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„Griechenland auf dem richtigen Weg“?

26. Februar 2015 – 9:29 Uhr

Zu den nega­ti­ven öko­no­mi­schen und sozia­len Aus­wir­kun­gen der Aus­teri­täts­po­li­tik in Griechenland

Phil­ipp Heimberger

Ver­fech­te­rIn­nen einer strik­ten Aus­teri­täts­po­li­tik behaup­ten, eine Schul­den­er­leich­te­rung für Grie­chen­land sei kein The­ma, da sich Grie­chen­land „auf dem rich­ti­gen Weg“ befin­de. Nur durch ein kon­se­quen­tes Fort­set­zen des ein­ge­schla­ge­nen Spar­kur­ses kön­ne Grie­chen­land bald wie­der wett­be­werbs­fä­hig und erfolg­reich wirt­schaf­ten, unab­hän­gig von Finan­zie­rungs­hil­fen durch EU und IWF. Die­ser Bei­trag dis­ku­tiert die empi­ri­sche Evi­denz und zeigt dabei zwei­er­lei: Ers­tens ist die Behaup­tung, die Aus­teri­täts­po­li­tik der letz­ten Jah­re sei erfolg­reich gewe­sen, aus öko­no­mi­schen Gesichts­punk­ten nicht halt­bar. Zwei­tens hat­te die dras­ti­sche Aus­teri­täts­po­li­tik in Grie­chen­land nicht nur ver­hee­ren­de volks­wirt­schaft­li­che Effek­te, son­dern wirk­te sich auch nega­tiv auf die Gesund­heit der grie­chi­schen Bevöl­ke­rung aus, wobei der mit dem höchs­ten Arbeits­lo­sig­keits- und Armuts­ri­si­ko kon­fron­tier­te Teil der Bevöl­ke­rung am här­tes­ten getrof­fen wur­de. Die zen­tra­le Schluss­fol­ge­rung ist, dass die For­de­run­gen der neu­en grie­chi­schen Regie­rung nach einer Abkehr von der geschei­ter­ten „Hilfs­po­li­tik“ der Troi­ka nicht nur öko­no­misch sinn­voll, son­dern auch aus sozia­len Gesichts­punk­ten ent­schei­dend sind.

Die empi­risch nicht halt­ba­re Behaup­tung des Wolf­gang Schäuble

Am Ran­de der Ver­hand­lun­gen zwi­schen der grie­chi­schen Regie­rung und den Gläu­bi­ger-Ver­tre­te­rIn­nen über die Bedin­gun­gen von Finan­zie­rungs­hil­fe durch EU und IWF für Grie­chen­land gab Deutsch­lands Finanz­mi­nis­ter Wolf­gang Schäub­le ein Inter­view, in dem er die Posi­ti­on der deut­schen Bun­des­re­gie­rung beson­ders klar her­aus­strich: Grie­chen­land [fährt] einen Weg […], der all­mäh­lich dazu führt, dass Grie­chen­land auch wie­der wett­be­werbs­fä­hig wird, eine wett­be­werbs­fä­hi­ge Wirt­schaft hat. Das war auch auf gutem Weg, bis jetzt die neue Regie­rung gesagt hat, dass alles wol­le sie nicht machen. […] [E]s geht dar­um, dass man auf dem Weg, der in den letz­ten Jah­ren […] dazu geführt hat, dass die Arbeits­lo­sig­keit in Grie­chen­land zurück­geht, dass sie wie­der erfolg­reich wirt­schaf­ten […], dass sie dabei waren, in die rich­ti­ge Rich­tung sich zu bewe­gen. Wenn die­ser Weg fort­ge­setzt wird, dann wer­den sie Erfolg haben, wenn sie das Gegen­teil machen, dann müs­sen sie sehen, wo das hinführt.“

Befin­det sich Grie­chen­land wirk­lich auf dem rich­ti­gen Weg, wie Schäub­le – reprä­sen­ta­tiv für vie­le ande­re poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ge­rIn­nen auf EU-Ebe­ne – behaup­tet? Abbil­dung 1 zeigt die Ent­wick­lung des rea­len Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) zwi­schen 2007 und 2014. Klar ersicht­lich ist, dass der Ver­lauf der Kri­se in Grie­chen­land bis zum Jahr 2010 im euro­päi­schen Ver­gleich nicht außer­ge­wöhn­lich tief war: Deutsch­land und die Euro­zo­nen­wirt­schaft als gan­zes ver­zeich­ne­ten zwi­schen 2007 und 2009 eben­so wie Grie­chen­land einen Rück­gang des rea­len BIP von rund 5%. Nach der Ein­füh­rung des ers­ten Grie­chen­land-Hilfs­pro­gram­mes im Mai 2010 tut sich jedoch ab 2010 eine wach­sen­de Kluft auf: Wäh­rend in Deutsch­land, auch gestützt durch wei­te­re kon­junk­tu­rel­le Bele­bungs­maß­nah­men, eine (wenn­gleich lang­sa­me und unter­bro­che­ne) Erho­lung statt­fand – das rea­le BIP Deutsch­lands lag 2014 etwa 4,9% über dem Niveau von 2007 –, kommt die Euro­zo­nen­wirt­schaft wei­ter­hin nicht in Gang und liegt unter dem Vor­kri­sen­ni­veau. Gleich­zei­tig durch­lebt Grie­chen­land seit Jah­ren eine wirt­schaft­li­che Depres­si­on: Von 2010 bis 2014 fiel die rea­le Wirt­schafts­leis­tung um fast 22%.


greichenlandgraphik1

Daten: AMECO (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on, 5.2.2015)


Dass der grie­chi­sche Staat in Vor­kri­sen­jah­ren über sei­ne Ver­hält­nis­se gelebt habe und wei­ter­hin unter Kor­rup­ti­on und Steu­er­hin­ter­zie­hung lei­de, stellt kei­ne Ein­wän­de dar, die eine schlüs­si­ge Erklä­rung für das enor­me Aus­maß des grie­chi­schen Wirt­schafts­ein­bruchs lie­fern könn­ten. Für die enor­me Ver­schär­fung der grie­chi­schen Kri­se seit 2010 ist viel­mehr die Umset­zung der exzes­si­ven Troi­ka-Spar­auf­la­gen ver­ant­wort­lich. Abbil­dung 2 zeigt empi­risch für die Mit­glie­der der Euro­zo­ne, dass zwi­schen 2010 und 2013 jene Län­der den größ­ten Ein­bruch des rea­len BIP erleb­ten, wel­che die umfas­sends­te Aus­teri­täts­po­li­tik durch­setz­ten. Das Aus­maß der fis­ka­li­schen Kon­so­li­die­rung ist auf der hori­zon­ta­len Ach­se abge­tra­gen; es ist als die Ver­än­de­rung des struk­tu­rel­len Bud­get­sal­dos, der für kon­junk­tu­rell beding­te Schwan­kun­gen in staat­li­chen Ein­nah­men und Aus­ga­ben sowie um bud­ge­tä­re Ein­mal­ef­fek­te berei­nigt ist, gemes­sen (in Pro­zent des Pro­duk­ti­ons­po­ten­ti­als). Auf der ver­ti­ka­len Ach­se fin­det sich die Ver­än­de­rung des rea­len BIP (in Prozent).

Daten: Inter­na­tio­na­ler Wäh­rungs­fonds (WEO Okto­ber 2014), eige­ne Berech­nun­gen. Zypern und Est­land sind auf­grund von Daten­be­schrän­kun­gen nicht Teil der berück­sich­tig­ten Ländergruppe.

Nega­ti­ve Wachs­tums- und Beschäf­ti­gungs­ef­fek­te der Austeritätspolitik

Abbil­dung 2 ver­deut­licht, dass Grie­chen­land mit Abstand die größ­ten Spar­an­stren­gun­gen aller Euro­zo­nen­län­der unter­nahm. Der IWF schätzt aktu­ell, dass die fis­ka­li­sche Kon­so­li­die­rung zwi­schen 2010 und 2013, gemes­sen an der Ver­än­de­rung des struk­tu­rel­len Bud­get­sal­dos, rund 20% des Pro­duk­ti­ons­po­ten­ti­als der grie­chi­schen Volks­wirt­schaft aus­mach­te. Gleich­zei­tig brach die grie­chi­sche Wirt­schafts­leis­tung um mehr als 20% ein. Der (sta­tis­tisch hoch signi­fi­kan­te) empi­ri­sche Zusam­men­hang, dass in der Euro­zo­ne jene Län­der den schärfs­ten Abschwung erleb­ten, die im größ­ten Aus­maß fis­ka­lisch kon­so­li­dier­ten, ist wirt­schafts­wis­sen­schaft­lich über­haupt nicht über­ra­schend: Eine brei­te Fach­li­te­ra­tur weist dar­auf hin, dass Aus­teri­täts­po­li­tik in wirt­schaft­li­chen Kri­sen­zei­ten aus­ge­prägt nega­ti­ve Effek­te auf Wachs­tum und Beschäf­ti­gung hat. Kür­zun­gen der Staats­aus­ga­ben redu­zie­ren die gesamt­wirt­schaft­li­che Nach­fra­ge direkt; Steu­er­erhö­hun­gen dämp­fen den pri­va­ten Kon­sum indi­rekt, weil das ver­füg­ba­re Ein­kom­men redu­ziert wird. Über den soge­nann­ten Mul­ti­pli­ka­tor­ef­fekt geht das Brut­to­in­lands­pro­dukt um mehr als einen Euro zurück, wenn der Staat Aus­teri­täts­maß­nah­men im Aus­maß eines Euro durchsetzt.

Denn die öko­no­mi­sche Fach­li­te­ra­tur zeigt ganz deut­lich, dass zen­tra­le Bedin­gun­gen für hohe Fis­kal­mul­ti­pli­ka­to­ren (ein­ge­schränk­te Effek­ti­vi­tät von Geld­po­li­tik, wirt­schaft­li­che Unter­aus­las­tung, Kre­dit­be­schrän­kun­gen des Pri­vat­sek­tors) seit 2010 erfüllt sind. Selbst von der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on beschäf­tig­te Öko­nom­In­nen pro­du­zier­ten in den letz­ten Jah­ren For­schung, die auf die star­ken nega­ti­ven Wachs­tums- und Beschäf­ti­gungs­ef­fek­te von Aus­teri­täts­po­li­tik unter den vor­herr­schen­den Rah­men­be­din­gun­gen in der Euro­zo­ne hin­weist, was dar­auf schlie­ßen lässt, dass die ab 2010 sofort mit vol­ler Wucht betrie­be­ne Aus­teri­täts­po­li­tik ein fol­gen­schwe­rer Feh­ler war. Die exzes­si­ven Spar­auf­la­gen für Grie­chen­land, wel­che die Troi­ka seit dem ers­ten grie­chi­schen Hilfs­pro­gramm im Mai 2010 in meh­re­ren Schrit­ten ver­schärft hat, führ­ten die grie­chi­sche Wirt­schaft dem­entspre­chend immer wei­ter in die Depres­si­on. Um die­ses empi­ri­sche Ergeb­nis theo­re­tisch zu erklä­ren, rei­chen grund­le­gen­de Kennt­nis­se der keyne­sia­ni­schen Theo­rie und der makro­öko­no­mi­schen und insti­tu­tio­nel­len Rah­men­be­din­gun­gen in der Euro­zo­ne aus.

Der deut­sche Finanz­mi­nis­ter Schäub­le sucht mit der Behaup­tung, die Hilfs­pro­gram­me hät­ten Grie­chen­land auf den rich­ti­gen Weg gebracht, den Schein auf­recht­zu­er­hal­ten: Die Aus­teri­täts­po­li­tik sei öko­no­misch ziel­füh­rend und müs­se um jeden Preis fort­ge­setzt wer­den. Die Daten spre­chen klar eine ande­re Spra­che: Je inten­si­ver der von der Troi­ka vor­ge­ge­be­ne Aus­teri­täts­kurs vor­an­ge­trie­ben wur­de, des­to mehr ver­stärk­te dies den wirt­schaft­li­chen Abschwung. Da die staat­li­chen Ein­nah­men sich in einer Wirt­schafts­kri­se nicht erho­len kön­nen und die Sozi­al­aus­ga­ben (z.B. für Arbeits­lo­sen­un­ter­stüt­zung) auto­ma­tisch anstei­gen, ist nahe­lie­gend, war­um die durch die Aus­teri­täts­po­li­tik befeu­er­te, ver­hee­ren­de Ent­wick­lung der grie­chi­schen Wirt­schaft zu immer wei­te­ren Troi­ka-For­de­run­gen nach stren­ge­ren Spar­maß­nah­men füh­ren muss­te: Die zustän­di­gen Pro­gramm­ver­tre­te­rIn­nen schei­nen nicht bedacht zu haben, dass es sich beim öffent­li­chen Bud­get­sal­do um eine endo­ge­ne Grö­ße han­delt, die mit dem Kon­junk­tur­zy­klus auto­ma­tisch variiert.

War die­ser Weg wirt­schafts­po­li­tisch „alter­na­tiv­los“, wie Euro­pas poli­ti­sche Eli­ten nicht müde wer­den zu beto­nen? Ange­sichts der Tat­sa­che, dass die vor­herr­schen­de Wirt­schafts­po­li­tik kon­tra­pro­duk­tiv war, bedarf es eines außer­ge­wöhn­li­chen intel­lek­tu­el­len Spa­gats, um die­se Behaup­tung auf­recht zu erhal­ten: Nicht ein­mal das Ziel der Sicher­stel­lung der Ein­däm­mung des Anstiegs der Staats­schul­den­quo­ten konn­te durch die Aus­teri­täts­po­li­tik erreicht wer­den. Da die Staats­schul­den­quo­ten am Brut­to­in­lands­pro­dukt gemes­sen wer­den, führ­te die durch die Spar­pa­ke­te ver­schärf­te wirt­schaft­li­che Unter­aus­las­tung zu wei­ter anstei­gen­den Staats­schul­den­quo­ten (Abbil­dung 3). Die Staats­ver­schul­dungs­si­tua­ti­on in den süd­eu­ro­päi­schen Kri­sen­län­dern der Euro­zo­ne, allen vor­an in Grie­chen­land, ist heu­te pro­ble­ma­ti­scher als vor der Ein­füh­rung der Hilfs­pro­gram­me. Und auch von einer nach­hal­ti­gen Beru­hi­gung der Finanz­märk­te durch den Aus­teri­täts­kurs kann kei­ne Rede sein: Ins­be­son­de­re die Peri­phe­rie­län­der der Euro­zo­ne sind nach wie vor anfäl­lig für Spe­ku­la­tio­nen an den Staats­an­lei­he­märk­ten, die über aku­te Liqui­di­täts­kri­sen bis in die Zah­lungs­un­fä­hig­keit füh­ren können.


