ti­ma­ti­ons­theo­rie:

Haber­mas

(Neo-Ordo)liberale öko­no­mi­sche Theorien A) Die EU und der Euro­raum sind öko­no­misch funk­tio­nal und gesell­schaft­lich legitimiert. C) Der Euro­raum kann funk­tio­nie­ren, aber der EU man­gelt es an Legitimation.
Post-Keyne­sia­ni­sche/he­te­ro­do­xe öko­no­mi­sche Theorien B) Die EU ist öko­no­misch insta­bil. Der Euro­raum scha­det der EU und ist krisenanfällig. D) Die EU ist insta­bil und kri­sen­an­fäl­lig. Die nächs­te öko­no­mi­sche Kri­se wird ihre Legi­ti­ma­ti­on zerstören.

Zwar haben alle die­se Betrach­tungs­wei­sen einen wah­ren Kern, aus den aktu­el­len „Mak­ro­his­to­ri­schen“ Erfah­run­gen der letz­ten Jah­re kommt Pato­mä­ki jedoch zu dem Schluss, dass die Euro­kri­se und des­sen Nach­wir­kun­gen am stärks­ten auf Opti­on D deuten.

Aus­ge­hend von die­sem Stand­punkt, ent­wirft Pato­mä­ki schließ­lich einen Mög­lich­kei­ten­ho­ri­zont für die Zukunft der EU, den er ent­lang vier mög­li­cher Sze­na­ri­en aufspannt.

Sze­na­rio 1 – „Wei­ter wie bis­her“: die nächs­te Kri­se bzw. die nächs­te Rezes­si­on wird zu wei­te­rer Des­in­te­gra­ti­on füh­ren, ein kom­plet­ter Kol­laps der EU ist möglich.

Sze­na­rio 2 – „Ein­heit durch Mili­ta­ri­sie­rung“: beschreibt eine Mili­ta­ri­sie­rung zur Legi­ti­ma­ti­on der EU kom­bi­niert mit här­te­ren öko­no­mi­schen Dis­zi­pli­nie­rungs­maß­nah­men nach neo­li­be­ra­lem Mus­ter. Ein „Mili­tär-Keyne­sia­nis­mus“ könn­te dabei leich­te Wachs­tums­im­pul­se set­zen und die EU könn­te im geo­po­li­ti­schen Rin­gen sou­ve­rä­ner Natio­nal­staa­ten als nuklea­re Super­macht agieren.

Sze­na­rio 3 – „Das sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Pro­jekt“ setzt sich zumin­dest teil­wei­se durch und ver­mag es die EU zu trans­for­mie­ren: Hin zu einem qua­si-föde­ra­len Staat mit demo­kra­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen und vol­ler fis­kal­po­li­ti­scher Kapa­zi­tät. Dabei ent­wi­ckelt sich die EU zu einem sou­ve­rä­nen Staat in der Welt­ord­nung sou­ve­rä­ner Staa­ten. Bei die­sem Sze­na­rio sind star­ke Ten­den­zen hin zu Sze­na­rio 2 zu erwarten.

Sze­na­rio 4 – Sze­na­rio 3 „aber kos­mo­po­lit“: Die EU agiert selbst­re­fle­xiv als Teil eines sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Sys­tems glo­ba­ler Regie­run­gen, zu des­sen Ent­wick­lung sie aktiv beiträgt.

 

Aus­ge­hend von der Ein­schät­zung der Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jah­re (Opti­on D) sind Sze­na­rio 1 und 2 in der aktu­el­len Situa­ti­on am wahr­schein­lichs­ten. Alter­na­ti­ve Ent­wick­lun­gen sind zwar denk­bar, jedoch bedarf eine grund­le­gen­de Trans­for­ma­ti­on des euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jek­tes Zeit. Die ent­schei­den­de Fra­ge, die sich in Hin­blick auf die Ein­schät­zung der aktu­el­len Lage (Opti­on D) stellt, ist: „Haben wir genug Zeit die not­wen­di­gen Refor­men umzu­set­zen bevor die nächs­te Kri­se dem Euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jekt end­gül­tig ein Ende setzt?“

 

Podi­ums­dis­kus­si­on

Das Podi­um eröff­ne­te Peter Herr­mann (Euro­Me­mo Grup­pe, Max Plank Insti­tut Social Law and Social Poli­cy). Er argu­men­tiert, dass es für eine Trans­for­ma­ti­on hin zu einem alter­na­ti­ven euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jekt Men­schen braucht, die auf der Suche nach kri­ti­scher Bil­dung sind und nicht nach Human­ka­pi­tal. Men­schen, die sich wei­ter­bil­den möch­ten und aktiv gestal­ten wol­len. Er hebt her­vor, dass zu Beginn des euro­päi­schen Expe­ri­ments reges Inter­es­se an der Gestal­tung des gemein­sa­men Pro­jek­tes in der Zivil­ge­sell­schaft bestan­den hat­te und, dass Brüs­sel auch offe­ne Ohren für die­se Stim­men hat­te. Das hat stark zur Legi­ti­ma­ti­on des euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jek­tes bei­getra­gen. Heut­zu­ta­ge kom­men von Brüs­sel, bei den meis­ten Men­schen, nur mehr „nicht-Pro­ble­me“ an, die nicht nach­voll­zieh­bar sind und als wenig bis gar nicht bedeu­tend für das eige­ne Leben wahr­ge­nom­men wer­den. Das ist ein wesent­li­cher Grund dafür, dass vie­le Men­schen das Inter­es­se, an der Gestal­tung des Euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jek­tes mit­zu­wir­ken, ver­lo­ren haben. Ins­be­son­de­re Pro­ble­me des Arbeits­mark­tes, wie zuneh­men­de pre­kä­re Arbeits­ver­hält­nis­se, sin­ken­de Löh­ne und eine immens hohe Arbeits­lo­sig­keit, vor allem unter den Jugend­li­chen, zäh­len zu den eigent­li­chen und wesent­li­chen Pro­ble­men vie­ler EU-Bür­ge­rIn­nen. Doch die­se Pro­ble­me wer­den von den euro­päi­schen poli­ti­schen Eli­ten nicht ent­spre­chend wahr­ge­nom­men, auf jeden Fall nicht adäquat the­ma­ti­siert. Herr­mann schließt: Umso weni­ger die zen­tra­len The­men von poli­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­ge­rIn­nen kom­men, umso mehr geht es für lin­ke Bewe­gun­gen dar­um, den öffent­li­chen Raum zurück zu erobern und sich mit­tels direk­ter Aktio­nen wie­der Gehör zu ver­schaf­fen, um lin­ke Alter­na­ti­ven auf­zu­zei­gen, ein­zu­for­dern und umzusetzen.

Mari­ca Franga­kis (Euro­Me­mo Grup­pe, Nicos Pou­lant­z­as Insti­tut) zog die Leh­ren aus der Erfah­rung in Grie­chen­land. Die Kri­se hat deut­lich gemacht, dass Euro­pa kei­ne Gemein­schaft gleich­be­rech­tig­ter Staa­ten ist, son­dern, dass eine Hier­ar­chie zwi­schen den Mit­glied­staa­ten besteht – mit Deutsch­land an der Spit­ze, das Land das maß­geb­lich die Dis­zi­pli­nie­rung Grie­chen­lands ein­ge­for­dert hat. Gleich­zei­tig lässt sich die EU nicht ohne Klas­sen­ana­ly­se begrei­fen, denn Klas­sen­struk­tu­ren zie­hen sich quer durch die natio­nal­staat­li­chen Hier­ar­chien. Kapi­ta­lis­ti­sche Eli­ten in Grie­chen­land tei­len bei­spiels­wei­se ihre Erfah­run­gen mit den kapi­ta­lis­ti­schen Eli­ten in Deutschland.

Für die kapi­ta­lis­ti­schen Eli­ten waren die zehn Jah­re Rezes­si­on kein Pro­blem. Bereits kurz nach dem Bör­sen­crash und der fol­gen­den Ban­ken­kri­se (2007/​08) flo­rier­ten die Spe­ku­la­tio­nen erneut, Pro­fi­te durch inves­ti­tio­nen waren schnell wie­der mög­lich und selbst wenn man­che Kapi­ta­lis­ten wäh­rend der Kri­se Ein­bu­ßen in Kauf neh­men muss­ten, so bestand für sie kei­ne Not­wen­dig­keit einer schnel­len Lösung der Pro­ble­me, die den Groß­teil der Men­schen betraf. Denn von dem immensen Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit und den damit zusam­men­hän­gen­den Pro­ble­men, wie stei­gen­der Armut, waren sie nicht betrof­fen. Das Pro­blem ver­deut­li­chen Aus­sa­gen der Füh­rungs­eli­ten der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on: Wachs­tum soll durch die wei­te­re Dere­gu­lie­rung des Arbeits­mark­tes erreicht wer­den. Eine Aus­sa­ge, die als zyni­scher Euphe­mis­mus für das Strei­chen der Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen, der Sozi­al­ver­si­che­run­gen und das Schwä­chen von Gewerk­schaf­ten zu ver­ste­hen ist.

Eben die­se herr­schen­de Eli­te war in ihrer Lebens­rea­li­tät von der Kri­se nicht betrof­fen. Den­noch ent­schei­det sie maß­geb­lich über das Leben vie­ler, die von der Kri­se betrof­fen sind.

Wer­ner Raza (Euro­Me­mo Grup­pe) hebt her­vor, dass die Sozi­al­de­mo­kra­tie seit 2000 in den ein­zel­nen euro­päi­schen Mit­glied­staa­ten um die 20% – 40% ihrer Wäh­ler­stim­men ver­lo­ren hat. Ande­ren pro­eu­ro­päi­schen Par­tei­en wie den Grü­nen erging es nicht anders. Sie haben eben­falls mas­si­ve Ver­lus­te ver­zeich­net. Ins­ge­samt macht die­ses pro­eu­ro­päi­sche Lager nur mehr um die 30% – 35% der Wäh­ler­stim­men aus. Ins­be­son­de­re KMUS und der Groß­teil der Mit­tel­schicht wur­den – auf Grund der Erfah­run­gen mit dem domi­nan­ten euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­mo­dell – euro­pa­skep­tisch und haben sich von den pro­eu­ro­päi­schen bür­ger­li­chen Par­tei­en abge­wandt. Einen Groß­teil die­ser Wäh­ler­stim­men konn­ten rechts­po­pu­lis­ti­sche Par­tei­en mit (neo)nationalistischen Paro­len auf­fan­gen. So haben zuneh­mend anti­eu­ro­päi­sche Kräf­te an Bedeu­tung gewonnen.

Die Ver­lie­re­rIn­nen der euro­päi­schen Inte­gra­ti­on sind jene, die kei­ne Arbeit mehr haben, zuneh­mend pre­kä­re Jobs haben und deren Ein­kom­men kaum zum Über­le­ben reicht. Doch anstatt, dass sich die Sozi­al­de­mo­kra­tie die­ser Bevöl­ke­rungs­schicht zuwen­det, fokus­siert sie auf die Mit­tel­schicht, die sich zuneh­mend (neo)nationalistischen Kräf­ten zuwen­det. Die pre­kär Beschäf­tig­ten, Arbeits­lo­sen und Abge­häng­ten wer­den von die­ser Poli­tik aber nicht mehr ange­spro­chen, denn die­se Poli­tik beinhal­tet kei­ne Ange­bo­te an sie.

Um aus dem Dilem­ma her­aus­zu­kom­men, muss die Idee eines föde­ra­len Euro­pas, das ein glaub­wür­di­ges Ange­bot an die brei­ten Bevöl­ke­rungs­schich­ten macht, lang­fris­tig wie­der hege­mo­ni­al wer­den. Dazu müs­sen sich lin­ke Intel­lek­tu­el­le erneut und ver­mehrt die Fra­ge stel­len „Was kön­nen wir tun? Und wie lässt sich die Basis für das Errei­chen eines alter­na­ti­ven euro­päi­schen Inte­gra­ti­ons­pro­jek­tes aktivieren? “.

