Der rechte Streit um Europa?
Im Rahmen der Präsentation des aktuellen Kurswechsels debattierten die AutorInnen Joachim Becker (WU Wien) und Hanna Lichtenberger (Uni Wien) unter der Moderation von Christa Schlager (Kurswechsel Redaktion) in den Räumen des Republikanischen Clubs die Situation der Rechten in Europa.
Der aktuelle Kurswechsel
Die politische Rechte gibt sowohl in der Europäischen Kommission, im Rat als auch im Parlament den Ton an, liegt aber mit den rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien im Streit um die Zukunft Europas: Wirtschafts- und Flüchtlingskrise haben die Integrationsmüdigkeit verschärft und für Zulauf gesorgt. Mit dem so genannten Brexit hat das erste Land seinen Austritt aus der Union angekündigt. Im Laufe des Jahres 2017 stehen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und eventuell Italien und Österreich Wahlen an, überall werden rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien Zuwächse prognostiziert. Aber auch die Parteien der ehemaligen Mitte (SP, VP) konkurrieren mit oft ähnlichen Tönen um die enttäuschten WählerInnen. Wie sehen nun konkurrierende Europa-Konzepte von ganz rechts bis wirtschaftsliberal konkret aus? Welche Vorstellungen von Binnenmarkt und Festung Europa sind im Umlauf? Und welche Rolle spielen kleinräumigere Abschottungskonzepte? Um diese Fragen dreht sich der aktuelle Kurswechsel.
Dobro došli u Jugoslaviji!
Mit einem „Willkommen in Jugoslawien“ begrüßte Joachim Becker (WU Wien) die rund 50 Anwesenden zur Diskussion rund um den rechten Streit um Europa. Für Becker ist es klar: Die EU ist an einem Punkt angelangt wie Jugoslawien am Ende der 1980er Jahre oder die Sowjetunion ein paar Jahre später: „Der Punkt ist überschritten, an dem die desintegrative Logik hätte aufgehalten werden können“. Die EU habe also ein Stadium erreicht – und der Brexit ist ein erstes klares Zeichen dafür – in dem sie ihre hegemoniale Macht verloren habe und von den Bevölkerungen Europas breit abgelehnt werde. Die Krise hat verdeutlicht, dass ein neoliberales Konzept von Europa, das die Konkurrenzideologie statt die soziale Frage in den Mittelpunkt des Diskurses gestellt hat, keine Zukunft hat. Weite Teile der europäischen Bevölkerung sind aus verschiedensten Gründen von der EU enttäuscht – sei es der arbeitslose Deutsche, dem die Zuwanderung angeblich zusetzt oder die griechische Kleinunternehmerin, die ihre Produkte nicht mehr konkurrenzfähig am Binnenmarkt vermarkten kann. Sie alle eint die Ablehnung – bisher nur an den Urnen – der medial verkauften Errungenschaften der europäischen Integrationsbemühungen wie der freie Personen- und Warenverkehr. Und diese Ablehnung ist nicht nur unter rechtsextremen ParteigängerInnen zu finden, sondern findet ihren Widerhall auch in den ehemaligen Volksparteien der Sozialdemokratie oder der Christlich-Sozialen. Wichtig zu betonen ist jedoch, dass ein potenzieller Wahlgewinn einer rechten Partei in einem europäischen Land nicht zwangsläufig den Austritt dieses Landes aus der EU bedeuten würde. Nach Einschätzung der PodiumsteilnehmerInnen wird hier auch häufig aus einer Oppositionsrolle heraus kokettiert, wie sich die Parteien in der tatsächlichen Regierungsverantwortung verhalten würden, sei fraglich, insbesondere etwa in Österreich, das eindeutig über die Exportmöglichkeiten etc. von der EU profitiert.
Ein Wirtschaftsprogramm der FPÖ?