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Daten: AMECO (Euro­päi­sche Kom­mis­si­on, 5.2.2015)


Die sozia­len Aus­wir­kun­gen des Troika-Spardiktats

All die­se öko­no­mi­schen Zah­len geben jedoch noch kei­ne Vor­stel­lung von den sozia­len Aus­wir­kun­gen der von der Troi­ka for­cier­ten Aus­teri­täts­po­li­tik. In ihrem Buch „The Body Eco­no­mic. Why Aus­teri­ty Kills“ beschrei­ben die Gesund­heits­öko­no­men David Stuck­ler und San­jay Basu, dass die durch die Hilfs­pro­gram­me for­cier­ten staat­li­chen Aus­ga­ben­kür­zun­gen zu einem mas­si­ven Rück­bau des Sozi­al­staa­tes führ­ten, der die von Arbeits­lo­sig­keits- und Armuts­ri­si­ken am meis­ten betrof­fe­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen am här­tes­ten traf. Ihr Buch basiert dabei auf zahl­rei­chen, in den letz­ten Jah­ren ver­öf­fent­lich­ten aka­de­mi­schen Arti­keln in medi­zi­ni­schen und gesund­heits­öko­no­mi­schen Fach­zeit­schrif­ten über die Aus­wir­kun­gen der Kri­se in Grie­chen­land auf die Gesund­heit der grie­chi­schen Bevöl­ke­rung.

Die von Stuck­ler und Basu ver­ständ­lich prä­sen­tier­ten For­schungs­er­geb­nis­se machen deut­lich, dass die Aus­teri­täts­maß­nah­men in Grie­chen­land, anders als in deutsch­spra­chi­gen Medi­en oft dar­ge­stellt, nicht ein­fach auf einen Büro­kra­tie­ab­bau und die Kür­zung exzes­si­ver Beam­tIn­nen­pri­vi­le­gi­en abziel­ten, son­dern enor­me Kür­zun­gen grund­le­gen­der Leis­tun­gen im Gesund­heits­we­sen bedeu­te­ten – bspw. durch die Reduk­ti­on der Bud­gets öffent­li­cher Spi­tä­ler, durch die gesetz­li­che Ver­schär­fung der Anspruchs­be­rich­ti­gung von geis­tig oder kör­per­lich beein­träch­tig­ten Men­schen auf sozi­al­staat­li­che Unter­stüt­zung und durch das Strei­chen von Prä­ven­ti­ons­pro­gram­men gegen HIV und Mala­ria. Die­se sozia­len Kür­zungs­maß­nah­men hat­ten erheb­li­che nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit der grie­chi­schen Bevöl­ke­rung: Psy­chi­sche Erkran­kun­gen und infek­tiö­se Krank­heits­fäl­le nah­men zu, die Selbst­mord­ra­te schnell­te in die Höhe; wis­sen­schaft­li­che For­schungs­er­geb­nis­se wei­sen auf eine kau­sa­le Bezie­hung zwi­schen dem Aus­maß der Bud­get­kon­so­li­die­rungs­maß­nah­men in den Peri­phe­rie­län­dern der Euro­zo­ne und dem Anstieg der Selbst­mord­ra­ten in den betrof­fe­nen Län­dern hin. Die Troi­ka-Spar­auf­la­gen mach­ten in den letz­ten Jah­ren also nicht nur Staats­aus­ga­ben­kür­zun­gen in bei­spiel­lo­sem Aus­maß erfor­der­lich, son­dern setz­ten sich auch noch groß­teils aus den sozi­al unver­träg­lichs­ten Maß­nah­men zusam­men, die wirt­schafts­po­li­tisch denk­bar sind. Das Bei­spiel Grie­chen­lands zeigt, dass der Rück­bau sozia­ler Siche­rungs­net­ze in Kri­sen­zei­ten durch ein­sei­ti­ge Aus­teri­täts­po­li­tik zu einer Gesund­heits­kri­se führt, wel­che die sozi­al am schlech­tes­ten gestell­ten und die von der stei­gen­den Arbeits­lo­sig­keit betrof­fe­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen am hef­tigs­ten trifft. Dass sich eine sol­che Kür­zungs­po­li­tik nega­tiv auf den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt aus­wirkt, bedarf kei­ner gro­ßen Vorstellungskraft.

Schluss­fol­ge­run­gen

Die­ser Bei­trag hat gezeigt, dass sich die Fak­ten­la­ge zu den nega­ti­ven öko­no­mi­schen und sozia­len Effek­ten der Aus­teri­täts­po­li­tik in Grie­chen­land, aber auch in ande­ren EU-Län­dern, immer wei­ter ver­dich­tet. Die poli­ti­sche Alter­na­ti­ve zur geschei­ter­ten ein­sei­ti­gen Aus­teri­täts­po­li­tik ist die demo­kra­ti­sche Opti­on; kurz­um: der Weg, den die neue grie­chi­sche Regie­rung im Moment unter der Füh­rung Syri­zas mit ers­ten Schrit­ten zu beschrei­ten sucht, näm­lich die demo­kra­ti­sche Neu­ver­hand­lung des wirt­schafts- und sozi­al­po­li­ti­schen Kur­ses nicht nur in Grie­chen­land, son­dern in der gan­zen EU. Wolf­gang Schäub­le steht mit sei­ner Behaup­tung, die­ser Weg sei abzu­leh­nen und die ein­sei­ti­ge Aus­teri­täts­po­li­tik fort­zu­set­zen, weil sich „Grie­chen­land auf dem rich­ti­gen Weg“ befin­de, reprä­sen­ta­tiv für vie­le Ver­tre­te­rIn­nen der poli­ti­schen Eli­te Euro­pas. Die­se Ver­fech­te­rIn­nen eines strik­ten Spar­ku­res füh­ren ange­sichts der sich ver­dich­ten­den Fak­ten­la­ge über die nega­ti­ven öko­no­mi­schen und sozia­len Aus­wir­kun­gen des Spar­dik­tats und des zuneh­men­den Drucks durch die grie­chi­sche und euro­päi­sche Bevöl­ke­rung jedoch ein Rück­zugs­ge­fecht. Eine erheb­li­che Schul­den­er­leich­te­rung für Grie­chen­land wäre tech­nisch rasch umsetz­bar, bspw. in Form von Lauf­zeit­ver­län­ge­run­gen, Zins­re­duk­tio­nen auf bestehen­de Schul­den und einer signi­fi­kan­ten Reduk­ti­on des von Grie­chen­land an die Gläu­bi­ge­rIn­nen abzu­füh­ren­den Pri­mär­über­schus­ses (Über­schuss des Sal­dos der staat­li­chen Ein­nah­men und Aus­ga­ben exklu­si­ve der Zins­zah­lun­gen) durch eine Abkehr von sozi­al unver­träg­li­chen Staats­aus­ga­ben­kür­zun­gen. Ein wirt­schafts­po­li­ti­scher Kurs­wech­sel, wie er von Syri­za der­zeit in kräf­te­rau­ben­den Ver­hand­lun­gen mit Ver­tre­te­rIn­nen der Troi­ka vor­an­ge­trie­ben wird, ist aus wirt­schafts- und gesell­schafts­po­li­ti­schen Gesichts­punk­ten kei­ne Träu­me­rei, son­dern eine Notwendigkeit.

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Mythos: „Die Reichen haben in der Krise viel verloren“

19. Februar 2015 – 15:30 Uhr

Nur weni­ge Jah­re nach der Tal­fahrt der Märk­te ver­mel­den Mil­lio­närs­be­rich­te, dass die Rei­chen  rei­cher sind, als sie es vor der Kri­se waren. Die Gesamt­wirt­schaft und ins­be­son­de­re die Ein­kom­men und Ver­mö­gen der gro­ßen Mehr­heit der Bevöl­ke­rung haben sich im glei­chen Zeit­raum wesent­lich schlech­ter entwickelt. 

Gro­ße Ver­mö­gen, ris­kan­te Veranlagung

Anfangs san­ken vor allem die Immo­bi­li­en­prei­se in den USA. Das betraf fast alle Haus­hal­te. Der fol­gen­de Ein­bruch der Akti­en­kur­se betraf hin­ge­gen ins­be­son­de­re die Ver­mö­gen­den. Im Ver­hält­nis zu ihrem Gesamt­ver­mö­gen fie­len die­se Ver­lus­te aber gerin­ger aus als jene der ärme­ren Haus­hal­te. Als Fol­ge stieg die sozia­le Ungleich­heit. Seit­her haben sich die Haus­prei­se nur mäßig bis gar nicht erholt, wäh­rend an den Akti­en- und Anlei­hen­märk­ten eine neue Gold­grä­be­rIn­nen­stim­mung aus­ge­bro­chen ist. Ähn­li­che Phä­no­me­ne kön­nen auch in Euro­pa beob­ach­tet wer­den: Spar­bü­cher oder Bau­spar­ver­trä­ge, klas­si­sche Anla­ge­for­men für weni­ger Ver­mö­gen­de, sta­gnie­ren auf­grund der nied­ri­gen Zin­sen oder ver­lie­ren sogar real deut­lich an Wert. Die eher von Rei­chen gehal­te­nen Ver­mö­gens­kom­po­nen­ten erle­ben hin­ge­gen einen enor­men Boom. Der öster­rei­chi­sche Akti­en­in­dex ATX stieg seit Anfang 2009 von rund 1.400 auf rund 2.600 Punk­te, ver­dop­pel­te sich also fast. Noch stär­ker stieg der deut­sche DAX.

Aus Ban­ken- wer­den Staatsschulden

Nach­dem im Herbst 2008 in den USA die Invest­ment­bank Leh­man Bro­thers Plei­te gegan­gen war, kamen nach und nach auch die fau­len Kre­di­te und Kre­dit­ver­brie­fun­gen euro­päi­scher Ban­ken ans Tages­licht. Die Ban­ken ver­lo­ren das Ver­trau­en in ihre gegen­sei­ti­ge Fähig­keit, Kre­di­te zurück­zah­len zu kön­nen, und lie­hen ein­an­der kein Geld mehr. Durch die star­ke Ver­flech­tung des inter­na­tio­na­len Ban­ken­sys­tems war kaum seri­ös zu beant­wor­ten, wel­che Bank tat­säch­lich »sys­tem­re­le­vant« war und wel­che beden­ken­los in die Plei­te geschickt wer­den konn­te. Selbst Ban­ken, die das Aus­fal­len der eige­nen fau­len Kre­di­te über­stan­den hät­ten, wären indi­rekt über das Zusam­men­bre­chen ande­rer Kre­dit- und Ver­si­che­rungs­in­sti­tu­te betrof­fen gewe­sen. So war bald klar, dass ohne staat­li­che Stüt­zungs­maß­nah­men das Ban­ken­sys­tem nicht zu ret­ten war. Die­se Ein­grif­fe ret­te­ten im Grun­de den gesam­ten euro­päi­schen Finanz­sek­tor und damit auch die gro­ßen pri­va­ten Ver­mö­gen. Die Kos­ten für die Ban­ken­ret­tun­gen und die Rezes­si­on erhöh­te die Staats­schul­den mas­siv. Am deut­lichs­ten wird das in Irland, des­sen Schul­den­stand von 25% des Brut­to­in­lands­pro­dukts 2007 auf 91% 2010 hochschnellte.

Arme zah­len die Rechnung

Um die Staats­schul­den wie­der zu sen­ken, wird Aus­teri­täts­po­li­tik betrie­ben. Die­se trifft ärme­re Haus­hal­te im All­ge­mei­nen beson­ders stark – sie zah­len die Rech­nung für die Ret­tung der Ver­mö­gen­den. Am deut­lichs­ten sieht man die­se Schief­la­ge in Grie­chen­land: Die Troi­ka aus Euro­päi­scher Kom­mis­si­on, EZB und Inter­na­tio­na­lem Wäh­rungs­fonds zwingt Grie­chen­land eine »inne­re Abwer­tung« auf, also Lohn­kür­zun­gen für die arbei­ten­den Men­schen und eine Sen­kung der Staats­aus­ga­ben. Zugleich sieht sie taten­los dabei zu, wie Grie­chen­lands Rei­che ihr unver­steu­er­tes Geld in der Schweiz ver­ste­cken. Doch Grie­chen­land ist nur ein Bei­spiel. In ganz Euro­pa kommt es, wenn auch weni­ger bru­tal, zu einem Rück­bau des Sozi­al­staats. Damit wird jene Insti­tu­ti­on geschwächt, die die Men­schen in der Kri­se am bes­ten vor Armut und die Pen­sio­nen vor den Lau­nen der Finanz­märk­te schützt.

Um die­se Umver­tei­lung zu den Rei­chen zu kor­ri­gie­ren, müss­te die Poli­tik sie die Kos­ten der Kri­se und ihrer Bekämp­fung bezah­len las­sen, etwa über höhe­re Steu­ern auf Ver­mö­gen. Doch davon ist nichts zu sehen. Die Rei­chen und ihre Ver­mö­gen sind also bis­lang die kla­ren Gewin­ne­rIn­nen der Krise.


Beim vor­lie­gen­den Bei­trag han­delt es sich um den letz­ten von vier gekürz­ten Ver­sio­nen eines Kapi­tels aus dem aktu­el­len Buch „Mythen des Reich­tums. War­um Ungleich­heit unse­re Gesell­schaft gefähr­det“. Die­ses wur­de vom BEIGEWUM, Attac und der Armuts­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­ben und stellt den bestehen­den Mythen des Reich­tums Fak­ten ent­ge­gen. Die AutorIn­nen set­zen sich mit Gerech­tig­keits- und Leis­tungs­be­grif­fen aus­ein­an­der, erör­tern die empi­ri­sche Ver­mö­gens­for­schung, und unter­su­chen die Gefah­ren der Ver­mö­gens­kon­zen­tra­ti­on für die Demokratie.

Das Buch ist im VSA-Ver­lag erschie­nen und kann hier bestellt werden.

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Mythos: „Reiche zahlen die meisten Steuern“

4. Februar 2015 – 12:42 Uhr

Zah­len die Rei­chen beson­ders vie­le Steuern?

Immer wie­der in der Kri­tik steht die hohe Lohn- und Ein­kom­mens­steu­er – sie tref­fen mit dem Grenz­steu­er­satz von 50% die leis­tungs­wil­li­ge Mit­tel­schicht. Doch tat­säch­lich ist die brei­te Mas­se vom 50-pro­zen­ti­gen Grenz­steu­er­satz kei­nes­wegs betroffen:

Der Grenz­steu­er­satz gilt nur für Ein­kom­mens­tei­le über dem Schwel­len­wert von 60.000 Euro Bemes­sungs­grund­la­ge (Brut­to­ein­kom­men abzüg­lich Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge). Ver­dient bei­spiels­wei­se jemand 100.000 Euro brut­to im Jahr, so zahlt er oder sie für die ers­ten 11.000 Euro kei­ne Steu­ern, für den Betrag zwi­schen 11.000 und 25.000 Euro bezahlt er oder sie 36,5%, für das Ein­kom­men zwi­schen 25.000 und 60.000 Euro 42,2% und nur für das Ein­kom­men über 60.000 Euro den Steu­er­satz von 50%. Die­ser höchs­te Grenz­steu­er­satz betrifft aller­dings nur 3% der unselb­stän­di­gen Beschäf­tig­ten in Öster­reich, denn mehr errei­chen ein solch hohes Ein­kom­men nicht. Berück­sich­tigt man auch noch die steu­er­li­che Begüns­ti­gung des 13. und 14. Monats­ge­halts, so ergibt sich für den oben ange­führ­ten Fall eines Jah­res­ein­kom­mens von 100.000 Euro ein durch­schnitt­li­cher Steu­er­satz von 28,5%. Die­ser liegt somit deut­lich unter dem Spit­zen­steu­er­satz – selbst bei die­sem durch­aus hohen Einkommen.