 

 

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Der neue Kurswechsel ist da: Die Macht von Unternehmen im neoliberalen Kapitalismus

1. Mai 2018 – 14:56 Uhr

Der neue Kurswechsel ist da: Die Macht von Unternehmen im neoliberalen Kapitalismus

Macht ist in vie­len öko­no­mi­schen Theo­rie­an­sät­zen eine Leer­stel­le, in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on spielt Unter­neh­mens­macht hin­ge­gen eine durch­aus wich­ti­ge Rol­le. Das aktu­el­le Heft setzt sich mit Unter­neh­mens­macht aus theo­re­ti­scher Per­spek­ti­ve, aber auch empi­risch aus­ein­an­der. Macht­for­men und ‑stra­te­gien wer­den im Hin­blick auf Markt­macht, die Bezie­hun­gen zu Gewerk­schaf­ten und auch poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me ana­ly­siert und diskutiert.

Debat­ten­fo­rum: Schwarz-Blau II: Natio­nal reden, unso­zi­al han­deln – Schwarz-Blau I und II zeich­nen sich durch vie­le Par­al­le­len, aber auch eini­ge wich­ti­ge Unter­schie­de aus. In die­sem Debat­ten­fo­rum wird ein ers­ter Bei­trag des Kurs­wech­sels zur Ana­ly­se und Dis­kus­si­on des schwarz-blau­en Pro­jek­tes geliefert.

Das gesam­te Inhalts­ver­zeich­nis, Edi­to­ri­al sowie das Debat­ten­fo­rum kön­nen Sie hier online lesen; Bestel­lun­gen sind hier möglich.

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Der neue Kurswechsel ist da: Von Steuersümpfen und Transparenzwüsten

15. März 2018 – 14:56 Uhr

Lux­Leaks, Pana­ma­Leaks, Baha­mas­Leaks – kein Jahr ohne neue Steu­er­skan­da­le. Doch so groß die media­le Auf­re­gung um mehr oder weni­ger pro­mi­nen­te Namen ist – das dahin­ter­lie­gen­de Sys­tem der Ver­dunk­lung und Intrans­pa­renz exis­tiert seit Jahr­zehn­ten. Das aktu­el­le Heft setzt sich u.a. mit fol­gen­den Fra­gen aus­ein­an­der: Wel­che Stra­te­gien nut­zen Ver­mö­gen­de und Kon­zer­ne, um sich ihrem Bei­trag zum Gemein­wohl zu ent­zie­hen? Wel­che Län­der locken ille­ga­le Finanz­strö­me beson­ders an, wel­che ver­lie­ren dadurch beson­ders? Und war­um zie­hen die Regie­run­gen trotz jah­re­lan­ger Ver­spre­chen bis­her nur unzu­rei­chen­de poli­ti­sche Lehren?

Debat­ten­fo­rum: EU Aus­we­ge zwi­schen Aus­teri­täts­po­li­tik und Trans­fer­uni­on? Zehn Jah­re nach Aus­bruch der Wirt­schafts- und Finanz­kri­se steht die Aus­ein­an­der­set­zung um die insti­tu­tio­nel­le Zukunft der EU noch immer ganz im Zei­chen der Kri­sen­er­fah­rung. Hier wer­den zwei Vor­schlä­ge vor­ge­stellt, wie auf euro­päi­scher Ebe­ne mit dem Risi­ko fis­ka­li­scher Ungleich­ge­wich­te unter den Mit­glied­staa­ten umge­gan­gen wer­den könnte.

Das gesam­te Inhalts­ver­zeich­nis, Edi­to­ri­al sowie das Debat­ten­fo­rum kön­nen Sie hier online lesen; Bestel­lun­gen sind hier möglich.