Bisher hat die FPÖ – wie viele andere rechtspopulistische Parteien – kein klares Wirtschaftsprogramm, erläutert Hanna Lichtenberger, und das liege daran, dass sich deren Politik eben nicht im Programmatischen findet, sondern in der Persönlichkeit ihrer AnführerInnen oder auch in ad-hoc beschlossenen und sich teilweise widersprechenden Positionen. Nun scheint sich aber auch die FPÖ ein Wirtschaftsprogramm geben zu wollen und man kann nur gespannt sein, welche programmatischen Ziele dort zu finden sein werden. Bisher war das wirtschaftspolitische Programm der österreichischen Rechtsextremen recht ambivalent von Unterstützung für den EG-Beitritt bis zur Ablehnung von TTIP und anderen Freihandelsverträgen aus meist anti-amerikanischen Gründen. Meist jedoch gegen Gewerkschaften gerichtet und daher implizit auch gegen die Rechte der ArbeitnehmerInnen.
Eine progressive Zukunft für Europa!?
Zu Recht kritisierten viele MitdiskutantInnen aus dem Publikum die recht einseitigen und negativen Darstellungen am Podium. Aber die Analyse der Rechten Parteien und ihrer europapolitischen Programmatik sei das Ziel des aktuellen Kurswechsels gewesen, nicht die Zukunft der EU im allgemeinen, erklärte Christa Schlager aus der Kurswechsel-Redaktion. Als das Heft konzipiert wurde, wollte man versuchen, einen Überblick über rechte Strömungen in Europa zu geben, ohne nur auf die rechtsextremen Parteien zu schauen, sondern den Bogen etwa auch zur christlich-sozialen Fidesz in Ungarn oder zu nationalkatholischen Bewegungen zu öffnen. Abschließend bemerkte Sibylle Summer vom Republikanischen Club, dass es sehr wohl Kräfte in Europa gibt, die eine soziale und ökologische Integration vorantreiben möchten. Diese Kräfte zu unterstützen und auszubauen, muss eines unserer zentralen Ziele sein, um die nationalistische und neoliberale Desintegration zu stoppen.
Der BEIGEWUM dankt dem Republikanischen Club – Neues Österreich für die Veranstaltungskooperation und auch die Aufzeichnung der Podiumsdiskussion, welche unter diesem Link zu finden ist.
Ein Bericht von Tobias Orischnig (BEIGEWUM Vorstand)
Der rechte Streit um Europa – Präsentation 12.04.2017 19 Uhr Republikanischer Club.
DER RECHTE STREIT UM EUROPA
Mittwoch, 12. April 2017, 19 Uhr, im RC:
Die politische Rechte gibt sowohl in der EK, im Rat als auch im Europäischen Parlament den Ton an, liegt aber mit den rechtsextremen und ‑populistischen Parteien im Streit um die Zukunft Europas: Finanz- und Flüchtlingskrise haben die Integrationsmüdigkeit verschärft.
Mit dem BREXIT hat das erste Land seinen Austritt angekündigt. 2017 stehen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und eventuell Italien Wahlen an, überall werden rechtsextremen und ‑populistischen Parteien Zuwächse prognostiziert. Wie sehen aber konkurrierende Europa-Konzepte von ganz rechts bis wirtschaftsliberal konkret aus? Welche Vorstellungen von Binnenmarkt und Festung Europa sind im Umlauf? Und welche Rolle spielen kleinräumigere Abschottungskonzepte?
Präsentation des Kurswechselheftes 4/2016 und Diskussion mit:
Joachim BECKER (WU-Wien), Hanna LICHTENBERGER (Uni Wien), Moderation: Christa SCHLAGER (Kurswechsel-Redaktion).
Schlagseite programmiert. Eine neue Generation parteiischer Think Tanks in Österreich
Matthias Schlögl und Dieter Plehwe
Am 25. September 2013, gerade einmal 4 Tage vor der Nationalratswahl 2013, titelte der Standard: „250.000 Arbeitslose jenseits der Statistik“. Er attackiert damit nicht nur die im Rahmen der großen Koalition in sozialdemokratischer Verantwortung liegende Sozialpolitik der Regierung, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit. Die zitierte Zahl entstammte einer Studie des erst kurz zuvor gegründeten Think Tanks Agenda Austria, geleitet vom ehemaligen Presse-Redakteur Franz Schnellhorn. Von diesem Think Tank war wenig mehr als die Namen der MitarbeiterInnen und das angestrebte Budget von 1 Mio. € bekannt. Wie aber kommt es, dass eine regierungskritische Studie außerhalb der akademischen Forschungslandschaft erarbeitet, zielgenau vor den Wahlen publiziert und von den Medien ohne größere Befassung mit der Qualität des Materials aufgegriffen wird?
