Gesundheitsökonomie und -politik: Der Kurswechsel 1/2021 ist da!
„Corona geht uns alle an“ oder „Corona macht vor niemandem Halt“ lauten häufig gehörte Slogans in der Pandemie-Krise. Tatsächlich sind jedoch die Auswirkungen von COVID-19 wie auch anderer Gesundheitskrisen ungleich verteilt und treffen sozial schwächere Gruppen härter. Das Heft zeichnet Ungleichheiten in der medizinischen Vorsorge nach und wirft die Frage auf, welche Ansätze zu einer Verringerung der Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung führen können.
Das Debattenforum thematisiert den kurzfristigen Hype um GameStop.
Editorial und Debattenforum sind online abrufbar. Bestellen kann man den Kurswechsel hier
Systemerhalter_innen in der Krise – Bericht
Im Vorfeld des Tags der Arbeit macht das „Netzwerk migrantische Arbeit“ auf Arbeitsverhältnisse aufmerksam, die meistens unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung bleiben.
Wer pflegt die Alten, wer erntet das Gemüse, wer bringt uns die Post? Die Corona-Krise hat eines besonders deutlich gemacht: Migrantische Arbeitskräfte sind für die Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens, der Lieferketten oder der Landwirtschaft unverzichtbar. Gleichzeitig sind sie verstärkt von den desaströsen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen.
Bei der Onlineveranstaltung mit Vertreterinnen des „Netzwerks migrantische Arbeit“ am 29.4. wurde deutlich, dass es trotz der unterschiedlichen Arbeitsfelder, große Gemeinsamkeiten gibt. Systematische Ausbeutung und Schwierigkeit in der Interessensvertretung sind bezeichnend für Arbeitsfelder, in denen vorwiegend migrantische Arbeitskräfte tätig sind.
Johanna Neuhauser vom BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts‑, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen) betont eingangs: „Die gesellschaftliche Bedeutung von Arbeitsmigrant_innen steht im krassen Widerspruch zur fehlenden Anerkennung ihrer Arbeit. Und zwar in Bezug auf Entlohnung, Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Wertschätzung“. Die Pandemie hat dabei verstärkt sichtbar gemacht, auf was selbstorganisierte und gewerkschaftliche Initiativen schon lange aufmerksam machen.
Aktuell zu Beginn der Spargelernte berichtet Lisa Rail von Sezonieri (Kampagne für die Rechte der Erntearbeiter_innen in Österreich) von den prekären Bedingungen der Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft. „Will man Ausbeutung und Lohndumping verhindern, muss die Selbstorganisation von Landarbeiter_innen gestärkt und diese Arbeitskämpfe durch den Ausbau arbeitsrechtlicher Kontrollen unterstützt werden“, so Rail, „denn nur so können gut entlohnte und gesunde Arbeitsbedingungen für alle ermöglicht werden.“ Radostina Stoyanova von der Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung UNDOKumentiert Arbeitender (UNDOK) berichtet über die massiven Probleme von Systemerhalter_innen ohne Papiere: „Je prekärer die Menschen vor der Pandemie beschäftigt waren, desto härter treffen sie die Auswirkungen der aktuellen Corona-Situation. Und je unsicherer ihre Arbeits- und Lebensbedingungen sind, desto höher ist für sie das Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren.“ Deshalb fordert UNDOK anonyme und hürdenfreie Corona-Testmöglichkeiten für Menschen ohne Papiere sowie Zugang zur Impfung für alle, die hier leben und arbeiten. Wie Anna Leder von der Interessengemeinschaft der 24-Stunden-Betreuerinnen (IG-24) betonte, hat Corona auch die Missstände rund um die 24-Stunden-Betreuung deutlich sichtbar gemacht. Da sie offiziell selbstständige Ein-Personen-Unternehmen sind, gelten für die meist aus Rumänien oder der Slowakei kommenden Frauen die Schutzstandards des Arbeitsrechts nicht. Obwohl sie meist von Vermittlungsagenturen abhängig sind, gibt es für sie keinen kollektivvertraglichen Mindestlohn, keinen bezahlten Krankenstand, keine Arbeitszeitregelung und keine gewerkschaftliche Vertretung. Um dies zu ändern, fordert Leder von der Initiative „das Ende der Scheinselbstständigkeit und öffentlich finanzierte und organisierte Anstellungsverhältnisse für 24h Betreuer_innen“. Seit der Pandemie wird der Verein mit Anfragen von migrantischen Personenbetreuer_innen überhäuft. Die wichtige Beratungsarbeit erfolgt ausschließlich auf Basis ehrenamtlichen Engagements. Dass eine öffentliche Unterstützung bisher ausbleibt, zeigt wiederum, wie wenig sich der öffentliche Applaus für Systemerhalter_innen in die Praxis umsetzt.