Ver­ges­sen wird beim Ver­weis auf die hohe Steu­er­last der Hoch­ein­kom­mens­be­zie­her meist, dass Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge zu leis­ten sind. Berück­sich­tigt man die­se, ver­schiebt sich das Bild der rela­ti­ven Abga­ben­last, da Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge bereits ab der Gering­fü­gig­keits­gren­ze von etwa 400 Euro zu leis­ten sind. Dar­über hin­aus ist der zu ent­rich­ten­de Abga­ben­satz unab­hän­gig von der Ein­kom­mens­hö­he und nach oben mit dem Betrag von 4.530 Euro pro Monat gede­ckelt. Dar­aus ergibt sich, dass auch jene Arbeit­neh­me­rIn­nen, die so wenig ver­die­nen, dass sie kei­ne Ein­kom­mens­steu­ern zah­len, Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge in vol­ler Höhe bezah­len. Bei die­sen viel zitier­ten 40% aller unselb­stän­dig Erwerbs­tä­ti­gen han­delt es sich v.a. um Men­schen in Nied­rig­lohn­sek­to­ren wie dem Han­del oder der Pfle­ge, Teil­zeit­be­schäf­tig­te oder ande­re Arbeit­neh­me­rIn­nen in pre­kä­ren For­men der Erwerbstätigkeit.

Berück­sich­tigt man dar­über hin­aus die indi­rek­ten Steu­ern, dann zeigt sich, dass unselb­stän­dig erwerbs­tä­ti­ge Haus­hal­te, egal wel­cher Ein­kom­mens­klas­se sie ange­hö­ren, in Rela­ti­on zu ihrem Ein­kom­men annä­hernd gleich viel an Steu­ern und Abga­ben bezahlen.

Per­so­nen, die nied­ri­ge Ein­kom­men bezie­hen, wen­den einen grö­ße­ren Anteil ihres Ein­kom­mens für indi­rek­te Steu­ern (z.B. Umsatz­steu­er) und Sozi­al­ver­si­che­rungs­bei­trä­ge auf, wohin­ge­gen Per­so­nen mit hohen Ein­kom­men einen grö­ße­ren Anteil ihres Ein­kom­mens für Lohn­steu­er bezah­len. Aber alle tra­gen mit rund 40% ihres Ein­kom­mens zur Staats­fi­nan­zie­rung bei – das Abga­ben­sys­tem wirkt dem­nach nicht pro­gres­siv, son­dern viel­mehr proportional.

Auch wenn jemand die Woh­nung besitzt, in der er/​sie lebt, wer­den hier fik­ti­ve Ver­mö­gens­ein­kom­men erzielt, weil kei­ne Mie­te bezahlt wer­den muss. Auch auf Erb­schaf­ten und Schen­kun­gen fal­len seit 2008 kei­ne Steu­ern mehr an. Wer­den all die­se Fak­to­ren mit ein­be­zo­gen, ist die Steu­er­be­las­tung sogar regres­siv. Das bedeu­tet: Je mehr ein Haus­halt an Ein­kom­men gene­riert, des­to weni­ger bezahlt er rela­tiv zu die­sem Ein­kom­men an Steuern.

Beim vor­lie­gen­den Bei­trag han­delt es sich um den drit­ten von vier gekürz­ten Ver­sion von Kapi­teln aus dem aktu­el­len Buch „Mythen des Reich­tums. War­um Ungleich­heit unse­re Gesell­schaft gefähr­det“. Die­ses wur­de vom BEIGEWUM, Attac und der Armuts­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­ben und stellt den beste­hen­den Mythen des Reich­tums Fak­ten ent­ge­gen. Die Auto­rIn­nen set­zen sich mit Gerech­tig­keits– und Leis­tungs­be­grif­fen aus­ein­an­der, erör­tern die empi­ri­sche Ver­mö­gens­for­schung, und unter­su­chen die Gefah­ren der Ver­mö­gens­kon­zen­tra­tion für die Demo­kra­tie. Das Buch ist im VSA-​​​​­Ver­lag erschie­nen und kann hier bestellt werden.

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Mythos: „Reiche schaffen viele Arbeitsplätze“

31. Januar 2015 – 12:30 Uhr

Ungleich­heit wirkt posi­tiv auf den Arbeits­markt: Als Neben­ef­fekt ihres Stre­bens nach Reich­tum las­sen die Ver­mö­gen­den vie­le Mil­lio­nen Arbeits­plät­ze ent­ste­hen. Tat­sa­che ist: Die meis­ten Arbeits­plät­ze bie­ten Klein- und Mit­tel­be­trie­be, neue Jobs schaf­fen vor allem neue und jun­ge Unter­neh­men. Es gibt vie­le Arten von Ver­mö­gen, aber nur weni­ge haben direkt mit der Schaf­fung von Arbeits­plät­zen zu tun. Zwar ermög­licht das Finanz­ver­mö­gen (wie Giro­kon­ten oder Akti­en) den Unter­neh­men über Kre­di­te und Betei­li­gun­gen zu inves­tie­ren und zu wach­sen, jedoch wer­den Arbeits­plät­ze nur bei güns­ti­ger Wirt­schafts­la­ge geschaf­fen. Das Finanz­ver­mö­gen kann zudem aus unter­schied­lichs­ten Quel­len stam­men: von tau­sen­den Spare­rIn­nen, einem Pen­si­ons­fonds oder von Super­rei­chen. Ent­schei­dend ist jedoch, wohin das Finanz­ver­mö­gen fließt, und hier haben Rei­che durch­aus Ein­fluss auf die Ent­wick­lung der Arbeits­platz­si­tua­ti­on. Denn sie inves­tie­ren dort, wo es beson­ders pro­fi­ta­bel ist – unab­hän­gig von der Fra­ge, wie vie­le Arbeits­plät­ze durch ihre Inves­ti­ti­on geschaf­fen werden.

Bei Sach­ver­mö­gen sind Immo­bi­li­en, Fahr­zeu­ge und Wert­ge­gen­stän­de sicher­lich kei­ne Berei­che, in denen sehr Ver­mö­gen­de ver­hält­nis­mä­ßig mehr Arbeits­plät­ze schaf­fen als der Rest der Bevöl­ke­rung. Der Fuhr­park der Gates und Buf­fetts die­ser Welt ist im Ver­gleich zur Nach­fra­ge der brei­ten Mas­se ver­nach­läs­sig­bar. Und für den Bau einer Luxus­vil­la wer­den auch nicht mehr Arbei­te­rIn­nen gebraucht als für die Errich­tung eines Gemeindebaus.

Der direk­tes­te Ein­fluss von Rei­chen auf die Schaf­fung von Arbeits­plät­zen ist beim Besitz von oder der Betei­li­gung an Unter­neh­men zu erwar­ten. Wäh­rend die­se Ver­mö­gens­art bei den meis­ten öster­rei­chi­schen Haus­hal­ten kaum vor­kommt, hal­ten über zwei Drit­tel der reichs­ten 5% Unter­neh­mens­be­tei­li­gun­gen. Unter­neh­mens­ei­gen­tü­me­rIn­nen haben zwar sicher einen Ein­fluss auf Per­so­nal­ent­schei­dun­gen, aber grund­sätz­lich unter­liegt jedes Unter­neh­men der kapi­ta­lis­ti­schen Logik, in der das Stre­ben nach Pro­fi­ten ganz klar im Vor­der­grund steht.

