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Was hat die Finanzkrise mit der Einkommensverteilung zu tun?

22. April 2009 – 14:37 Uhr

Seit den frü­hen 80er Jah­ren ist es zu dra­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen in der Ein­kom­mens­ver­tei­lung gekom­men. In den meis­ten Län­dern hat sich die Ein­kom­mens­ver­tei­lung pola­ri­siert – die Rei­chen sind rei­cher und die Armen (rela­tiv) ärmer gewor­den. In prak­tisch allen Län­dern ist die Lohn­quo­te, d.h. der Anteil der Löh­ne und Gehäl­ter am Volks­ein­kom­men gesun­ken, in Öster­reich seit 1980 gar um mehr als 15 %. Schlimm, aber was hat das mit der Finanz­kri­se zu tun?

Auf den ers­ten Blick wenig, mag es schei­nen. Die Finanz­kri­se wur­de ver­ur­sacht durch die Dere­gu­lie­rung der Finanz­märk­te: Ban­ken bün­del­ten Hypo­the­kar­kre­di­te, tran­chier­ten sie und ver­kauf­ten sie; unre­gu­lier­te Hedge Fonds ver­schul­de­ten sich gewal­tig und waren damit kri­sen­an­fäl­lig; star­ke Kapi­tal­zu­flüs­se in die USA, die die­se zur Deckung ihres Leis­tungs­bi­lanz­de­fi­zits benö­tig­ten, finan­zier­ten die Spe­ku­la­ti­on … So, oder so ähn­lich sind die gän­gi­gen Kri­sen­er­klä­run­gen – alles Ent­wick­lun­gen eines außer Rand und Band gera­te­nen Finanzsektors.

Kor­rekt, aber der Fokus auf die Fehl­ent­wick­lun­gen im Finanz­sek­tor droht dahin­ter­lie­gen­de struk­tu­rel­le Ursa­chen aus dem Bewusst­sein zu ver­drän­gen – und die haben viel mit der Ver­än­de­rung der Ein­kom­mens­ver­tei­lung zu tun.

Für den Groß­teil der Haus­hal­te sind Lohn­ein­kom­men die Haupt­ein­kom­mens­quel­le. Aus ihnen wird der Gross­teil der Kon­sum­aus­ga­ben finan­ziert. Blei­ben die Löh­ne hin­ter dem Pro­duk­ti­vi­täts­wachs­tums zurück, so wird weni­ger kon­su­miert. Öko­no­me­tri­sche Schät­zun­gen erge­ben, dass Eine Umver­tei­lung von 100 € von den Pro­fi­ten zu den Löh­nen zu rund 30 bis 40 € mehr Kon­sum­aus­ga­ben führt.

Eine nied­ri­ge­re Lohn­quo­te bedeu­tet defi­ni­ti­ons­ge­mäß eine höhe­re Pro­fit­quo­te. Und höhe­re Pro­fi­te füh­ren zu mehr Inves­ti­tio­nen. Kom­pen­sie­ren die höhe­ren Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben nicht die gesun­ke­nen Kon­sum­aus­ga­ben? Nein; zwar füh­ren höhe­re Gewin­ne tat­säch­lich zu mehr Inves­ti­tio­nen, aber in einem beschei­de­nen Aus­maß. 100 € höhe­re Gewin­ne füh­ren zu rund 10 € höhe­ren Investitionen.

Kurz, die hei­mi­sche Nach­fra­ge sta­gniert, wenn die Löh­ne nicht stei­gen. Ver­schie­de­ne Län­der ent­wi­ckel­ten unter­schied­li­che Stra­te­gien damit umzu­ge­hen. Etli­che Län­der, z.B. Deutsch­land und Japan, haben das schwa­che Wachs­tum der hei­mi­schen Nach­fra­ge durch Export­über­schüs­se kompensiert.

Das Pro­blem: es kön­nen nicht alle Län­der gleich­zei­tig Export­über­schüs­se erzie­len. Jedem Leis­tungs­bi­lanz­über­schuß muss ein Leis­tungs­bi­lanz­de­fi­zit in einem ande­ren Land gegen­über­ste­hen. Irgend­wer muss impor­tie­ren. Es waren die angel­säch­si­schen Län­dern, allen vor­an die USA, die sich als Wachs­tums­mo­tor der Welt­wirt­schaft eta­blier­ten. Waren in die­sen Län­dern die Löh­ne etwa stär­ker gewach­sen? Nein, im gros­sen und gan­zen nicht. Auf­grund ihres Immo­bi­li­en­mark­tes und ihres Finanz­sys­tem ent­wi­ckel­ten die­se Län­der mit der Dere­gu­lie­rung des Finanz­sek­tors ein schein­bar bril­lan­tes Sys­tem der Nach­fra­ge­an­kur­be­lung: der Kon­sum wur­de kre­dit­fi­nan­ziert und die Kre­di­te durch stei­gen­de Immo­bi­li­en­prei­se besi­chert. Die­ses kre­dit-finan­zier­te Wachs­tums ging gut, solan­ge die Haus­prei­se wei­ter stie­gen. Als die­se zu fal­len began­nen, began­nen auch die Ban­ken zu krachen. 

Wie finan­zier­ten die Ban­ken eigent­lich die­ses Kre­dit­wachs­tum? Größ­ten­teils nicht über Ein­la­gen, son­dern indem sie die Kre­di­te wei­ter­ver­kauf­ten, teils in Form recht kom­pli­zier­ter Wert­pa­pie­re. Und wer kauf­te eigent­lich die­se Papie­re? Zu einem Teil inter­na­tio­na­le Anle­ger. Das muß so sein: ein Land das Export­über­schüs­se (an Gütern) hat, muß auch Kapi­tal expor­tie­ren. Indi­rekt finan­zier­ten damit Chi­na, Japan und Deutsch­land die Kre­di­te für die Immo­bi­li­en­bla­se. In einem ver­nünf­ti­gen Wech­sel­kurs­sys­tem hät­ten der US-Dol­lar schon vor Jah­ren abwer­ten müs­sen. Aber im heu­ti­gen Sys­tem sind die Wech­sel­kur­se den Märk­ten über­las­sen. Die Aus­sen­han­dels­un­gleich­wich­te konn­ten damit in unge­wohn­te Höhen steigen. 

Fas­sen wir also zusam­men: Eini­ge Län­der, in denen wegen Lohn­zu­rück­hal­tung die hei­mi­sche Nach­fra­ge schwä­chelt, expor­tie­ren fleis­sig und finan­zie­ren mit ihren Kapi­tal­ex­por­ten die Kre­dit­ge­ne­rie­rung in jene Län­der, wo die Haus­hal­te fleis­sig ein­kau­fen, was sie sich wegen des gerin­gen Lohn­wachs­tums gar nicht leis­ten kön­nen und daher über Kre­di­te finan­zie­ren müs­sen. Ins­ge­samt ein per­ver­ses Sys­tem. Mög­lich wur­de all dies durch die Dere­gu­lie­rung des Finanz­sys­tems, aber auch durch eine Pola­ri­sie­rung der Einkommensverteilung.

Und die Moral von der Geschicht? Eine Reform des Finanz­sys­tems kann daher nur ein Teil der Repa­ra­tur des Sys­tems sein. Der ande­re Bereich der der Repa­ra­tur bedarf ist die Lohn- und Ver­tei­lungs­po­li­tik. Erst wenn die Löh­ne wie­der mit der Pro­duk­ti­vi­tät wach­sen ist ein wirt­schaft­li­ches Gleich­ge­wicht mög­lich, das ohne spe­ku­la­ti­ve Bla­sen und stei­gen­de Haus­halts­ver­schul­dung auskommt. 

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Staatseuphorie ohne Strategie

20. April 2009 – 13:20 Uhr

Zur Lage der Linken im Postneoliberalismus

Die aktu­el­le Wirt­schafts­kri­se hat auch unter den poli­tisch und öko­no­misch Herr­schen­den – wie bei­spiels­wei­se jüngst beim Welt­wirt­schafts­fo­rum in Davos – eine inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung dar­über aus­ge­löst, was künf­tig ver­än­dert wer­den muss.

In der aktu­el­len Kri­se scheint es – zumin­dest auf den ers­ten Blick –, als wür­de das neo­li­be­ra­le Dog­ma eines Bes­se­ren belehrt. Aber auch wenn der­zeit Ban­ken ver­staat­licht und Vor­schlä­ge für eine Reregu­lie­rung der Finanz­märk­te dis­ku­tiert wer­den, so ist doch wei­ter­hin offen, inwie­weit damit ein Gestal­tungs­an­spruch staat­li­cher Poli­tik gegen die Inter­es­sen der star­ken Kapi­tal­grup­pen ein­her­geht. Denn es han­delt sich zuvor­derst – bei aller rui­nö­sen Kon­kur­renz – um eine Kri­sen­in­ter­ven­ti­on im Inter­es­se der domi­nan­ten Kräfte.

Im Grun­de geht es hier um die Neu­auf­la­ge eines keyne­sia­ni­schen Pro­gramms, bei dem der Staat kor­ri­gie­rend in öko­no­mi­sche Zyklen und die Macht des Kapi­tals ein­greift. Im Zuge der unter Lin­ken der­zeit gras­sie­ren­den Staats­eu­pho­rie sind Refle­xio­nen über die sich ver­än­dern­den For­men der Staats­in­ter­ven­ti­on seit den 70er Jah­ren – und beson­ders in der aktu­el­len Kri­se – aus­ge­spro­chen sel­ten anzu­tref­fen. Die Vor­schlä­ge der Kri­sen­be­ar­bei­tung blei­ben weit­ge­hend makro­öko­no­misch aus­ge­rich­tet. Letzt­lich ver­birgt sich hin­ter den meis­ten Dia­gno­sen eine dif­fu­se Hoff­nung auf die Ein­sichts­fä­hig­keit der poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Eli­ten. Bei rea­lis­ti­scher Betrach­tung erweist sich die­se Hoff­nung jedoch als Illusion.

Nicht zufäl­lig kommt das Pro­blem der Hege­mo­nie in den meis­ten aktu­el­len Dia­gno­sen nicht vor. Kri­sen bedeu­ten nicht unbe­dingt eine Abkehr von der herr­schen­den Poli­tik, son­dern füh­ren oft zu deren gra­du­el­ler Erneue­rung und fes­ti­gen auf die­se Wei­se die zugrun­de lie­gen­den Herr­schafts­ver­hält­nis­se. Anto­nio Gram­sci nann­te das eine „pas­si­ve Revo­lu­ti­on“, in der Zustim­mung zur „gro­ßen Poli­tik“ und makro­öko­no­mi­schen Ent­wick­lung, aber auch hin­sicht­lich all­täg­li­cher Ori­en­tie­run­gen und Prak­ti­ken aus­ge­ar­bei­tet wird. Hier liegt denn auch der Kern des erfolg­ten neo­li­be­ra­len Gesell­schafts­um­baus. Er bestand ja nicht zuletzt dar­in, den Markt- und Kon­kur­renz­im­pe­ra­tiv tief in der Gesell­schaft, ja bis in die Sub­jek­te hin­ein zu ver­an­kern. Das ist mit der Kri­se nicht vorbei.

Der Staat ist aus herr­schen­der Per­spek­ti­ve teil­wei­se ein Opfer, vor allem jedoch ein Pro­blem­lö­ser, eine neu­tra­le Instanz und den gesell­schaft­li­chen All­ge­mein­in­ter­es­sen ver­pflich­tet. Der Staat soll’s rich­ten: Die­ses Ver­ständ­nis domi­niert der­zeit auch die Dis­kus­si­on um die Finanz­markt­kri­se. Dem­ge­gen­über ver­steht eine kri­ti­sche Ana­ly­se den Staat gera­de nicht als „neu­tra­le Instanz“, son­dern als sozia­les Ver­hält­nis oder genau­er: als insti­tu­tio­nell ver­dich­te­tes gesell­schaft­li­ches Kräf­te­ver­hält­nis, in dem die herr­schen­den Kräf­te domi­nie­ren und ihre Inter­es­sen leich­ter durch­set­zen kön­nen als die schwä­che­ren Akteure.

Der Staat, ins­be­son­de­re in den OECD-Län­dern, hat die Glo­ba­li­sie­rung kräf­tig vor­an­ge­trie­ben und wur­de zum „natio­na­len Wett­be­werbs­staat“ (Joa­chim Hirsch) transformiert.

Durch die Staats­in­ter­ven­ti­on wer­den Unter­neh­mens­ver­lus­te sozia­li­siert (Ban­ken­ret­tungs­schir­me), und die Kri­se selbst wird von mäch­ti­gen Kon­zer­nen dazu genutzt, geschwäch­te Kon­kur­ren­ten zu erwer­ben (bei­spiels­wei­se der Kauf der Dresd­ner Bank durch die Commerzbank).

Wäh­rend­des­sen gilt der Schutz der von Arbeits­lo­sig­keit Bedroh­ten (von sym­bo­lisch und für die herr­schen­de Poli­tik wich­ti­gen Kämp­fen wie jenen um Opel abge­se­hen) oder der im Zuge der Hypo­the­ken­kri­se ihre Häu­ser ver­lie­ren­den Men­schen als nachrangig.

Die kapi­ta­lis­ti­sche Ent­wick­lung pro­du­ziert jedoch nicht nur Kri­sen, son­dern auch ihre eige­nen Gegen­kräf­te in Form von Wider­stand und Alter­na­ti­ven. Die­se kön­nen reak­tio­när oder gar faschis­tisch sein, aber auch eman­zi­pa­to­risch und demokratisch.

Im Unter­schied zu den staats­zen­trier­ten Kri­sen­dia­gno­sen plä­die­re ich daher dafür, die unter­schied­li­chen Vor­schlä­ge und Stra­te­gien zur Kri­sen­be­ar­bei­tung mit dem Begriff des Post­neo­li­be­ra­lis­mus zu fas­sen. Anders als im Dis­kurs vom „Ende des Neo­li­be­ra­lis­mus“ und der „Rück­kehr des Staa­tes“ gera­ten auf die­se Wei­se die Brü­che, aber eben auch die Kon­ti­nui­tä­ten in den Blick. Kurz: Post­neo­li­be­ra­le Stra­te­gien bedeu­ten nicht per se eine Abkehr von neo­li­be­ra­ler Poli­tik; mit dem Begriff wer­den viel­mehr unter­schied­li­che Optio­nen der Kri­sen­be­ar­bei­tung in den Blick genom­men. Dies erlaubt eine prä­zi­se­re Ein­schät­zung der gesell­schaft­li­chen Kräf­te­ver­hält­nis­se, die sich in ein­zel­nen gesell­schaft­li­chen Kon­flikt­fel­dern durch­aus unter­schied­lich ausformen.

