„Spielräume für eine progressive Wirtschaftspolitik?“ – 30 Jahre BEIGEWUM
Donnerstag, 12. November, 19:00 Uhr
Kulturzentrum & Café 7*Stern (Siebensterngasse 31, 1070 Wien)
Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des BEIGEWUMs soll die Frage nach möglichen Spielräumen für eine progressive Wirtschaftspolitik aus den Blickwinkeln unterschiedlicher Zeitperioden betrachtet werden: vom Anstieg der Arbeitslosigkeit, einem beginnenden Abschied vom „Austrokeynesianismus“ und dem wachsenden Bewusstsein von ökologischen Krisen in den 1980er Jahren, über Diskussionen zum EU-Beitritt und der Wirtschaftspolitik unter Schwarz-Blau bis zur gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Fest steht, dass sich in den vergangenen 30 Jahren die ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Zustände verändert haben – und mit ihnen auch das Selbstverständnis und die Aufgaben des BEIGEWUM.
BEIGEWUM-Aktive aus verschiedenen Zeitabschnitten diskutieren über markante (politische) Veränderungen in der jüngeren österreichischen Vergangenheit bis zur Gegenwart und welchen Einfluss diese auf kritische Politik sowie Partizipation hatten und haben.
Podium: BEIGEWUM-Aktive aus verschiedenen Zeitabschnitten:
Willi Altzinger, Beat Weber, Christa Schlager und Jana Schultheiss
Moderation: Romana Brait
Danach laden wir zu einem gemütlichen Beisammensein der Generationen ein.
20 Jahre EU-Beitritt. Zwischen Wettbewerbsstandort und Sozialmodell Österreich
Dienstag, 24. November, 18:30 Uhr
Wissensturm Linz (Veranstaltungssaal E09)
Podiumsdiskussion und Buchpräsentation
Es diskutieren: Mag.a Christina Mayrhuber (WIFO), Dr.in Susanne Pernicka (JKU Linz) und Mag.a Christa Schlager (AK Wien)
Der EU-Beitritt 1995 gilt als einschneidender Moment in der Geschichte Österreichs, da er sich stark auf die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Dynamiken im Land auswirkte. 20 Jahre später setzen sich verschiedene WissenschaftlerInnen mit den Kontinuitäten und Veränderungen des österreichischen Modells seit dem Beitritt auseinander. Die Ergebnisse ihrer Forschungen sind vor kurzem in einem vom BEIGEWUM herausgegebenen Buch („Politische Ökonomie Österreichs“) publiziert worden.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion werden zentrale Ergebnisse von Mitautorinnen des Buches vorgestellt und diskutiert. Folgende Fragen führen durch den Abend: Welche Zwänge, aber auch welche neuen Chancen hat der EU-Beitritt in ausgewählten Politikfeldern (Sozial‑, Beschäftigungs- und Budgetpolitik) mit sich gebracht? