The European Union: The Threat of Disintegration. Presentation of the EuroMemorandum 2017
Thursday, 9. März 2017, 18.00 Uhr, C3-Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3
In Cooperation with ÖFSE and WiPol. Please register at: i.pumpler@oefse.at
The crisis of the European Union (EU) is multifaceted and has visibly deepened during the last year. The British referendum on EU membership and the vote in favour of Brexit have only been the most explicit symptom of the disintegrative tendencies. The core-periphery rift in the euro area has continued. The arrival of a large number of refugees from the war-torn areas of the Middle East has resulted in acrimonious conflicts in the EU on the question who should take care of them. The way in which the pro-free trade forces pushed through the Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) with Canada showed utter disregard for the objections of democratically elected bodies (e.g. the Belgian regions of Wallonia and Brussels). Strategies to cope with the disintegration tendencies range from “muddling-through” approaches, visions of a “Core Europe” to “Europe of Nations” concepts on the far right of the political spectrum. Approaches on the political left range from calls for a democratic European federalism to a “Plan B” that accepts eventual monetary disintegration. In this sense, a discussion of alternative proposals of how to respond to the virulent disintegration tendencies from a progressive standpoint is urgently needed. The EuroMemorandum 2017 critically analyses recent economic developments in Europe and emphasises the strong need for an alternative economic policy that is based on the principles of democratic participation, social justice and environmental sustainability.
Programme:
18.00 – 18.10: Welcome Address
18.10 – 18.20: Presentation of the EuroMemorandum 2017
(Werner Raza, EuroMemo Group)
18.20 – 19.15: Roundtable Discussion
“The crisis of democracy in the EU: implications and possible remedies”, with:
Marica Frangakis, EuroMemo Group and Nicos Poulantzas Institute, Athens
Achim Truger, EuroMemo Group and Berlin School of Economics
Joachim Becker, EuroMemo Group and Vienna Univ. of Economics & Business
Helene Schuberth, Ökonomin
Moderation: Simon Theurl (BEIGEWUM)
19.15 – 20.00: General Discussion
20.00: Wine Reception
Download of EuroMemorandum 2017
Modern Times: Arbeit 4.0
Am 3.1. um 20:00 läuft auf Radio Orange ein Beitrag zur Sommerakademie „Arbeit 4.0″
ab 4.1. ist er auf http://www.radiostimme.at/modern-times-arbeit‑4–0/ online zum Nachhören.
Das Schlagwort „Arbeit 4.0“ bezeichnet den Prozess der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung in der Arbeitswelt. Meist konzentriert sich die zugehörige Debatte auf den drohenden Wegfall von Arbeitsplätzen und die zukünftigen Anforderungen an Arbeitnehmer_innen, vernachlässigt aber den gesamtgesellschaftlichen Kontext dieser Veränderungen. Dem etwas entgegenzusetzen war das Ziel einer Sommerakademie im Juli 2016, die unter dem Titel „Arbeit 4.0 – Progressive Politik im Zeitalter der Digitalisierung” in Wien stattfand. Radio-Stimme-Redakteur Philipp Sperner und Katarina Hollan, Teil des Veranstalter_innenteams und Mitglied von VrauWL, nutzten die Veranstaltung, um sich genauer mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Österreichs Integration in die Eurozone – stetige Vertiefung?
18.1.2017, 18.00 bis 20h; Wirtschaftsuniversität Wien, LC 2.400
Während die europäischen Eliten an einer neuerlichen Vertiefung der Eurozone arbeiten, vertiefen sich gleichzeitig die – nicht erst mit dem „Brexit“ sichtbar gewordenen – Bruchlinien in der Europäischen Union. In diesen Gemengelagen lohnt es sich, Szenarien und Widersprüche für die weitere Entwicklung der politischen Ökonomie Österreichs im europäischen Rahmen zu diskutieren. Welche Kontinuitäten und Brüche ergaben sich insbesondere im Gefolge von 20 Jahren Euro-Integration und fast schon 10 Jahren Finanz- und Wirtschaftskrise? Bleibt die Diskussion über die Zukunft der Eurozone beschränkt auf „more of the same“? Wie steht es um die Chancen auf ein „soziales Europa“? Und welche Auswirkungen auf die polit-ökonomische Verfasstheit Österreichs sind zu erwarten?
Es diskutieren:
Joachim Becker (Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Außenwirtschaft und Entwicklung)
Christine Mayrhuber (WIFO, Forschungsbereich Arbeitsmarkt, Einkommen und soziale Sicherheit)
Markus Marterbauer (AK Wien, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik)
Moderation: Jana Schultheiss (BEIGEWUM)
Die öffentliche Diskussion findet im Rahmen der SOLV „Europäisierung der politischen Ökonomie Österreichs“ an der Wirtschaftsuniversität Wien statt, eine Teilnahme ist jedoch ohne Vorkenntnisse möglich.
Volkswirtschaftslehre im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik
Datum: Mittwoch, 11.1.2017, 19:00
Ort: Sky Lounge, Oskar-Morgenstern-Platz 1, 1090 Wien
KritikerInnen werfen der Volkswirtschaftslehre Ratlosigkeit im Umgang mit der Krise und fehlende Auseinandersetzung mit wirtschaftspolitischen Herausforderungen in ihrem Elfenbeinturm vor. Heterodoxe Ansätz werden vom wissenschaftlichen Mainstream meist als informal und ideologisch abgestempelt und verworfen. Doch wie politisch ist die Volkswirtschaftslehre in ihrem Selbstverständnis? Welchen Platz kann die Disziplin im politischen Schlachtfeld einnehmen? Und vor allem, wie kann sie konstruktiv zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen?
Diese und andere Fragen diskutieren Jean-Robert Tyran (Universität Wien) und Maximilian Kasy (Harvard University) in einem moderierten Gespräch.
Um Anmeldung wird gebeten: http://wissenschaftundpraxis.univie.ac.at/anmeldung
OrganisatorInnen:
- BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts‑, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen): beigewum.at
- Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Wien: univie.ac.at
- Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien: plurale-oekonomik.at
- Roter Börsenkrach (Basisgruppe & Studienvertretung VWL): univie.ac.at/strv-vwl
Der KuWe zum selbigen Thema kann hier bestellt werden
Kongress: Gutes Leben für alle!
bis 11. Februar 2017 | Wirtschaftsuniversität Wien, Welthandelsplatz 1
Der Gutes Leben für alle Kongress 2017 erkundet kritisch geeignete Institutionen und Infrastrukturen, um Initiativen von unten so zu unterstützen, dass sie zu grundlegenden Transformationen beitragen können. Besonderes Augenmerk gilt der Suche nach Formen emanzipatorischer Regionalisierung und Stadtentwicklung sowie einer koordinierten wirtschaftlichen Deglobalisierung. Als Gäste erwarten wir u.a. Hartmut Rosa, Ingrid Kurz-Scherf, Angelika Fitz, Maria Vassilakou, Ivonne Yanez und viele mehr.
Organisiert wird der Kongress vom Institute for Multi-Level Governance and Development an der Wirtschaftsuniversität Wien zusammen mit PartnerInnen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Unternehmen und der Stadt Wien. Das vollständige Programm finden Sie unter www.guteslebenfueralle.org.
Kontaktadresse: info@guteslebenfueralle.org
Präsentation Kurswechsel Heft 3/2016: Klimapolitik und Systemwandel
Donnerstag, 24. November 2016, 19:00 Uhr im Republikanischer Club, Rockhgasse 1, 1010 Wien
Umfassende mediale Berichterstattung über den Klimawandel sowie dessen unmittelbaren Auswirkungen verweisen auf die Dringlichkeit den Klimawandel nachhaltig zu bekämpfen. Nichtsdestotrotz konnten in der internationalen Klimapolitik bisher kaum Erfolge verbucht werden. Das Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft scheint trotz gefasster Beschlüsse auf der Klima-Konferenz in Paris im letzten Winter, nämlich den Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung unter 2 Grad zu halten, weiterhin außer Reichweite zu liegen.
Diese Kurswechsel Ausgabe gibt einen Überblick über aktuelle Diskussionspunkte rund um Klimawandel und Klimapolitiken und stellt deren gesellschafts- und wirtschaftspolitische Bearbeitungen in den Mittelpunkt der Analyse. Das Heft fragt nach der Rolle neuer technologischer Entwicklungen wie auch nach dem Verhältnis von Umweltbewegungen zu Gewerkschaften oder der Tragfähigkeit neuer zivilgesellschaftlicher Alternativen. Die ökologische Frage wird im Zusammenhang mit der sozialen Frage verstanden, wodurch verteilungspolitische Aspekte erörtert sowie Klimagerechtigkeit und die Notwendigkeit eines Systemwandels in den Vordergrund gerückt werden.
Es diskutieren folgende AutorInnen des Heftes: Monika Mayrhofer (Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte), Nora Räthzel (Universität Umea) und Christoph Streissler (AK Wien)
Moderation: Michael Soder (WU Wien) und Florian Wukovitsch (AK Wien)
Ringvorlesung: Europäisierung der politischen Ökonomie Österreichs
Auch dieses Semester diskutieren wir wieder die folgenden Fragen im Rahmen der von Studierenden selbstorganisierten Lehrveranstaltung an der WU:
Wie lassen sich die Metamorphosen der politischen Ökonomie Österreichs vor dem Hintergrund von Prozessen intensivierter „Europäisierung“ und „Globalisierung“ verstehen? Wie haben sich wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Grundstrukturen verändert? Welche Kontinuitäten und Brüche des „Modell Österreich“ zeigen sich in den letzten 20 Jahren insbesondere auch im Gefolge des EU-Beitritts und der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008ff.? Was sind zentrale Kräfte(-verhältnisse), die auf die Veränderungen der politischen Ökonomie Österreichs eingewirkt haben? Welche Umbaumomente österreichischer Staatlichkeit lassen sich im Spiegel dieser Entwicklungen in ausgewählten Politikbereichen beobachten? Diesen Fragen geht die Lehrveranstaltung zur vertiefenden Diskussion nach. Sie widmet sich damit dem Versuch einer kritischen Bilanz zentraler Entwicklungslinien in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Als Basis Literatur dient das Buch: Politische Ökonomie Österreichs
Eine Rezension findet sich hier
Niemals vergessen! Nie wieder Faschismus!
„In den Jahren 1939 — 1942 wurden vom ehemaligen Aspangbahnhof zehntausende österreichische Juden in Vernichtungslager transportiert und kehrten nicht mehr zurück“
Niemals vergessen! Nie wieder Faschismus!
Mahnwache und Kundgebung: Mittwoch, 9. November 2016, 18 Uhr. Gedenkstein vor dem ehemaligen Aspangbahnhof (Platz der Opfer der Deportation, 1030 Wien)
Zu dieser Kundgebung rufen auf:
Abg. z. LT Madeleine Petrovic; Abg. z. NR Albert Steinhauser; Abg. z. NR Karl Öllinger; Alternative und Grüne GewerkschafterInnen (AUGE/UG); BEIGEWUM; BR Susanne Empacher – Kommunistische Partei Landstraße; Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en; David Schalko; Deserteurs- und Flüchtlingsberatung; Die Grünen Wien; Doron Rabinovici (Republikanischer Club); Eva Lachkovics – Die Grünen Frauen Wien; FSG-Betriebsgruppe der AK-Wien; Gewerkschaftlicher Linksblock (GLB); Grüner Klub im Rathaus; Infoladen Wels; Initiative Aspangbahnhof; Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG Wien); Kommunistische Partei Österreichs – Wien (KPÖ-Wien); KZ-Verband/VdA Bundesverband; Landesverband NÖ KZ-Verband/VdA; Landesverband Wien KZ-Verband/VdA; Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ); Niki Kunrath – Die Grünen Wien; Österreichische KZ-Vereinigung Buchenwald; Peter Menasse – Chefredakteur „Nu“; Pierre Ramus Gesellschaft; Prof. Rudolf Gelbard; Redaktion „Akin“; Republikanischer Club Wien – Neues Österreich; Romano Centro – Verein für Roma; Service Civil International (SCI); Sozialistische Jugend Wien (SJ-Wien); Sozialistische LinksPartei (SLP); SPÖ – Bezirksorganisation Landstraße; SPÖ – Sektion Eurogate; Unabhängiges Antifaschistisches Personenkomitee Burgenland; Verein GEDENKDIENST; Verein Internationaler Zvildienst; Verein Steine des Gedenkens für die Opfer der Shoa; Wien Anders; Wiener ArbeiterInnen Syndikat (WAS)
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Woran gedenken wir am 9. November?