Aus eman­zi­pa­to­ri­scher Per­spek­ti­ve geht es dar­um, Ant­wor­ten auf die drän­gen­den Pro­ble­me wie sozia­le Spal­tung und Ver­ar­mung, Angst und die Pri­va­ti­sie­rung der Risi­ko­ab­si­che­rung, öko­lo­gi­sche Kri­se und Zunah­me der Gewalt zu fin­den. Gleich­zei­tig gilt es, die herr­schaft­li­chen Defi­ni­tio­nen der „drän­gen­den Pro­ble­me“ zurück­zu­wei­sen und zu ver­än­dern. Die Eng­füh­rung der meis­ten Miss­stän­de auf die aktu­el­le Finanz- und sich anbah­nen­de Wirt­schafts­kri­se ist pro­ble­ma­tisch, denn eine sol­che Reduk­ti­on der Ursa­chen ten­diert dazu, einen unde­mo­kra­ti­schen Eta­tis­mus zu begüns­ti­gen. Die­ser setzt die sozia­le Spal­tung fort bzw. ver­tieft sie wei­ter – nicht zuletzt auch dadurch, dass er die Kri­sen der Öko­lo­gie, der Inte­gra­ti­on, der Sicher­heit und der Demo­kra­tie für zweit­ran­gig erklärt.

Die­ses Pro­blem wird ana­ly­tisch dadurch gewis­ser­ma­ßen „ver­dop­pelt“, dass einer (guten) Real­öko­no­mie die aus dem Ruder gelau­fe­nen (schlech­ten) Finanz­märk­te gegen­über­ge­stellt wer­den, die es in Kom­bi­na­ti­on mit pro­gres­si­ver Ver­tei­lungs­po­li­tik zu „ent­schleu­ni­gen“ gel­te. Aber ist es denn über­haupt wün­schens­wert, rein makro­öko­no­misch die Wirt­schaft wie­der „anzu­kur­beln“, anstatt die aktu­el­len Mög­lich­kei­ten dafür zu nut­zen, eine qua­li­ta­tiv und von den kom­ple­xen Anreiz- und Bedürf­nis­struk­tu­ren her ganz ande­re Lebens­wei­se als die impe­ria­le durchzusetzen?

Für alle Kon­flikt­fel­der und umfas­sen­de gegen­he­ge­mo­nia­le Stra­te­gien gilt: Ent­schei­dend wird sein, ob die Macht der Kapi­tal- und Ver­mö­gens­be­sit­zer – samt ihrer poli­tisch-insti­tu­tio­nel­len, media­len und wis­sen­schaft­li­chen Absi­che­rung – wirk­lich in Fra­ge gestellt wer­den kann und ob ein Umbau der Pro­duk­ti­ons- und Lebens­wei­se akzep­tiert wird. Denn eines soll­te nicht über­se­hen wer­den: Der neo­li­be­ra­le Gesell­schafts­um­bau wur­de und wird auch des­halb breit akzep­tiert, weil er die impe­ria­le Lebens­wei­se der Bevöl­ke­rungs­mehr­heit in den Län­dern des glo­ba­len Nor­dens und der Mit­tel­klas­sen in den Län­dern des glo­ba­len Südens absichert.

In der lin­ken Dis­kus­si­on sind alter­na­ti­ve Ansät­ze kaum zu fin­den, wer­den die unter­schied­li­chen Kri­sen­di­men­sio­nen und Pro­blem­ebe­nen bis heu­te nicht zusam­men­ge­dacht. So wird der Wider­spruch zwi­schen kurz- und mit­tel­fris­ti­gen Kri­sen­in­ter­ven­tio­nen und dem gleich­zei­tig not­wen­di­gen Umbau der Ener­gie- und Res­sour­cen­ba­sis des glo­ba­len Nor­dens nur sel­ten benannt. Dies könn­te in den kom­men­den Jah­ren das in vie­ler­lei Hin­sicht pro­ble­ma­ti­sche Pro­jekt eines „grü­nen New Deal“ zu der ver­meint­lich lin­ken sozi­al-öko­lo­gi­schen „Alter­na­ti­ve“ machen. Hier liegt eine gro­ße intel­lek­tu­el­le, stra­te­gi­sche und poli­ti­sche Aufgabe.

Der weit­rei­chen­den Ent­po­li­ti­sie­rung muss mit einer gesell­schaft­li­chen Mobi­li­sie­rung ent­ge­gen­ge­ar­bei­tet wer­den, deren Vor­aus­set­zung es ist, die „Par­zel­lie­rung“ der gesell­schaft­li­chen Pro­ble­me in Poli­tik­be­rei­che und ent­spre­chen­de Lösungs­an­sät­ze aufzuheben.

(Eine Lang­ver­si­on des Bei­trags erschien in „Blät­ter für deut­sche und inter­na­tio­na­le Poli­tik“, April 2009).

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Is America doomed? Or Austria?

15. April 2009 – 21:58 Uhr

Der Kom­men­tar des (neo-)konservativen Kolum­nis­ten Charles Kraut­ham­mer hat es (in Aus­zü­gen) bis in den Stan­dard geschafft, weil er eine Wort­mel­dung der hie­si­gen Innen­mi­nis­te­rin als Aus­weis für die außen­po­li­ti­sche Inkom­pe­tenz Barack Oba­mas hält. Kraut­ham­mers Anmer­kung steht im Kon­text der ame­ri­ka­ni­schen Kri­tik an Oba­mas Euro­pa­rei­se, wie bei Cafe Cri­tique unter­stri­chen wird. Über Kraut­ham­mers Posi­ti­on lässt sich natür­lich strei­ten.* Mei­nes Erach­tens ist er eher einer jener leicht hys­te­ri­schen Exzep­tio­na­lis­ten, die unter Bush jun. ihre gro­ße Zeit hat­ten und denen nun in der Kri­se die Legi­ti­mie­rung ihrer doch eher extre­men Ansich­ten weg­bricht. (Sie­he dazu die exzel­len­ten Bücher von Andrew Bace­vich, The New Ame­ri­can Mili­ta­rism, sowie von Fred Kaplan, Daydream Belie­vers.)

Das Inter­es­se an Öster­reich jeden­falls ist in den USA tat­säch­lich grö­ßer als man den­ken möch­te. War­um sonst schreibt Paul Krug­man (der auch gern mal den Teu­fel an die Wand malt, aber von der ande­ren Sei­te) in sei­nem Blog über den bedenk­lich hohen Anteil an Ver­pflich­tun­gen, den öster­rei­chi­sche Ban­ken in Ost­eu­ro­pa haben? Krug­man zeigt einen simp­len Chart, den ich gern ein­mal in einem öster­rei­chi­schen Medi­um gese­hen hät­te. Und er ver­weist dar­auf, dass ein Bail-out der Ban­ken not­wen­dig sein wird, um das Pro­blem in den Griff zu krie­gen. Jetzt sit­ze ich in den USA und fra­ge mich: Wie wird das in Öster­reich dis­ku­tiert? Und: War­um haben ame­ri­ka­ni­sche Intel­lek­tu­el­le in Bezug auf Öster­reich die Nase vorn?

(* Pas­sa­ge nach­träg­lich korrigiert.)

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Was spricht eigentlich gegen eine Vermögensteuer?

9. April 2009 – 18:20 Uhr

Es ist wird wie­der ein­mal hef­tig über die Ver­mö­gen­steu­er dis­ku­tiert, doch der Opti­mis­mus, dass sie wirk­lich kommt, hält sich in Gren­zen. Es stellt sich aber die Fra­ge, was öko­no­misch für oder gegen eine Besteue­rung von Ver­mö­gen spricht.

Die Finan­zie­rung öffent­li­cher Aus­ga­ben ist gera­de auch in  Kri­sen­zei­ten uner­läss­lich, um sozia­le Leis­tun­gen aus­zu­bau­en, Bil­dung und Kul­tur aus­rei­chend zu finan­zie­ren, öffent­li­che Infra­struk­tur­pro­jek­te rea­li­sie­ren zu kön­nen, eine akti­ve Arbeits­markt­po­li­tik zu betrei­ben kurz: Um den Lebens­stan­dard der Men­schen zu sichern. Die­se Aus­ga­ben sind grund­sätz­lich über Steu­er­ein­nah­men, zum Teil auch über eine staat­li­che Neu­ver­schul­dung zu rea­li­sie­ren. Und dabei muss gel­ten: Wer mehr hat, der hat auch eine grö­ße­re Steu­er­last zu tra­gen. Es ist daher schwer ver­ständ­lich, war­um Öster­reich auf Ein­nah­men aus Sub­stanz­steu­ern – also aus Erb­schafts- und Ver­mö­gen­steu­ern – weit­ge­hend ver­zich­tet.  Ein paar Argu­men­te für die Debatte:

  1. Öster­reich ist bei der Besteue­rung von Ver­mö­gen und Erb­schaf­ten (fast) Schluss­licht in der EU. 2006 wur­den gera­de ein­mal 0,6 des BIP durch die­se Steu­ern ein­ge­ho­ben.  Der Durch­schnitt der EU lag 2006 bei knapp 2,0%, in Groß­bri­tan­ni­en waren es 4,6 Pro­zent des BIP (Stan­dard vom 09.04.09). Bei einer Anhe­bung auf den EU-Durch­schnitt wür­de Öster­reich 4 Mrd. Euro jähr­lich zusätz­lich einnehmen.
  2. Ver­mö­gen sind extrem ungleich ver­teilt. Wer wirk­lich eine Umver­tei­lung will, der muss in die Sub­stanz die­ser Ver­mö­gen eingreifen.
  3. Die Angst vor einer Ver­mö­gen­steu­er ist enorm. Men­schen, die durch bes­se­re öffent­li­che Leis­tun­gen pro­fi­tie­ren wür­den, leh­nen deren Finan­zie­rung über eine Ver­mö­gen­steu­er den­noch ab. Dabei muss klar sein: Eine Ver­mö­gen­steu­er kann so aus­ge­stal­tet wer­den, dass klei­ne­re und mitt­le­re Ver­mö­gen steu­er­frei blei­ben. Dafür kön­nen ent­spre­chen­de Frei­be­trä­ge vor­ge­se­hen wer­den. Das Schü­ren der Angst vor Ver­mö­gen­steu­ern ist inter­es­sen­ge­lei­tet und nicht rational.
  4. Gegen die Ver­mö­gen­steu­er wird ein­ge­wandt, dass die­ses Geld bereits ver­steu­er­tes Ein­kom­men sei und eine dop­pel­te Besteue­rung nicht zuläs­sig ist. Nun wird aber jedes Ein­kom­men bei Ver­aus­ga­bung mehr­fach besteu­ert: Erst durch die Lohn- und Ein­kom­men­steu­er, dann durch diver­se Ver­brauch­steu­ern (Mehr­wert­steu­er, Mine­ral­öl­steu­er usw.). Es gibt kei­ner­lei Begrün­dung, war­um das nicht so sein soll­te. Daher kön­nen auch Ver­mö­gen­steu­ern ein­ge­ho­ben wer­den, so denn der poli­ti­sche Wil­le da ist.