Beson­ders erfolg­reich bei der Erzie­lung von Pro­fi­ten sind mul­ti­na­tio­na­le Groß­kon­zer­ne, ein belieb­tes Ziel der Rei­chen für ihre Finanz­in­ves­ti­tio­nen. Die Kon­zer­ne nut­zen ihre Qua­si-Mono­pol­stel­lung, um Prei­se nach ihren Vor­stel­lun­gen zu gestal­ten, sie spie­len Regie­run­gen gegen­ein­an­der aus, zah­len dank Finanztricks kaum Steu­ern und pro­du­zie­ren dort, wo es am bil­ligs­ten ist. Vie­le Arbeits­plät­ze kre­ieren sie dabei nicht. Obwohl sie für etwa zwei Drit­tel des Welt­han­dels und etwa ein Vier­tel der Welt-Wert­schöp­fung ver­ant­wort­lich sind, haben die mul­ti­na­tio­na­len Groß­kon­zer­ne nur etwa einen Anteil von 5% an den Arbeits­plät­zen weltweit.

Die meis­ten Arbeits­plät­ze ent­fal­len auf Klein- und Mit­tel­be­trie­be. In Öster­reich und ande­ren OECD-Län­dern sind sie Arbeit­ge­ber für rund zwei Drit­tel aller unselb­stän­dig und selb­stän­dig Beschäf­tig­ten. Wie die Stu­die des Natio­nal Bureau of Eco­no­mic Rese­arch (Hal­ti­wan­ger u.a. 2010), der größ­ten unab­hän­gi­gen wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen For­schungs­ein­rich­tung in den USA, zeigt, schaf­fen vor allem neue und jun­ge Unter­neh­men neue Arbeits­plät­ze. Dies gilt auch für die EU: Laut EU-Kom­mis­si­on wur­den zwi­schen 2002 und 2010 85% aller neu­en Arbeits­plät­ze von Klein- und Mit­tel­be­trie­ben geschaf­fen – das waren net­to (also abzüg­lich der ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Arbeits­plät­ze) durch­schnitt­lich 1,1 Mil­lio­nen Jobs pro Jahr.


Beim vor­lie­gen­den Bei­trag han­delt es sich um den zwei­ten von vier gekürz­ten Ver­sion von Kapi­teln aus dem aktu­el­len Buch „Mythen des Reich­tums. War­um Ungleich­heit unse­re Gesell­schaft gefähr­det“. Die­ses wur­de vom BEIGEWUM, Attac und der Armuts­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­ben und stellt den beste­hen­den Mythen des Reich­tums Fak­ten ent­ge­gen. Die Auto­rIn­nen set­zen sich mit Gerech­tig­keits– und Leis­tungs­be­grif­fen aus­ein­an­der, erör­tern die empi­ri­sche Ver­mö­gens­for­schung, und unter­su­chen die Gefah­ren der Ver­mö­gens­kon­zen­tra­tion für die Demo­kra­tie. Das Buch ist im VSA-​​Ver­lag erschie­nen und kann hier bestellt werden.

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Good old Daseinsvorsorge

29. Januar 2015 – 9:50 Uhr

Mit­te Jän­ner geht ein Rau­nen durch die sozia­le Sze­ne in Öster­reich – ein bör­sen­no­tier­tes, fran­zö­si­sches Unter­neh­men namens ORPEA hat den öster­rei­chi­schen Alten­heim­be­trei­ber Sen­ecu­ra geschluckt. Damit gehen die etwa 4.000 Bet­ten, das sind 5 % aller Plät­ze in Öster­reich, auf das Kon­to des Kon­zerns, der knapp 56.000 Bet­ten in ganz West­eu­ro­pa betreibt.

Schon län­ger, aber spä­tes­tens seit Über­nah­me der schwei­ze­ri­schen Senevi­ta und der deut­schen Sil­ver Care im Vor­jahr, hat man mit einem Ein­stieg eines gro­ßen Pfle­ge­an­bie­ters in Öster­reich spe­ku­liert. Dass die­ser nun mit Anfang April auf den Plan tritt, befeu­ert die Dis­kus­sio­nen um eine gute Ver­sor­gung von Men­schen im Alter sowie um die Wahl des rich­ti­gen Betrei­bers – sol­len aus­schließ­lich Non-Pro­fit Orga­ni­sa­tio­nen zum Zug kommen?

Ein biss­chen kitzeln

Immer wie­der kommt dabei das Argu­ment, ein biss­chen müs­se man die alt-ein­ge­ses­se­nen Anbie­ter schon kit­zeln, so dass Effi­zi­enz­po­ten­tia­le geho­ben wer­den kön­nen. Ein for­cier­ter Wett­be­werb brin­ge da mehr, als er den Men­schen scha­de. Außer­dem kann mit einer Ver­ga­be an nicht rein-gemein­nüt­zi­ge Betrei­ber, so wird gemun­kelt, den auf­müp­fi­gen NGOs ohne gro­ßes Auf­se­hen die Rute ins Fens­ter gestellt werden.

Dass Wett­be­werb sti­mu­lie­rend wir­ken kann, mag für Berei­che der Pro­duk­ti­on oder Indus­trie gel­ten. Die Erbrin­gung von sozia­le Dienst­leis­tun­gen hin­ge­gen unter­liegt ande­ren Funk­ti­ons­me­cha­nis­men. Bei sol­chen so genann­ten Ver­trau­ens­gü­ter, deren Qua­li­tät nur schwer mess­bar ist, kön­nen unter markt­wirt­schaft­li­chen Bedin­gun­gen Anrei­ze für den Betrei­ber ent­ste­hen, die Qua­li­tät zu sen­ken und dar­aus Gewinn zu erwirt­schaf­ten. Dass die Kli­en­tIn­nen die Qua­li­tät der Leis­tung nicht beur­tei­len kön­nen, trägt dazu bei, dass Non-Pro­fit Orga­ni­sa­tio­nen über­haupt ent­stan­den sind. Denn hier liegt das Ver­trau­en in die Leis­tung höher, weil Gewin­ne nicht aus­ge­schüt­tet son­dern re-inves­tiert wer­den. Und die Empi­rie bestä­tigt, dass die Qua­li­tät bei NPOs höher liegt als bei For-Pro­fit Anbietern.

Doch hat die Sicht­wei­se, dass auf­grund der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung ein volu­mi­nö­ser „Markt“ ent­steht, bei dem Gewin­ne mas­siv abge­schöpft wer­den kön­nen, nichts an ihrer schein­ba­ren Fas­zi­na­ti­on ver­lo­ren. Obwohl eigent­lich die anhal­ten­de Spar­kur, die öffent­li­chen Haus­hal­ten seit den 1990er Jah­ren auf­er­legt wur­de, the­ma­ti­siert wer­den müss­te. Denn die Aus­wir­kung auf sozia­le Dienst­leis­tun­gen geht schlei­chend vor sich, meist in Form von nicht valo­ri­sier­ten Kos­ten­bei­trä­gen oder unge­deck­ten Lohn­ab­gel­tun­gen, und birgt so manch Ver­schlech­te­rung in der Versorgung.

Vor­bo­ten…?

Offen bleibt mit die­ser Über­nah­me die Fra­ge, wie die ein­zel­nen Gemein­den, wo die Alten­hei­me ste­hen, reagie­ren wer­den. Auch die Sen­ecu­ra hat, wie gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen, Ver­sor­gungs­auf­trä­ge mit den Bun­des­län­dern und Gemein­den für ihre Hei­me abge­schlos­sen. Die­se garan­tie­ren die Kos­ten­über­nah­me für den Betrieb des Alten- oder Pfle­ge­hei­mes. Dass nun öffent­li­che Gel­der in ein bör­sen­no­tier­tes Unter­neh­men gepumpt wer­den, das wie­der­um mit sei­ner schlag­ar­tig erreich­ten Markt­grö­ße Spiel­re­geln zu beein­flus­sen ver­su­chen wird, wird man­chem Bür­ger­meis­ter Sor­gen bereiten.