Schon in der Nacht vom 11. zum 12. März 1938, also anläßlich des Einmarsches der deutschen Wehrmacht in Österreich, begannen Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden in Österreich. Viele wurden von SA- und HJ-Leuten wie von „einfachen“ Parteimitgliedern, die sich ihre Hakenkreuzbinden und Orden angeheftet haben, verhaftet, geschlagen und öffentlich gedemütigt. Fensterscheiben wurden eingeschlagen. Juden und Jüdinnen wurden gezwungen Parolen, welche Anhänger des austrofaschistischen Bundeskanzlers Schuschnigg am Vorabend des „Anschlusses“ auf Wände und Gehsteige geschrieben haben mit Reib- und Zahnbürsten wegzuwaschen. Wiewohl mancher der Schaulustigen ihre Bekannten und FreundInnen unter den Gedemütigten erkannt haben mußte, hat niemand den Mut aufgebracht zu protestieren – was zu diesem Zeitpunkt sowohl möglich als auch sinnvoll hätte sein können. Mit diesen Erniedrigungen begann die systematische Diskriminierung der österreichischen Juden und Jüdinnen. Umso heftiger als im „Altreich“, weil in Österreich die Entwicklung, die in Deutschland fünf Jahre gedauert hatte, in kürzester Zeit über die Betroffenen hereingebrochen ist.
Etwa 200.000 ÖsterreicherInnen wurden nach den „Nürnberger Rassengesetzen“ zu „Juden“ erklärt, wobei etwa 180.000 von ihnen tatsächlich der jüdischen Religion angehörten. Die Nazis begannen mit Berufsverboten und Ausbildungsbeschränkungen, Juden und Jüdinnen wurden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Das erste Ziel war es, die
jüdische Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben zu drängen. Dann sollte ihr die wirtschaftliche Lebensgrundlage entzogen und nicht zuletzt: gleich ob Arm, ob Reich, ihr gesamtes Vermögen geraubt werden und dieses zumindest nach Willen der Nazi-Granden in die Kassen des „Dritten Reiches“ fließen – obwohl sich auch manch anderer dabei „bedient“ hatte.
Adolf Eichmann, ein strebsamer Biedermann im Dienste des Sicherheitsdienstes (SD) der SS, wurde nach Wien beordert, um die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ aufzubauen. „Auswanderung“ hieß die Beschönigung für das Vorhaben der Nazis, möglichst viele Jüdinnen und Juden aus Österreich zu vertreiben. Doch davor sollte sichergestellt werden, daß diese nicht mehr als die notwendigsten Habseligkeiten mit sich nehmen konnten, der gesamte übrige Besitz wurde beschlagnahmt.
Trotz des stetig zunehmenden Terrors durch die Nazis konnten und wollten viele die Heimat nicht Hals über Kopf verlassen. Besonders älteren Menschen fiel das schwer.
Die führenden Nazis hatten schon lange auf einen Anlaß gewartet, die JüdInnenverfolgung zu verschärfen. Sie brauchten einen Vorwand, mit dem sie diese v. a. auch gegenüber dem Ausland rechtfertigen und gegenüber der eigenen Bevölkerung die Akzeptanz dafür erhöhen konnten.
Der 9. November 1938 – die Bedeutung des Novemberpogroms
Der 17-jährige Herschel Grynszpan schoß am 7. November in Paris als Protest gegen die JüdInnenverfolgung auf den deutschen Diplomaten Ernst v. Rath, nachdem seine Eltern und Geschwister aus Deutschland nach Polen abgeschoben worden waren. Nachdem Rath kurz später starb, organisierte Joseph Goebbels am 9. November 1938 eine reichsweite Aktion gegen die jüdische Bevölkerung, welche als „spontaner Ausbruch des Volkszorns“ getarnt wurde.
Diese Aktion wurde wegen der gelegten Feuer, welche sich in den zerbrochenen Fensterscheiben wie „Kristalle“ spiegelten beschönigend „Reichskristallnacht“ genannt. Diese Nacht dauerte tatsächlich mehrere Tage und Nächte. Nun wurden tausende jüdische Wohnungen und Geschäfte geplündert, zerstört und „arisiert“. 42 Synagogen und Bethäuser wurden in Brand gesteckt und verwüstet. Nicht nur in Wien, auch in den kleineren österreichischen Städten wie Innsbruck kam es zu blutigen Übergriffen. Zahlreiche Menschen starben in Österreich während des und nach dem Novemberpogrom an den Folgen der Mißhandlungen oder nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.
6547 Jüdinnen und Juden wurden in Wien im Zuge des Novemberpogroms verhaftet, 3700 davon ins KZ Dachau deportiert. Und: Die jüdische Bevölkerung wurde dazu verpflichtet für alle Schäden des gegen sie gerichteten Pogroms aufzukommen!
Das Novemberpogrom war der entscheidende Schritt, die begonnenen Entrechtungs- und Beraubungsmaßnahmen gegen Juden und Jüdinnen zu vollenden. Es war aber auch eine Art „Testlauf“ der Nazis, wieviel JüdInnenverfolgung der Bevölkerung zuzumuten sei, ohne daß es zu nennenswertem Widerstand dagegen kommt.
Der Aspangbahnhof
Mit dem deutschen Überfall auf Polen begann offiziell der 2. Weltkrieg in Europa. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch etwa 70.000 Jüdinnen und Juden in Wien. Alle verbliebenen österreichischen Jüdinnen
und Juden waren mittlerweile nach Wien geschickt worden. Dort lebten sie zusammengepfercht in Sammelwohnungen und ‑lager, unter schlechten Bedingungen und schlecht versorgt. Sie wurden registriert und mußten ab September 1941 einen gelben Davidstern tragen, wie auch die noch von Jüdinnen und Juden bewohnten Wohnungen mit einem solchen gekennzeichnet wurden, um den Behörden die Verfolgung bzw. Aushebung für die Deportationen zu erleichtern.
Die ersten Deportationen sollten noch dem zumindest vorgeblichen Ziel dienen, deutsche bzw. österreichische Jüdinnen und Juden in einem „Judenreservat“ in Polen anzusiedeln. Dieser Plan wurde aber nie verwirklicht.
Im Frühjahr 1941 forderte der neue Gauleiter von Wien, Baldur von Schirach, die Deportationen wieder aufzunehmen, um die verbliebenen jüdischen Wohnungen „freimachen“ zu können. Juden und Jüdinnen wurden erfaßt und registriert und in der Folge Listen für die Deportationen zusammengestellt.