Der Beantwortung dieser Frage sowie die genauere Erörterung der Merkmale einer Gruppe von neoliberalen und wirtschaftsnahen parteiischen Think Tanks in Osterreich dient der folgende Beitrag. Gemeinsam ist diesen Think Tanks in Österreich und ihren Partnerorganisationen in europäischen und internationalen Think-Tank-Netzwerken, dass sie den Wohlfahrtsstaat und das erreichte Niveau sozialer Bürgerrechte bekämpfen. Damit treten sie gegen das Gleichheitspostulat sozialliberaler und sozialistischer Strömungen auf und vertreten offensiv rechtsliberale Normen von der Notwendigkeit und Produktivität sozialer Ungleichheit (Hayek 1960).
Seit Mitte der 2000er greift auch in Österreich ein Phänomen verstärkt um sich, das man in vielen anderen Ländern schon länger kennt: das vermehrte Auftreten eben solcher parteiischer Think Tanks. Während vor allem in den angelsächsischen Ländern bereits seit geraumer Zeit eine Diskussion darüber geführt wird, inwiefern mit diesen privaten, politiknahen Forschungs- und Beratungsorganisationen neue Ideen und frischer Wind in die Debatten eingespeist werden oder aber zahlungskräftige Lobbys die ideologische Schlagseite mit Think Tank Expertise verstärken, ist die europäische Debatte noch nicht sehr weit gediehen. Wissenschaft gilt weithin als im Wesentlichen neutral und Experten genießen im Gegensatz zu Lobbyisten einen guten Ruf. Genau dies machen sich alle möglichen Interessengruppen zu Nutze, wenn sie, um wirksamer in die Politik einzugreifen, vermehrt zur Gründung von Think Tanks aufrufen (Sutterlin u. a. 2012, Zetter 2008).
Die meist sehr kleinen Forschungsinstitute sind überwiegend privat finanziert. Sie leisten entweder konkrete Auftragsforschung oder erhalten ein Budget von befreundeten Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und Privatpersonen, um im Sinne einer bestimmten Tendenz zu wirken. Solche offiziell unabhängigen Think Tanks sind daher besonders anfällig für die Einflussnahme der sie tragenden Kräfte und insbesondere der Geldgeber. Im Gegensatz zum offenen wissenschaftlichen Diskurs wird die grundlegende Marschrichtung vorab festgelegt. Gesellschaftliche Diskurse – z.B. zum Klimawandel in den USA (Dunlap/Jacques 2013) – können durch die Arbeit von weltanschaulich parteiischen Think Tanks u.U. erheblich beeinflusst werden, wenn bestimmte Diskurskoalitionen (Hajer1993) gezielt verstärkt werden. Dabei spielen in der jüngeren Geschichte Think Tanks immer häufiger eine immer wichtigere Rolle.
Zum ganzen Artikel hier
Der Artikel erschien im Kurswechsel 2 (2015) zum Thema „Vermögensungleichheit, Kapitalismus und Demokratie“. Den Kurswechsel hier bestellen.
Der Kurswechsel 2 (2015) ist erschienen!
Thema: Vermögensungleichheit, Kapitalismus und Demokratie
Aktuelle Debatte: Perspektiven und Grenzen Pluraler Ökonomie
Schon vor der Furore um Thomas Pikettys Bestseller „Kapital im 21. Jahrhundert“ hat sich die Forschungstätigkeit im Bereich Einkommens- und Vermögensverteilung in den letzten Jahren rasant beschleunigt. Auch aufgrund neuer Datenquellen wie dem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der EZB entspann sich eine intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten der Vermögensverteilung. Daraus entstanden in Österreich zahlreiche empirische Beiträge, deren Ergebnisse auf große mediale Resonanz stießen.
Die Aufbereitung der Daten und die damit gewonnene öffentliche Aufmerksamkeit waren zweifelsfrei zentral, um die extrem schiefe Vermögensverteilung in den Blickpunkt zu rücken. Doch die Fragen, die sich aus diesen empirischen Erkenntnissen ergeben, sind fundamentaler. Wie entsteht eine solch drastische Vermögensungleichheit im Kapitalismus? Durch welche Mechanismen und Wirkungskanäle wird sie aufrechterhalten? Über welche Kanäle wirkt ungleiche Vermögensverteilung auf demokratische Prozesse? Und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für progressive Kräfte?