Und nicht zuletzt ist frag­lich, wel­che Ände­run­gen der Arbeits­be­din­gun­gen die hun­der­ten Mit­ar­bei­te­rIn­nen zu erwar­ten haben, wenn die Inter­es­sen der share­hol­der stär­ker berück­sich­tigt wer­den als jene der Kli­en­tIn­nen oder öffent­li­cher Verwaltungen.

Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass die­se Über­nah­me kein Ein­zel­fall blei­ben könn­te. Mit TiSA, der zur Zeit noch wenig beach­te­ten „Schwes­ter“ von TTIP, wird zur Zeit an einem Regel­werk gebas­telt, das genau dies ermög­li­chen soll: den Markt­ein­tritt von gro­ßen Kon­zer­nen in Berei­che der öffent­li­chen Daseins­vor­sor­ge. Zudem hat die Euro­päi­sche Uni­on in ihrer neu­en Ver­ga­be­richt­li­nie, die in Öster­reich dem­nächst umge­setzt wer­den muss, bereits eine aus­schließ­li­che Ver­ga­be von sozia­len Dienst­leis­tun­gen an gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen fast unmög­lich gemacht. Hier haben sich Befür­wor­te­rIn­nen der Markt­ori­en­tie­rung durchgesetzt.

Stär­kung der Gemeinnützigkeit

Was dage­gen tun? Eine Stär­kung der Gemein­nüt­zig­keit. Und hier ist nicht nur die For­cie­rung neu­er Schlag­wor­te und Model­le, wie etwa sozia­le Inno­va­ti­on oder die Ein­füh­rung einer gemein­nüt­zi­gen Stif­tung gemeint, son­dern das expli­zi­te Bekennt­nis und der Aus­bau der good old Daseins­vor­sor­ge – den sozia­len, gemein­nüt­zi­gen Wohn­bau, das non-pro­fit geführ­te Alten­heim oder die gemein­schaft­lich über Eltern­ver­ei­ne orga­ni­sier­te Kin­der­be­treu­ung. Nur so kann ver­hin­dert wer­den, dass gewinn-gelei­te­te Inter­es­sen unser aller Lebens­qua­li­tät bestimmen.

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Mythos: „Reich werden kann jede, genauso wie jeder“

28. Januar 2015 – 16:35 Uhr

Dass die Ein­kom­men von Frau­en und Män­nern aus­ein­an­der­klaf­fen, ist gründ­lich belegt und all­ge­mein bekannt. Viel hart­nä­cki­ger hält sich jedoch der Mythos, dass Frau­en län­ger leben, daher mehr erben und somit die glei­chen Chan­cen haben, Ver­mö­gen zu erlan­gen wie Män­ner. Doch das ist nicht rich­tig. Auch bei Ver­mö­gen gibt es eine Sche­re zwi­schen Män­nern und Frau­en, was vor allem an einer „glä­ser­nen Ver­mö­gens­de­cke“ liegt. Frau­en kom­men ins­ge­samt beim Ver­mö­gen ein­fach nicht so weit hin­auf wie Män­ner. Die Ein­füh­rung von Ver­mö­gens­steu­ern ist des­we­gen auch für Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit wichtig.

Frau­en haben das Nachsehen

Tat­sa­che ist, dass es auch bei Reich­tum und Ver­mö­gen einen Gen­der Gap gibt. Die seit kur­zem ver­füg­ba­ren Ver­mö­gens­da­ten der Euro­päi­schen Zen­tral­bank zei­gen, dass in Öster­reich Frau­en gegen­über Män­nern durch­schnitt­lich 40 Pro­zent weni­ger Ver­mö­gen besit­zen. Damit bestä­ti­gen die Daten auch für Öster­reich und Euro­pa, was bis­lang bereits in der inter­na­tio­na­len Lite­ra­tur argu­men­tiert wird – Frau­en haben weni­ger Ver­mö­gen als Män­ner. Das liegt beson­ders an einer „glä­ser­nen Ver­mö­gens­de­cke“: je näher der obe­re Rand der Ver­mö­gens­ver­tei­lung rückt, umso stär­ker fal­len Frau­en zurück (sie­he Abbil­dung 1).

Abbil­dung 1: Weib­li­che ver­sus männ­li­che Haus­hal­te bei den obers­ten 10% in Europa


Quel­le: Schnee­baum et al. 2014

Wor­an liegt es nun, dass Frau­en weni­ger Reich­tum erlan­gen kön­nen als Män­ner? Zum einen an den gerin­ge­ren Arbeits­ein­kom­men. Frau­en haben noch immer stär­ker unter­bro­che­ne Erwerbs­kar­rie­ren, arbei­ten öfter Teil­zeit und in Nied­rig­lohn­bran­chen, und ver­die­nen für die glei­che Arbeit weni­ger. Aller­dings soll­te der Ein­fluss von Arbeit auf Ver­mö­gen nicht über­schätzt wer­den. Nur die wenigs­ten Men­schen wer­den durch Erwerbs­ar­beit reich.

Zum ande­ren ist näm­lich die Über­tra­gung von Ver­mö­gen durch Erben, Schen­ken oder bei Schei­dun­gen ent­schei­dend. Sin­gle-Frau­en erben zwar auf­grund der höhe­ren Lebens­er­war­tung öfter als Sin­gle-Män­ner, aller­dings erben sie gerin­ge­re Sum­men. Die Ungleich­heit bei Ver­mö­gen zwi­schen Män­nern und Frau­en ist daher eben­so wie bei den Ein­kom­men ein Aus­druck von den dis­kri­mi­nie­ren­den gesell­schaft­li­chen Rol­len, Nor­men und Strukturen.

Ver­mö­gens­steu­er als Gender-Debatte?

Für die lau­fen­de Debat­te um Ver­mö­gens­steu­ern beinhal­tet die Ver­mö­gens­sche­re zwi­schen Män­nern und Frau­en daher Span­nen­des. Wenn Män­ner mehr Ver­mö­gen haben als Frau­en, dann ist eine aus­ge­wo­ge­ne Finan­zie­rung des Sozi­al­staats aus Arbeit, Ver­mö­gen und Kon­sum auch aus Geschlech­ter­per­spek­ti­ve gerech­ter. Das heißt auch, dass vor allem Frau­en ver­lie­ren, wenn es kei­ne Ver­mö­gens­steu­ern gibt, da die auf­ge­bau­ten Ver­mö­gen der Män­ner nicht belas­tet wer­den. Aus einer Gleich­be­rech­ti­gungs-Sicht ist daher jeden­falls für die Ein­füh­rung von Ver­mö­gens- bzw. Erb­schafts­steu­ern zu argu­men­tie­ren, um die Benach­tei­li­gung von Frau­en zu vermindern.


Beim vor­lie­gen­den Bei­trag han­delt es sich um den ers­ten von vier gekürz­ten Ver­si­on von Kapi­teln aus dem aktu­el­len Buch „Mythen des Reich­tums. War­um Ungleich­heit unse­re Gesell­schaft gefähr­det“. Die­ses wur­de vom BEIGEWUM, Attac und der Armuts­kon­fe­renz her­aus­ge­ge­ben und stellt den bestehen­den Mythen des Reich­tums Fak­ten ent­ge­gen. Die AutorIn­nen set­zen sich mit Gerech­tig­keits- und Leis­tungs­be­grif­fen aus­ein­an­der, erör­tern die empi­ri­sche Ver­mö­gens­for­schung, und unter­su­chen die Gefah­ren der Ver­mö­gens­kon­zen­tra­ti­on für die Demo­kra­tie. Das Buch ist im VSA-Ver­lag erschie­nen und kann hier bestellt werden.