Mehr für Care – Das feministische Konjunkturpaket
Es ist höchste Zeit für Veränderung: Die Regierung nimmt derzeit viel Geld in die Hand, aber jene, die es am dringendsten brauchen, erhalten davon kaum etwas – unter anderem Alleinerzieher*innen, Pflegekräfte, Reinigungspersonal; also jene, die unser Leben, unsere Wirtschaft und Gesellschaft am Laufen halten.
Daher fordern wir gemeinsam mit Femme Fiscale ein feministisches Konjunkturpaket! Es geht um Investitionen in der Höhe von 12 Milliarden Euro für ein gutes Leben für alle. Investitionen in Kinderbetreuung, Bildung, Pflege, Geschlechtergerechtigkeit und Gesundheit verbessert das Leben von allen.
Die Broschüre schicken wir den nächsten 20 Kurswechselabonent*innen gratis mit! Also schnell hier ein Abo absschließen!
Kurswechselpräsentation – Grüner Stahl und E-Autos: Industriepolitik für Klima und Menschen?
Am 06.05. 2021 diskutierten Julia Eder (Johannes Kepler Universität Linz), Nora Krenmayr (BOKU) Danyal Maneka (Universität
Wien) und Valentin Vogl (Lund University) über die Klimafrage in aktuellen industriepolitischen Debatten. Etienne Schneider (Universität Wien) moderierte.
Kurswechselpräsentation – Geopolitische Konkurrenz mit China: Die neue europäische Industriepolitik als Niedergang des Neoliberalismus?
Am 26.04. diskutierten Christa Schlager (AK Abteilung Wirtschaftspolitik) Daniel Posch (Ökonom in Wien) und Etienne Schneider (Universität Wien) über die neue europäische Industriepolitik vor dem Hintergrund der geopolitischen Konkurrenz mit China.
Onlineveranstaltung: Systemerhalter_innen in der Krise. Zur Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte
Das „Netzwerk migrantische Arbeit“ lädt ein zur Online-Veranstaltung: Systemerhalter_innen in der Krise. Zur Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte
Mit Lisa Rail (Sezonieri), Anna Leder (IG-24) und Radostina Stoyanova (UNDOK)
Moderation Johanna Neuhauser (BEIGEWUM)
Wann? 29.4.2021, 18:00 – 20:00
Wo? https://univienna.zoom.us/j/95666070393?pwd=SDh1OXR4elg3R3FWc2xqY1JjR3Ywdz09
Wer pflegt unsere Alten, wer erntet das Gemüse, wer bringt uns die Post? Die Corona-Krise hat eines besonders deutlich gemacht: Migrantische Arbeitskräfte sind für die Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens, der Lieferketten oder der Landwirtschaft unverzichtbar. Gleichzeitig sind sie verstärkt von den desaströsen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie betroffen. Die gesellschaftliche Bedeutung von Arbeitsmigrant_innen steht nicht nur in der Krise im Widerspruch zur fehlenden Anerkennung ihrer Arbeit in Bezug auf Entlohnung, Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Wertschätzung. Die Pandemie hat damit verstärkt sichtbar gemacht, auf was selbstorganisierte und gewerkschaftliche Initiativen schon lange aufmerksam machen. In der Veranstaltung erhalten wir Einblick in ihre Beratungs- und Organisierungsarbeit und in die konkreten Arbeitsbedingungen und Herausforderungen in den jeweiligen Arbeitsfeldern. Ziel ist es, sowohl die Unterschiede in der Saisonarbeit in der Landwirtschaft, der 24-Stundenpflege oder der Arbeit in den Lagerhallen oder der Paktzustellung zu diskutieren, als auch die Gemeinsamkeiten in den prekären Arbeitsbedingungen und den Schwierigkeiten der Organisierung aufzuzeigen.