Dass Thomas Pikettys Thesen in nahezu jedem Artikel diskutiert werden, bezeugt seinen wichtigen Beitrag für die laufenden Debatten. Die Beiträge zeigen aber auch auf, dass fundamentale Fragen zu Vermögen, Ungleichheit, Kapitalismus und Demokratie über Pikettys Analyse hinaus gestellt werden müssen. Die aktuelle Ausgabe des Kurswechsels versucht eine erste Annäherung an diese Problemstellungen, und beleuchtet Fragen von (Re-)Produktion von Vermögensungleichheit im Kapitalismus, deren Beantwortung eine weitere intensive Debatte erfordert.
Mit Beiträgen von: Julia Hofmann, Lukas Hofstätter, Jakob Kapeller, Stephan Kaufmann, Dieter Plehwe, Miriam Rehm, Matthias Schlögl, Matthias Schnetzer, Bernhard Schütz, Ingo Stützle
Herausgegeben von Miriam Rehm und Matthias Schnetzer
Die Aktuelle Debatte beschäftigt sich mit Pluralismus in der Wirtschaftswissenschaft. Da die Vermögens- und Machtverteilung ein blinder Fleck der Mainstream-Ökonomie darstellt, bettet sich die Diskussion über die Perspektiven und Grenzen pluraler Ökonomie gut in die Ausgabe ein. Was kann Pluralismus leisten? Welche Strategien gibt es für heterodoxe ÖkonomInnen? Und wie kann sich Pluralismus institutionalisieren?
Mit Beiträgen von: Florian Bohinc, Franziska Disslbacher, Michael G. Kraft, Philipp Poyntner
Den neuen Kurswechsel hier bestellen.
Der Kurswechsel 1 (2015) ist erschienen! Thema: Soziale Reproduktion, Alltag, Krise
In vielen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ist seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 auch die soziale Sicherung der Bevölkerung zunehmend in Bedrängnis geraten, da viele Staaten ihre Sozialausgaben gekürzt und Entlassungen im öffentlichen Sektor stattgefunden haben. Viele Studien belegen mittlerweile, dass es vor allem die Bevölkerung in den jeweiligen Ländern ist, die die Kosten der Krise zu tragen hat (vgl. OECD 2014). In der aktuellen Ausgabe des Kurswechsel werden die gesellschaftlichen Folgewirkungen der Krise näher in den Fokus gerückt und gezeigt werden, dass trotz massiven Sozialabbaus in einigen Mitgliedstaaten auch unterschiedliche Praktiken der Solidarität und des Widerstandes entstanden sind. Unsere besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf zumeist vernachlässigten Dimensionen in der Erforschung der Finanz- und Wirtschaftskrise: der sozialen Reproduktion und dem Alltag der Menschen. Unter sozialer Reproduktion werden alle Tätigkeiten, die haushaltsnahe ausgeführt werden, wie das Kochen, Waschen, Putzen und Pflegen von Angehörigen, aber auch Dienste, die die nähere NachbarInnenschaft umfassen, verstanden. All die täglichen kleinen Handlungen des informellen Warentausches, der nachbarschaftlichen Hilfe und der Unterstützung durch Kommunen und sogar von Schulklassen rücken damit in den Blick. Dass diese Tätigkeiten zunehmend von Privatpersonen oder in Subsistenzwirtschaft ausgeführt werden, zeigt, inwiefern „ein Blick aus der Küche“ (Elson 2012) hilft, die alltäglichen Dimensionen einer „Vielfach-Krise“(Demirovic / Dück / Becker / Bader 2011) zu erfassen. Dort, wo der Sozialstaat zunehmend nicht mehr handlungsfähig ist, wie z.B. in Griechenland oder in Slowenien, greifen Menschen auf andere Formen der Unterstützung zurück, die oft von Frauen organisiert oder ausgeführt werden.
Das Debattenforum befasst sich einmal mehr mit den aktuellen geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Wirksamkeit.