 

 

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Can the EU still be saved? The implications of a multi-speed Europe Presentation of the EuroMemorandum 2018

13. März 2018 – 21:02 Uhr

Thursday |22.03.2018 | 18:00 | C3 – Centre for International Development, Sensengasse 3, 1090 Vienna

 

Context and Motivation

Near­ly ten years into the cri­sis, after the EU opted for aus­teri­ty and dere­gu­la­ti­on, the mem­ber sta­tes are still loo­king for the way out. The reper­cus­sions inclu­de the rise of ultra-right wing poli­ti­cal for­ces across Euro­pe which feeds into the anti-Euro­pean popu­lar sen­ti­ment they cul­ti­va­te. Exi­t­ing the EU has been gai­ning ground and will soon be the case for Bri­tain. This repres­ents a tur­ning point in the histo­ry of the EU, against an ‚ever clo­ser union‘.

Can the EU still be saved? This is a dif­fi­cult ques­ti­on inde­ed. The White Paper on the Future of Euro­pe pro­du­ced by the Euro­pean Com­mis­si­on details five sce­n­a­ri­os. Howe­ver, the­se tend to over­look inherent ten­si­ons in Euro­pe, e.g. heigh­te­ned inse­cu­ri­ty rela­ting to labour mar­kets, the role of finan­ce in the post-cri­sis era, and the rise of a sub­al­tern class across Euro­pe. The Euro­Me­mo­ran­dum 2018 cri­ti­cal­ly ana­ly­ses recent deve­lo­p­ments in Euro­pe and empha­si­ses the strong need for alter­na­ti­ve poli­ci­es. The eco­no­mic sys­tem impo­sed in the after­math of the cri­sis must be chan­ged through a shared Euro­pean pro­cess. The future of Euro­pean inte­gra­ti­on will depend on the deepe­ning of demo­cra­cy in the inte­rests of sta­bi­li­ty, soli­da­ri­ty and social justice.

The Euro­Me­mo­ran­dum 2018 cri­ti­cal­ly ana­ly­ses recent eco­no­mic deve­lo­p­ments in Euro­pe and empha­si­ses the strong need for an alter­na­ti­ve eco­no­mic poli­cy that is based on the princi­ples of demo­cra­tic par­ti­ci­pa­ti­on, social jus­ti­ce and envi­ron­men­tal sustainability.

Down­load of Euro­Me­mo­ran­dum 2018
http://www2.euromemorandum.eu/uploads/euromemorandum_2018.pdf

Programme

18:00 Wel­co­me Address
18:10 Pre­sen­ta­ti­on of the Euro­Me­mo­ran­dum 2018 (Wer­ner Raza,
Euro­Me­mo Group)
18:20 Input: Four Sce­n­a­ri­os for the Future of the EU (Heik­ki Pattomäki,
Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki, Finland)
Round­ta­ble Dis­cus­sion with:
Heik­ki Pat­to­mä­ki, Uni­ver­si­ty of Helsinki
Mari­ca Franga­kis, Euro­Me­mo Group and Nicos Pou­lant­z­as Insti­tu­te, Athen
Peter Herr­mann, Euro­Me­mo Group and Max Planck Insti­tu­te for
Social Law and Social Poli­cy, Munich
Mode­ra­ti­on: Niko­lai Souk­up, BEIGEWUM
09:15 Gene­ral Discussion
20:00  Wine Reception

Con­fe­rence lan­guage: English


Speakers

Mari­ca Frangakis
is a mem­ber of the Stee­ring Com­mit­tee of the Euro­Me­mo Group, a foun­ding mem­ber of ATTAC Hel­las and a board mem­ber of the Nicos Pou­lant­z­as Insti­tu­te in Athens, Greece.

Peter Herr­mann
is a mem­ber of the Stee­ring Com­mit­tee of the Euro­Me­mo Group and rese­arch fel­low at the Max Planck Insti­tu­te for Social Law and Social Poli­cy in Munich, Germany.

Heik­ki Pattomäki
is pro­fes­sor of world poli­tics at the Depart­ment of Poli­ti­cal and Eco­no­mic Stu­dies at the Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki in Finland.

Wer­ner Raza
is a mem­ber of the Stee­ring Com­mit­tee of the Euro­Me­mo Group and direc­tor of ÖFSE – Aus­tri­an Foun­da­ti­on for Deve­lo­p­ment Research.