Neben der Fra­ge der Ein­nah­men ist immer die Fra­ge der Funk­ti­on zu beach­ten. Eine Besteue­rung von Ver­mö­gen lässt sich einer­seits aus dem Leis­tungs­fä­hig­keits­prin­zip, ande­rer­seits aus dem Äqui­va­lenz­prin­zip begrün­den. Aus Ver­mö­gen ent­ste­hen Leis­tun­gen wie bspw. Ein­kom­men, Pres­ti­ge, Macht, Sicher­heit. Eine Per­son, die Leis­tungs­fä­hi­ger ist, ist jedoch stär­ker zu besteu­ern. Dies ist kein Natur­ge­setz, aber eine poli­ti­sche Set­zung. Die­se gilt es zu ver­tei­di­gen, weil das Leis­tungs­fä­hig­keits­prin­zip eine der zen­tra­len Säu­len eines Sozi­al­staa­tes dar­stellt. Ein sol­cher kann nur bei Umver­tei­lung funk­tio­nie­ren, denn wenn jede Grup­pe für sich selbst sor­gen muss, dann ist das kein Wohl­fahrts­staat mehr. Zudem leis­tet der Staat auch etwas für die Ver­mö­gen­den: Er garan­tiert das Eigen­tum, er stellt die juris­ti­sche und säch­li­che Infra­struk­tur zur Ver­fü­gung, die not­wen­dig sind, dass Ver­mö­gen ent­ste­hen und exis­tie­ren kann. Daher kann der Staat nach dem Äqui­va­lenz­prin­zip auch Steu­ern auf Ver­mö­gen begrün­det einheben.
Es ist nicht ein­zu­se­hen, dass Öster­reich auf die drin­gend benö­tig­ten Ein­nah­men aus der Ver­mö­gen­steu­ern ver­zich­tet. Die posi­ti­ven Effek­te – Ein­nah­me­stei­ge­rung, glei­che­re Ver­tei­lung, weni­ger Kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on – sind groß und soll­ten die Poli­tik dazu ver­an­las­sen, end­lich zu han­deln. Mit einem Ver­weis auf das Regie­rungs­pro­gramm ist es nicht getan. Ers­tens ist es ein Feh­ler, dass dort kei­ne Ver­mö­gen­steu­er benannt wird. Zwei­tens kann man Feh­ler kor­ri­gie­ren. Und Drit­tens ist die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on eine deut­lich ande­re als zum Zeit­punkt der Koalitionsverhandlungen.

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G-20-Finanzgipfel: mehr Kontinuität als Wandel

8. April 2009 – 11:47 Uhr

Der G‑20-Gip­fel zur Finanz­kri­se Anfang April in Lon­don brach­te zwar etwas mehr als erwar­tet, blieb aber weit hin­ter den Not­wen­dig­kei­ten zurück. Die Erwar­tun­gen waren durch die unter­schied­li­chen Inter­es­sen­la­gen und offen aus­ge­tra­ge­nen Dif­fe­ren­zen der zen­tra­len inter­na­tio­na­len Mäch­te gedämpft.