Mit Beiträgen von: Brigitte Aulenbacher /Almut Bachinger /Fabienne Décieux, Brigitte Bargetz, Christiane Marty, Marina Papadaki / Samy Alexandridis / Stefania Kalogeraki, Liljana Rihter, Tania Toffanin, Peter Weissenburger, Stefanie Wöhl, Stefan Ederer / Lisa Mittendrein / Valentin Schwarz, Philipp Heimberger, Bert Werber
Herausgegeben von Stefanie Wöhl, Julia Hofmann und Christa Schlager
Den neuen Kurswechsel hier bestellen.
23.1.: Stammtisch ÖGS-Sektion Soziale Ungleichheit mit Vorstellung „Mythen des Reichtums“
Der nächste Stammtisch der ÖGS-Sektion Soziale Ungleichheit findet am 23. Jänner 2015 um 19h im Besprechungsraum (Universität Wien, Institut für Soziologie, 4.Stock,) statt.
Wir starten mit euch ins neue Jahr um euch die Sektion vorzustellen, alle die sich für das Thema Soziale Ungleichheit interessieren sind eingeladen sich einzubringen und auch gerne selbst aktiv zu werden.
Wir präsentieren unser Programm für 2015, plus die bisherigen Arbeitsschwerpunkte die zum Teil wiederbelebt oder erweitert werden können.
Julia Hofmann stellt an diesem Abend die neu erschienene Publikation „Mythen des Reichtums – Warum Ungleichheit unsere Gesellschaft gefährdet“ herausgegeben von BEIGEWUM, Attac und der Armutskonferenz vor.
Julia Hofmann ist Mitglied des Sektionsrats Soziale Ungleichheit und im Vorstand vom BEIGEWUM. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der JKU der Universität Linz am Institut für Soziologie, Abteilung Wirtschafts- und Organisationssoziologie.
Der Stammtisch bietet den Rahmen zum Austausch und kann als Einstieg oder Anknüpfungspunkt zur Sektion genutzt werden.
Im Anschluss daran wandert der Stammtisch weiter ins Lokal Stadtkind.
http://www.vsa-verlag.de/nc/buecher/detail/artikel/mythen-des-reichtums/
Wir freuen uns auf euer/Ihr Kommen! Die ÖGS-Sektion Soziale Ungleichheit
Kurswechsel für ein gutes Leben
Der neue Kurswechsel 2/214 ist da! Das Editorial und das Debattenforum können hier online gelesen werden, der Kurswechsel kann hier bestellt werden.
Aus dem Editorial:
„Nach sechs Jahren „muddling through“ ist der Misserfolg der europäischen Krisenlösungsstrategie, die vorrangig auf Austerität, Arbeitsmarktflexibilisierung, weitere Exportorientierung außerhalb der EU und Umverteilung nach oben setzt, offensichtlich. Das im Vertrag von Lissabon formulierte Versprechen einer „nachhaltigen Entwicklung Europas“, die auf „Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt abzielt“, wirkt zunehmend unglaubwürdig. Die über 25 Millionen Arbeitslosen und 125 Millionen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen – jeweils um einige Millionen mehr als vor der Krise – lassen die realen Verschlechterung deutlich zu Tage treten. Gleichzeitig bleiben drängende Umweltprobleme, wie insbesondere der Klimawandel, nach wie vor ungelöst. Weniger klar ist jedoch der Weg zu geeigneten Alternativen: Wie können soziale und ökologische Probleme gemeinsam gelöst werden? Ist lediglich ein höheres Wirtschaftswachstum notwendig, um die derzeitigen Probleme zu lösen? Ließe es sich überhaupt wieder erreichen? Oder braucht es eine radikale Wende, um ein besseres Leben für alle zu ermöglichen? Diese Fragen waren Ausgangspunkt für eine Serie von vier Veranstaltungen unter dem Titel dieser Ausgabe des Kurswechsels, die im vergangenen Jahr von AK Wien und Grüner Bildungswerkstatt in Kooperation mit dem BEIGEWUM, der zivilgesellschaftlichen Allianz, „Wege aus der Krise“, ATTAC, der Katholischen ArbeitnehmerInnen-Bewegung, dem Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik und der Initiative „Europa geht anders“ organisiert wurde. Die gemeinsame Basis bildete die Suche nach einem überzeugenden sozial-ökologischen Transformationsprojekt in Europa, das auf ein möglichst gutes Leben für möglichst viele Menschen abzielt. Nicht die Aneinanderreihung der altbekannten „keynesianischen“ und „wachstumskritischen“ Positionen, sondern eine produktive Synthese der Interpretation der europäischen Krise aus einer ökologischen und einer sozialen Perspektive sollte erreicht werden.“
Das Debattenforum (hier online verfügbar) beschäftigt sich schließlich mit dem TTIP, dem immer weitere Kreise ziehenden Transatlantischen Freihandels- und Investitionsschutzabkommen zwischen der EU und den USA.