Die Deportationen erfolgten vom Aspangbahnhof. Diese wurden zuerst mit normalen Personenwaggons der 3. Klasse, später dann mit Viehwaggons, durchgeführt und „nur“ von normaler Polizei bewacht, nicht von der SS. Zum einen wollten die Nazis wohl die Illusion einer „Auswanderung“ für die Betroffenen und die beobachtetende Bevölkerung aufrechterhalten, zum andern rechneten sie nicht mit nennenswertem Widerstand durch die Betroffenen, weil viele der aus Wien Deportierten ältere Menschen bzw. Frauen waren. Die Opfer der ersten Deportationen im Jahr 1941 wurden auf die Ghettos im besetzten Rest-Polen aufgeteilt. Arbeitsfähige kamen meist in die Zwangsarbeitslager der SS. Die meisten dieser am Anfang 1941 Deportierten sollten im Frühjahr und Sommer 1942 „Auskämmaktionen“ der SS zum Opfer fallen oder wurden zusammen mit den polnischen Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager gebracht. Tausende österreichische Juden und Jüdinnen wurden in Lagern wie Maly Trostinez massenhaft erschossen oder in Gaswagen ermordet.
Später führten die Deportationszüge vom Aspangbahnhof in das Ghetto Theresienstadt in der Nähe von Prag, von wo aus die Züge Richtung Vernichtungslager Treblinka, Sobibor, Auschwitz bzw. Auschwitz/Birkenau gingen, welche mittlerweile schon mit riesigen Gaskammern ausgestattet waren. Mit dem Zweck möglichst viele Menschen in möglichst kurzer Zeit und – für die Mörder – möglichst „schonend“ umzubringen.
Unterdessen wurden auch österreichische Roma und Sinti (sie wurden zuerst als „Asoziale“, später als „Zigeuner“ verfolgt) von der Kriminalpolizei bzw. Gestapo beraubt und in den Lagern Lackenbach/Burgenland, Maxglan/Salzburg und St. Pantaleon/OÖ interniert. Sie wurden immer wieder zu Zwangsarbeit herangezogen. Etwa 5000 Roma und Sinti, in der Regel ganze Familien, wurden 1941 in das Ghetto Lodz deportiert und letztlich im Vernichtungslager Kulmhof/Chelmo ermordet. Ein großer Teil der verbliebenen Roma und Sinti aus Österreich wurde nach Auschwitz/Birkenau gebracht und ermordet, nur wenige überlebten. Bei der Befreiung des Lagers Lackenbach durch die Rote Armee waren dort noch höchstens 400 Häftlinge.
Nach 40 großen und vielen kleineren Transporten aus Wien lebten von 200.000 österreichischen Jüdinnen und Juden 1945 noch etwa 5000 in Wien. Sogar noch in den letzten Tagen der Kämpfe um Wien verübte eine SS-Einheit ein Massaker an neun hier verbliebenen Juden.
15 bis 20.000 österreichische Jüdinnen und Juden, welche sich nach der Flucht in die Tschechoslowakei, nach Belgien und Frankreich schon in Sicherheit geglaubt haben, fielen nach der Eroberung dieser Länder durch die deutsche Wehrmacht ihren Mördern in die Hände.
6 Millionen europäische Juden und Jüdinnen sind der Shoa, auch „Holocaust“ genannt, zum Opfer gefallen, mindestens 65.500 davon stammten aus Österreich. Diese Zahl ist eine Mindestzahl, da
viele Ermordete namenlos oder auch „staatenlos“ waren und deshalb nicht als österreichische StaatsbürgerInnen erfasst wurden. Von den 11 bis 12.000 österreichischen „Zigeunern“ wurden zwischen 1938 und 1945 schätzungsweise 9500 ermordet, etwa 2000 überlebten die Deportationen. Zudem sind zigtausende „Erbkranke“ (Behinderte), „Asoziale“, ZeugInnen Jehovas, ZwangsarbeiterInnen, Deserteure und „Wehrkraftzersetzer“, Homosexuelle,
Kriminelle und politische GegnerInnen bzw. WiderstandskämpferInnen aus Österreich der Mordmaschinerie der Nazis zum Opfer gefallen.