Die US-Regie­rung dräng­te im Vor­feld stark auf inter­na­tio­na­le Kon­junk­tur­pa­ke­te, zeig­te aber wenig Enthu­si­as­mus für weit­ge­hen­de Regu­lie­rungs­vor­schlä­ge. Das ist ange­sichts des hyper­tro­phen US-Finanz­sek­tors auch nicht über­ra­schend. Neben fis­ka­li­schen Anrei­zen setzt die US-Regie­rung beson­ders stark auf die Wie­der­be­le­bung der Kre­dit­me­cha­nis­men. Impul­se sol­len aus der Finanz­sphä­re kom­men. In den letz­ten Jahr­zehn­ten stan­den bei Wirt­schafts­auf­schwün­gen in den USA nicht mehr die Indus­trie und die pro­duk­ti­ven Inves­ti­tio­nen im Vor­der­grund, son­dern der Finanz- und Immo­bi­li­en­sek­tor. Die deut­sche Bun­des­re­gie­rung zeig­te sich gegen­über wei­te­ren Kon­junk­tur­pa­ke­ten ableh­nend und stell­te statt­des­sen Regu­lie­rungs­fra­gen in den Vor­der­grund. Die deut­sche Öko­no­mie ist über­mä­ßig stark auf den Export aus­ge­rich­tet und lei­det jetzt stark unter den Export­ein­brü­chen. Der deut­sche Poli­tik- und Wirt­schafts­main­stream setzt wei­ter auf Expor­te als Weg aus der Kri­se. Nur die Links-Par­tei, lin­ke Gewerk­schaf­ter, glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­sche Grup­pen und eini­ge kri­ti­sche Öko­no­men for­dern eine Reori­en­tie­rung auf den Bin­nen­markt und star­ke fis­ka­li­sche Impul­se sowie eine expan­si­ve Lohn­po­li­tik. Dies wird von der Bun­des­re­gie­rung abge­lehnt. Sie negiert, dass die Kri­se auch etwas mit Ver­tei­lungs­fra­gen – wie hohen anla­ge­su­chen­den Ein­kom­men der obe­ren Mit­tel­schich­ten und beim Kon­sum Kom­pen­sa­ti­on nied­ri­ger Ein­kom­men durch stei­gen­de Auf­nah­me von Kon­sum­kre­di­ten –  sowie glo­ba­len Ungleich­ge­wich­ten zu tun hat. Sie iden­ti­fi­ziert als zen­tra­le Ursa­che der Kri­se pri­mär Fehl­re­gu­lie­run­gen der Finanz­märk­te, die tat­säch­lich ein wich­ti­ger, aber nicht der ein­zi­ge wich­ti­ge Kri­sen­fak­tor waren. Bei der deut­schen Posi­ti­on ist zu beach­ten, dass durch den inter­na­tio­na­len Bedeu­tungs­ge­winn des angel­säch­si­schen Finanz­markt­mo­dells das deut­sche Wirt­schafts­mo­dell mit sei­nen tra­di­tio­nell engen Bezie­hun­gen zwi­schen Ban­ken und Indus­trie ero­diert war. Die chi­ne­si­sche Regie­rung zeig­te sich ange­sichts der unkon­ven­tio­nel­len und stark expan­si­ven Geld­po­li­tik der US-Zen­tral­bank offen um die rie­si­gen chi­ne­si­schen Finanz­an­la­gen in den USA besorgt. Aus Chi­na kamen ers­te Stim­men, wel­che die Rol­le des US-Dol­lars als zen­tra­le US-Reser­ve­wäh­rung vor­sich­tig in Fra­ge stellten.

Die Pas­sa­gen zur wirt­schaft­li­chen Sti­mu­lie­rung sind eher all­ge­mein gehal­ten. Beson­de­res Gewicht legt die Abschluss­erklä­rung auf die Wie­der­her­stel­lung eines „nor­ma­len Kre­dit­flus­ses“. Hier­bei ist unklar, was „nor­mal“ eigent­lich bedeu­tet. Soll­te hier­mit die exzes­si­ve Kre­dit­ver­ga­be der letz­ten Jah­re gemeint sein, wür­de dies die Fort­set­zung eines grund­sätz­lich sehr kri­sen­an­fäl­li­gen Wirt­schafts­mo­dells bedeu­ten. In den USA gibt es bereits jetzt Anstren­gun­gen, den Han­del mit inno­va­ti­ven Finanz­ak­ti­va, die in der Kri­se ihre destruk­ti­ve Wir­kung deut­lich zeig­ten, mit staat­li­cher Hil­fe wie­der in Gang zu brin­gen. Ein­zel­ne Ban­ken schei­nen auf die­se Poli­tik, die auch den USA nicht unum­strit­ten ist, ansprin­gen zu wollen.

Etwas mehr Regu­lie­rung soll es aller­dings auch geben. Das Finan­cial Sta­bi­li­ty Forum soll zu einem Finan­cial Sta­bi­li­ty Board (FSB) mit ver­stärk­tem Man­dat aus­ge­baut wer­den. Das FSB soll sich unter ande­rem um den Auf­bau eines Früh­warn­sys­tems für die Finanz­märk­te und die Ver­än­de­rung der Auf­sichts­sys­te­me küm­mern. Regu­lie­rung und Auf­sicht sol­len „auf alle sys­te­misch wich­ti­gen Finanz­in­sti­tu­tio­nen, ‑instru­men­te und –märk­te“ aus­ge­dehnt wer­den. Hier­zu sol­len auch „sys­te­misch wich­ti­ge Hedge­fonds“, die mit sehr hoher Kre­dit­fi­nan­zie­rung spe­ku­la­ti­ver Akti­vi­tä­ten arbei­ten, gehö­ren. Was „sys­te­misch wich­tig“ ist, ist in der Erklä­rung nicht defi­niert und ziem­lich inter­pre­ta­ti­ons­fä­hig. Von einer umfas­sen­den Kon­trol­le kann so kei­nes­falls die Rede sein. Mehr Trans­pa­renz ist allein nicht aus­rei­chend. Bereits vor der Kri­se waren Kri­sen­ge­fah­ren durch­aus erkenn­bar, doch folg­ten kei­ne prä­ven­ti­ven Gegen­maß­nah­men. Die Regu­lie­rungs­be­hör­den zeig­ten sich all­zu eng auf die Wün­sche der Finanz­welt aus­ge­rich­tet. Not­wen­dig wären ein Ver­bot ver­schie­de­ner inno­va­ti­ver Finanz­in­stru­men­te sowie eine Geneh­mi­gungs­pflicht für neue Instru­men­te. Von ent­spre­chen­den Schrit­ten ist in der Dekla­ra­ti­on kein Wort zu fin­den. Auf Steu­er­pa­ra­die­se soll ver­stärk­ter Druck aus­ge­übt wer­den. Hier­bei wird eher auf die Unter­bin­dung von Steu­er­flucht als auf den eben­falls sehr wich­ti­gen Aspekt der Regu­lie­rungs­flucht abge­stellt. Man­geln­de Regu­lie­rung und Auf­sicht machen neben steu­er­lich „para­die­si­schen“ Zustän­den die Haupt­at­trak­ti­vi­tät der Steu­er­pa­ra­die­se auf. Viel­fach han­delt es sich bei die­sen „Para­die­sen“ übri­gens um klei­ne Res­te des kolo­nia­len Impe­ri­ums Groß­bri­tan­ni­ens und der Niederlande.