Soziale Proteste in der Krise
Die EU ist derzeit mit der schlimmsten wirtschaftlichen und sozialen Krise ihrer Geschichte konfrontiert. Soziale Ungleichheiten, Arbeitslosigkeit und Armut nehmen vor allem in den süd- und osteuropäischen Ländern Europas stark zu. Die neoliberale EU-Krisenpolitik, bei der versucht wird die Krise vorwiegend über Einsparungen, das Herabsetzen von sozialen Standards und Privatisierungen zu bewältigen, trägt ihr Übriges dazu bei die soziale Krise in Europa weiter zu verschärfen. In vielen europäischen Ländern wehren sich jedoch (große) Teile der Bevölkerung gegen diese EU-Krisenpolitik. Europaweit bekannt sind etwa die Indignad@s in Spanien, die Streikbewegungen in Griechenland oder das Protestbündnis Blockupy. Die Protestierenden fordern einen Wandel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie den Aufbau eines anderen, also eines sozialeren und eines demokratischeren Europas.
Feministische Perspektiven auf die Ökonomie und ihre Krisen. Buch- und Kurswechsel-Präsentation Feministische Ökonomie
Zeit: Mittwoch, 11. Juni 2014, 19.00 Uhr
Ort: TC.0.01 (Teaching Center), Wirtschaftsuniversität Wien, Welthandelsplatz 1, 1020 Wien
Mit: Bettina Haidinger, Käthe Knittler, Katharina Mader und Christa Schlager
Moderation: Alyssa Schneebaum
Die herrschende Wirtschaftstheorie und ‑politik sowie wesentliche ökonomische Kennzahlen werden als geschlechtsneutral präsentiert. Hinter diesen scheinbar neutralen Zahlen und Konzepten verstecken sich jedoch geschlechtliche Ungleichheiten, Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen werden verdeckt. Feministische Ökonomie deckt diese blinden Flecken auf, übt Kritik an den herrschenden Mainstream‑, aber auch heterodoxen Ökonomiesträngen und entwickelt Gegenmodelle. Gerade im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wurde die Mainstream-Ökonomie aus unterschiedlichsten Perspektiven kritisiert, trotz methodologischer und politökonomischer Schwachstellen sowie ideologischer Einseitigkeit hat sie ihren Status als „herrschende“ Lehre aber weiterhin behaupten können. Wirtschafts- und Finanzexpertentum hat nicht an Macht und Einfluss verloren, im Gegenteil, kaum je zuvor war es medial und politisch so präsent wie in den letzten Jahren. Macht- und herrschaftskritische Zugänge wären daher für die Analyse der gegenwärtigen multiplen Krise und die Krisenbewältigung zentral, kommen aber viel zu kurz. Der Kurswechsel und das Buch stellen Widerstandsstrategien, Alternativen und Utopien jenseits des Mainstreams vor.
Eine Veranstaltung von BEIGEWUM, VrauWL und VW Zentrum
Kurswechsel-Präsentation 3/2013: Regionale Intergration: Alternative Entwicklungspfade
Kurswechsel-Präsentation 3/2013: Regionale Intergration: Alternative Entwicklungspfade
Dienstag, 11. März 18:00
WU, Student Lounge (D4)
Es diskutieren:
Johannes Leitener (FH bfi Wien)
Hannes Meissner (Politologe, FH bfi Wien)
Alker Atac (Ökonom, Politologe, Universität Wien)
Das Poster als pdf gibt’s hier