Klaus Dörre: Arbeit 4.0 – Herausforderungen von Digitalisierung und Automatisierung
Klaus Dörre: Arbeit 4.0 – Herausforderungen von Digitalisierung und Automatisierung
8. Juli 2016, 17:00–19:00
Im Europasaal des Karl-Renner-Institutes
(Hoffingergasse 33, 1120 Wien)
Diskussionen rund um die Schlagwörter „Arbeit 4.0“ oder auch „Industrie 4.0“ sind derzeit sehr verbreitet. Der Schwerpunkt der Debatten liegt dabei meist auf den möglichen Auswirkungen von Automatisierung auf Arbeitsplätze in verschiedenen Branchen und der Frage, wie viele Arbeitsplätze verloren gehen (könnten) und wie ArbeitnehmerInnen und die Politik darauf reagieren sollten. Einmal mehr werden dabei Flexibilisierung und (neue) Qualitätserfordernisse in den Vordergrund gestellt. Der Zusammenhang mit anderen Entwicklungen (z.B. Prekarisierung, zunehmende Ungleichheit, …) im Kontext vorhandener Kräfteverhältnisse wird jedoch häufig ausgeblendet.
Im Rahmen dieser Veranstaltung soll das Thema „Arbeit 4.0“ hingegen mit Bezug auf kapitalistische Dynamiken diskutiert und dabei mögliche Kontinuitäten und Brüche betrachtet werden. Ein weiteres Ziel der Veranstaltung besteht darin, die Debatte aus einer kritischen Perspektive aufzurollen und mögliche Ansatzpunkte für eine progressive und arbeitnehmerInnenfreundliche Politik zu diskutieren.
Vortrag von Klaus Dörre – Professor für Arbeits‑, Industrie-und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Arbeitsgebiete: Kapitalismustheorie/Finanzmarktkapitalismus, flexible und prekäre Beschäftigung, Partizipation in Unternehmen, Arbeitsbeziehungen und Strategic Unionism, Green New Deal, Autoritarismus bei Jugendlichen
Moderation: Sebastian Schublach (Karl-Renner-Institut)
21.6. Österreich zwischen Wettbewerbsstandort und Sozialmodell – Wohin geht es?
21.6.: Österreich zwischen Wettbewerbsstandort und Sozialmodell – Wohin geht es?
18.30 bis 20h; Universität Wien, Hauptgebäude, Universitätsring 1, Hörsaal 23, Stiege 5/1. Stock
Vielerorts stehen gravierende Umbrüche im Raum: Von der „Brexit“-Auseinandersetzung bis hin zur Richtungswahl in Spanien – und auch in Österreich stehen die Zeichen auf Polarisierung. In diesen Gemengelagen lohnt es sich, eine längerfristig angelegte Perspektive auf die Entwicklung des „Modell Österreich“ einzunehmen. Die Veranstaltung „ Österreich zwischen Wettbewerbsstandort und Sozialmodell – Wohin geht es?“ will Szenarien und Widersprüche für die weitere Entwicklung der politischen Ökonomie Österreichs in Diskussion bringen. Welche Kontinuitäten und Brüche des „Modell Österreich“ zeigen sich in den letzten 20 Jahren insbesondere auch im Gefolge des EU-Beitritts und der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008ff.? Inwiefern zeigt sich überhaupt eine abweichende Entwicklung in Österreich? Wo greift möglicherweise die aktuelle Rede von Österreich als „Labor“ für künftige EU-Entwicklungen, wo nicht? Vor diesem Hintergrund widmet sich die Diskussion dem Versuch, kritische Zeitdiagnosen zur polit-ökonomischen Verfasstheit Österreichs zusammenzuführen.
Es diskutieren:
Jörg Flecker (Universität Wien, Institut für Soziologie)
Helene Schuberth (OeNB, Abteilung für die Analyse wirtschaftlicher Entwicklung im Ausland)
Joachim Becker (Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Außenwirtschaft und Entwicklung)
Moderation: Oliver Prausmüller (BEIGEWUM)
Die Diskussion findet im Rahmen der Ringvorlesung „Österreich in der internationalisierten politischen Ökonomie: Kontinuitäten und Brüche seit den 1990er-Jahren“ des Instituts für Politikwissenschaft und des BEIGEWUM an der Universität Wien statt