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Aviso: 5.3. Präsentation EuroMemorandum 2015 „What future for the European Union – Stagnation and Polarisation or New Foundations?” – mit Schwerpunkt Spanien und Griechenland

28. Januar 2015 – 16:24 Uhr

Wohin geht die EU? Ste­hen die Zei­chen wei­ter auf Sta­gna­ti­on, Aus­teri­tät und ver­schärf­te Ungleich­hei­ten? Oder gelingt der Kurs­wech­sel? Die Prä­sen­ta­ti­on des Euro­Me­mo­ran­dum 2015 greift die­se Fra­gen für eine kri­ti­sche Bestands­auf­nah­me und Dis­kus­si­on von alter­na­ti­ven öko­no­mi­schen Optio­nen auf. Ein beson­de­rer Schwer­punkt liegt dabei auf der Fra­ge, wie die vor­herr­schen­de EU-Kri­sen­po­li­tik durch die gegen­wär­ti­gen Umbrü­che in Grie­chen­land und Spa­ni­en her­aus­ge­for­dert wird. 

U.a. mit: Mari­ca Franga­kis (Nicos Pou­lant­z­as Insti­tut, Athen, und Euro­Me­mo group), Iván H. Aya­la (eco­no­Nues­tra und Pode­mos, Madrid), Eli­sa­beth Spring­ler (Fach­hoch­schu­le des bfi Wien). 

Das Euro­me­mo 2015 ist online unter http://www.euromemo.eu/euromemorandum/euromemorandum_2015/index.html abrufbar.

Beginn: 18h, C3-Cen­trum für Inter­na­tio­na­le Entwicklung/​Sensengasse 3, 1090 Wien

Ver­an­stal­tet von BEIGEWUM und ÖFSE in Koope­ra­ti­on mit der Wirt­schafts­po­li­ti­schen Akademie.

Anmel­dung unter: office[at]oefse.at, Ver­an­stal­tung ist in eng­li­scher Sprache!

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„Mythen der Ökonomie“ als Download verfügbar

25. Januar 2015 – 23:24 Uhr

Mythen der Öko­no­mie. Anlei­tung zur geis­ti­gen Selbst­ver­tei­di­gung in Wirt­schafts­fra­gen“ ist 2005 als ers­tes Buch aus der Mythen­rei­he des BEIGEWUM erschie­nen. Da es mitt­ler­wei­le ver­grif­fen und Buch­han­del nicht mehr erhält­lich ist, stel­len wir es ab sofort kos­ten­los als Down­load zur Ver­fü­gung – und zwar hier.

Aus dem Vor­wort: „Mythen – sym­bo­lisch auf­ge­la­de­ne Erzäh­lun­gen mit zwei­fel­haf­ter rea­ler Grund­la­ge – sind kein Phä­no­men, das auf die graue Vor­zeit beschränkt ist. Ador­no und Hork­hei­mer äußer­ten in ihrem Klas­si­ker »Dia­lek­tik der Auf­klä­rung« vor Jahr­zehn­ten die pes­si­mis­ti­sche Dia­gno­se, dass Wis­sen­schaft heu­te zum zen­tra­len Mythos gewor­den sei. Sie habe in der Erzeu­gung von blin­dem Gehor­sam gegen­über höhe­ren Mäch­ten den Platz der Reli­gi­on ein­ge­nom­men.  In der Wirt­schafts­wis­sen­schaft sind vie­le öko­no­mi­sche Fra­gen sehr umstrit­ten. Wie bei vie­len ande­ren sozia­len Fra­ge­stel­lun­gen kommt es aber auch in der Öko­no­mie sehr dar­auf an, von wel­chem Stand­punkt aus eine Sache betrach­tet wird. Öko­no­mi­sche Argu­men­te kön­nen zur Panik­ma­che, Recht­fer­ti­gung von Dis­kri­mi­nie­rung und zur Ver­brei­tung von Ohn­machts­ge­füh­len ein­ge­setzt wer­den, wie es heu­te all­täg­lich geschieht. Oder dazu, die Gesell­schaft bes­ser zu ver­ste­hen, sich kri­tisch mit ihr aus­ein­an­der zu set­zen und sie zu ver­än­dern. Die­ser zwei­te Zugang hat die­ses Buch inspi­riert. Es ver­sam­melt die wich­tigs­ten Mythen, die in den Medi­en und im All­tags­dis­kurs in Umlauf sind, schält deren Aus­sa­ge­ker­ne her­aus und trägt Gegen­ar­gu­men­te aus der wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­chen For­schung zusam­men. Damit soll zu jenem Rüst­zeug bei­getra­gen wer­de, das einer Demo­kra­tie ange­mes­sen ist: eine brei­te wirt­schaft­li­che Bil­dung der Bevöl­ke­rung und ihre Teil­nah­me an wirt­schafts­po­li­ti­schen Debat­ten und Entscheidungen.“

Staatsfinanzierung durch die EZB: Ein notwendiger Tabubruch

22. Januar 2015 – 15:48 Uhr

Aus gege­be­nem Anlass ver­öf­fent­li­chen wir vor­ab einen Beitrag(sentwurf) von Ste­fan Ede­rer, Lisa Mit­ten­drein und Valen­tin Schwarz, der im Debat­ten­fo­rum des Kurs­wech­sel 1/​2015 erschei­nen wird. Sie kri­ti­sie­ren dar­in ins­be­son­de­re das auch durch die heu­ti­ge EZB-Ent­schei­dung unan­ge­tas­te­te Dog­ma des Ver­bots der Finan­zie­rung höhe­rer staat­li­cher Defi­zi­te durch die Zen­tral­bank. wei­ter­le­sen »

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23.1.: Stammtisch ÖGS-Sektion Soziale Ungleichheit mit Vorstellung „Mythen des Reichtums“

11. Dezember 2014 – 9:27 Uhr

Der nächs­te Stamm­tisch der ÖGS-Sek­ti­on Sozia­le Ungleich­heit fin­det am 23. Jän­ner 2015 um 19h im Bespre­chungs­raum (Uni­ver­si­tät Wien, Insti­tut für Sozio­lo­gie, 4.Stock,) statt.

Wir star­ten mit euch ins neue Jahr um euch die Sek­ti­on vor­zu­stel­len, alle die sich für das The­ma Sozia­le Ungleich­heit inter­es­sie­ren sind ein­ge­la­den sich ein­zu­brin­gen und auch ger­ne selbst aktiv zu werden.
Wir prä­sen­tie­ren unser Pro­gramm für 2015, plus die bis­he­ri­gen Arbeits­schwer­punk­te die zum Teil wie­der­be­lebt oder erwei­tert wer­den können.

Julia Hof­mann stellt an die­sem Abend die neu erschie­ne­ne Publi­ka­ti­on „Mythen des Reich­tums – War­um Ungleich­heit unse­re Gesell­schaft gefähr­det“ her­aus­ge­ge­ben von BEIGEWUM, Attac und der Armuts­kon­fe­renz vor.

Julia Hof­mann ist Mit­glied des Sek­ti­ons­rats Sozia­le Ungleich­heit und im Vor­stand vom BEIGEWUM. Sie arbei­tet als wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der JKU der Uni­ver­si­tät Linz am Insti­tut für Sozio­lo­gie, Abtei­lung Wirt­schafts- und Organisationssoziologie.

Der Stamm­tisch bie­tet den Rah­men zum Aus­tausch und kann als Ein­stieg oder Anknüp­fungs­punkt zur Sek­ti­on genutzt werden.
Im Anschluss dar­an wan­dert der Stamm­tisch wei­ter ins Lokal Stadtkind.

http://www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/mythen-des-reichtums/

Wir freu­en uns auf euer/​Ihr Kom­men! Die ÖGS-Sek­ti­on Sozia­le Ungleichheit

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