 

Registration

Ingrid Pump­ler
office@oefse.at or
Pho­ne: +43/​1/​317 40 10–100

By par­ti­ci­pa­ting in this event you con­sent to the publi­ca­ti­on of pho­to­graphs and film foo­ta­ge that are pro­du­ced by the orga­ni­zers during the event.

 

 

Con­ve­nors:

 

 

 

 

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Und täglich grüßt…

28. Februar 2018 – 21:01 Uhr

Haus­frau“ und „schlan­ker Staat“ sind zurück


Im Vor­feld der ers­ten Bud­get­re­de der neu­en Bun­des­re­gie­rung Mit­te März wur­de bereits ges­tern ein „Null­de­fi­zit“ für 2019 ange­kün­digt. Ziel sei „ein schlan­ker Staat“ – ken­nen wir das nicht irgend­wo her? Wie­der ein­mal wird die gute, alte „Haus­frau“ bemüht, die wis­se, dass man nicht mehr aus­ge­ben als ein­neh­men kann (Der Stan­dard, 28. Febru­ar 2018). Das ist poli­tisch so unehr­lich, wie die Argu­men­te öko­no­misch falsch sind.

Wir haben in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer wie­der auf die Mythen hin­ter dem Null­de­fi­zit und der Spar­po­li­tik hin­ge­wie­sen. Grund­sätz­lich gilt, dass ein Staats­haus­halt gera­de nicht mit dem Pri­vat­haus­halt gleich­ge­setzt wer­den kann. Zum einen ist die Steu­er­ge­setz­ge­bung Auf­ga­be der Par­la­men­te und das Ein­kom­men eines Staa­tes damit nicht sta­tisch – hier stellt sich die Fra­ge, wer den Sozi­al­staat finan­ziert und wem die Aus­ga­ben zugu­te­kom­men. Eine Ent­las­tung der Erwerbs­ar­beit durch die Besteue­rung von Kapi­tal­ein­kom­men ist eine Mög­lich­keit den Sozi­al­staat zu finan­zie­ren und der stei­gen­den Ver­mö­gens­kon­zen­tra­ti­on auf eini­ge weni­ge ent­ge­gen­zu­wir­ken. Zudem sind Staa­ten auf Dau­er kon­zi­piert und müs­sen ledig­lich das lang­fris­ti­ge Ver­hält­nis zwi­schen Brut­to­in­lands­pro­dukt und Schul­den­dienst sta­bi­li­sie­ren. Und drit­tens ist der Staats­haus­halt so groß, dass Ver­än­de­run­gen der Aus­ga­ben und Ein­nah­men auch gesamt­wirt­schaft­li­che Aus­wir­kun­gen haben (Bei­gewum 2013, 13f.). Letzt­end­lich ste­hen hin­ter allen Ankün­di­gun­gen von „Null­de­fi­zi­ten“, Spar­po­li­tik und „schlan­kem Staat“ Kür­zun­gen von Inves­ti­tio­nen und Sozialleistungen.

Ließ sich Vize­kanz­ler Stra­che noch im Novem­ber mit „Wir sind kei­ne Null­de­fi­zit-Feti­schis­ten“ „und wol­len das nicht übers Knie bre­chen“ zitie­ren (Der Stan­dard, 4./5.November 2017), geht nun anschei­nend doch wie­der alles ganz schnell…


Zum Wei­ter­le­sen haben wir hier eini­ge Doku­men­te und Argu­men­te aus den ver­gan­ge­nen Jah­ren zusammengestellt:

  • Aktu­ell: Mythos „schwar­ze Null“ (Facts­heet I)
  • Aus 2013: Aus unse­rem Buch, Mythen des Spa­rens. Anti­zy­kli­sche Alter­na­ti­ven zur Schul­den­brem­se, VSA Ver­lag: „Schul­den sind böse – Spa­ren ist gut
  • Aus 2000: Eine Zusam­men­fas­sung der Haupt­aus­sa­gen unse­res Buches: Mythos Null­de­fi­zit. Alter­na­ti­ven zum Spar­kurs, Man­del­baum Ver­lag (PDF)
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