Die Einladung als PDF findet man auch hier
Kurswechselpräsentationen „Umkämpfte Industriepolitik“
Vor wenigen Tagen ist der Kurswechsel 4/2020 zum Thema „Umkämpfte Industriepolitik: zwischen Geopolitik, grüner Wende, Digitalisierung und Corona“ erschienen. Die Herausgeber*innen Etienne Schneider und Julia Eder haben dazu gemeinsam mit dem BEIGEWUM zwei Online-Diskussionsveranstaltungen organisiert:
Geopolitische Konkurrenz mit China: Die neue europäische Industriepolitik als Niedergang des Neoliberalismus? am 26.04.2021 von 16:00 bis 18:00 unter diesem Link: https://univienna.zoom.us/j/94535720125?pwd=dlRkNFZmTmlnb0dJSzBJemhXV0trUT09
Grüner Stahl und E‑Autos: Industriepolitik für Klima und Menschen? am 6.5.2021 von 18:00 – 20:00 Uhr unter diesem Link: https://univienna.zoom.us/j/97272936110?pwd=ZkhpWUR2dXBCVVk1TFA4a3NUTUczZz09
Bericht: digitale Podiumsdiskussion zum Thema Industriepolitik
Am 16. März von 18:00 – 20:00 veranstaltete der BEIGEWUM eine digitale Podiumsdiskussion zum Thema „Umkämpfte Industriepolitik – zwischen Impfstoffnationalismus , verwundbaren Güterketten und Geopolitik“. Es diskutierten Jan Grumiller , Julia Eder und Lukas Oberndorfer, Elka Xharo moderierte. In einer ersten Runden präsentierten die Diskutant*innen ihre Überlegungen zu den herrschenden Probleme im Bereich der Industriepolitik. In der zweiten Runde wurde dann über die Grenzen und Möglichkeiten alternativer Strategien diskutiert.
Einen Bericht über die Diskussion verfasst von Tobias Orischnig kann man hier nachlesen: Bericht zur Veranstaltung „Umkämpfte Industriepolitik“
Digitale Podiumsdiskussion: Umkämpfte Industriepolitik – Zwischen Impfstoffnationalismus, verwundbaren Güterketten und Geopolitik
Die Corona-Pandemie traf Österreich relativ unvorbereitet. Plötzlich konnten bestimmte Güter, deren Produktion in Länder außerhalb Europas verlagert worden war, nicht mehr auf dem Weltmarkt erworben werden. Nicht nur Unterbrechungen in den Wertschöpfungsketten, sondern auch Exportverbote waren dafür verantwortlich. Besonders betroffen waren die in der Pandemie so dringend benötigten medizinischen Güter, z.B. Mundnasenschutz und medizinische Handschuhe. Die Coronakrise hat zudem die Aufmerksamkeit auf ein bereits bestehendes Problem in der EU erhöht: steigende Engpässe bei pharmazeutischen Produkten. Trotz großer Unterschiede hat die mangelnde Resilienz medizinischer und pharmazeutischer Lieferketten eine große Gemeinsamkeit: globalisierte und dezentralisierte Lieferketten
Zusätzlich zeichnete sich im Rennen um die Corona-Impfung ein Vorsprung jener Länder ab, in denen die Produktion angesiedelt ist. Auch die staatliche Lenkung der Impfstoffproduktion zeigte während der Krise ihre Vorteile. Das eröffnet neue Fragen zum Verhältnis Markt und Staat bzw. öffentlicher Kontrolle und zeigt, wie die Pandemie neoliberale Glaubenssätze ins Wanken bringt. Schon nach der Finanzkrise 2008/9 wurde von einer Renaissance der Industriepolitik gesprochen. Eine neue geopolitische Konstellation und die Coronapandemie geben diesem Trend abermals Aufwind und werfen neue Fragen auf.
Einigen diese Fragen werden wir uns bei dieser Veranstaltung widmen: Zum Einstieg stellt Jan Grumiller Überlegungen zur Verwundbarkeit globaler Güterketten von pharmazeutischen und medizinischen Produkten an. Julia Eder wird auf die frühere und aktuelle Rolle des österreichischen Staates in der Förderung industrieller Produktion eingehen. Lukas Oberndorfer beschäftigt sich schließlich mit der Frage, warum es angesichts der Vielfachkrise eine Debatte um eine Produktion unter öffentlicher Kontrolle braucht, um Resilienz gegenüber Krisenfolgen und Ressourcen für eine sozial-ökologische Transformation zu schaffen.
Die Veranstaltung findet am Dienstag 16.3. von 18:00 – 20:00 über Zoom hier https://us02web.zoom.us/j/86100907896 statt. Zuerst werden die Gäste Inputs geben und die letzte halbe Stunde können Fragen aus dem Publikum gestellt werden.
Bei Fragen oder technischen Problemen kann man sich an Miriam (miriam.frlb10@gmail.com) wenden.
Die Einladung findet man als PDF hier
Das Kurswechsel-Jahresprogramm 2021 ist da!
Das Kurswechsel Programm für 2021 ist da!
Die Themen in diesem Jahr sind „Gesundheitsökonomie- und Politik“, „Ambivalente Demokratie“, „Integration-Desintegration“ und „Politische Ökonomie kritischer Infrastruktur„
Die Hefte können wie immer hier hier bestellt werden. Ein Abo kostet €29 bzw. für Studierende €18. Außerdem sind Kurswechsel, die älter als zwei Jahre alt sind, immer als PDF frei zum Download auf der Website hier zu finden.
Das Jahresprogramm als PDF finden sie hier