Die viel­leicht unmit­tel­bar stärks­te Wir­kung des G‑20-Gip­fels ist die Stär­kung des IWF (und ande­rer inter­na­tio­na­ler Finanz­in­sti­tu­tio­nen). Über den IWF soll Liqui­di­tät für Län­der der Semi-Peri­phe­rie (wie Tei­le Ost­eu­ro­pas oder Latein­ame­ri­kas) und der Peri­phe­rie bereit­ge­stellt wer­den. Hier­bei wer­den auch kon­kre­te Sum­men genannt, die aller­dings zum Teil nur Bekräf­ti­gun­gen bereits frü­he­rer Beschlüs­se sind. Der IWF hat die Wirt­schafts­po­li­ti­ken, die zur gegen­wär­ti­gen Kri­se geführt haben, sys­te­ma­tisch unter­stützt. Wirt­schafts­po­li­tisch hat er sei­ne Linie kaum kor­ri­giert. Grund­le­gen­de Ursa­chen der Ver­schul­dung von (semi-)peripheren Öko­no­mien gehen sei­ne Pro­gram­me nicht an, oft­mals zemen­tie­ren sie die­se sogar. Die Stimm­rechts­ver­tei­lung im IWF ist hoch­gra­dig unde­mo­kra­tisch zu Guns­ten der Indus­trie­län­der (vor allem der USA) ver­zerrt und wird abseh­bar auch bei den ange­peil­ten Stimm­rechts­re­for­men höchst pro­ble­ma­tisch blei­ben. Eine weit bes­se­re Alter­na­ti­ve wäre die Ver­ga­be von Liqui­di­tät über UNO-Organisationen.

Das G‑20-Tref­fen zeigt geo-poli­ti­sche Ver­schie­bun­gen an. Im Gegen­satz zu den bis­he­ri­gen G‑7-Tref­fen saßen gro­ße Län­der des Südens mit am Tisch. Chi­na ist ein zwar noch recht dis­kre­ter, aber doch zen­tra­ler Akteur. Die US-Regie­rung ist zumin­dest zu Teil­kom­pro­mis­sen gezwun­gen. Im Kern zeich­net sich ab, dass Kern­ele­men­te der Wirt­schafts­mo­del­le der letz­ten drei Jahr­zehn­te bewahrt und um eine etwas ver­stärk­te Kon­trol­le ergänzt wer­den sol­len. Der kleins­te gemein­sa­me Nen­ner lie­ße sich so beschrei­ben: So viel Kon­ti­nui­tät mit den Jah­ren des Neo­li­be­ra­lis­mus wie mög­lich und eine Begren­zung der Kor­rek­tu­ren auf das unver­meid­lich Scheinende.

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Regulierung ist nicht genug.

1. März 2009 – 20:16 Uhr

BEI­GEWUM-Text in Mal­moe #45

Für eine Demo­kra­ti­sie­rung der Debat­te über Ant­wor­ten auf die Krise

So man­che kri­ti­sche Grup­pe sieht sich in der Dis­kus­si­on um die aktu­el­le Finanz­kri­se in der Zwick­müh­le. Dass der Kapi­ta­lis­mus insta­bil ist und sei­ne fort­schrei­ten­de schwach regu­lier­te Finan­zia­li­sie­rung (also der ver­grö­ßer­te Stel­len­wert von Finanz­märk­ten für immer mehr Wirt­schafts- und Lebens­be­reich) die­se Insta­bi­li­täts­ten­denz ver­stärkt, behaup­ten sie schon seit Jahr und Tag. Nun ist die­se Dia­gno­se (wie­der ein­mal) durch eine Kri­se schlag­ar­tig ins all­ge­mei­ne Bewusst­sein getre­ten, und das Lob der Märk­te, das ges­tern noch all­ge­gen­wär­tig durch die Medi­en schall­te, ist heu­te Hohn und Spott ausgesetzt.

Doch es ist ver­däch­tig: Jene mäch­ti­gen Akteu­re, die den Kar­ren an die Wand gefah­ren haben, machen sich vor­mals mar­gi­na­le kri­ti­sche Dia­gno­sen und Vor­schlä­ge zu eigen, als wäre nichts gewe­sen, und behal­ten ihre Posten…

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BEIGEWUM-Forderungen zur Finanzkrise

27. Oktober 2008 – 19:49 Uhr

27.10.2008

1. Umverteilung

Die aktu­el­le Kri­se ist nicht nur ein Ver­sa­gen des Finanz­sek­tors, son­dern auch Ergeb­nis der zuneh­men­den Ver­tei­lungs­schief­la­ge der letz­ten Jah­re… wei­ter­le­sen »

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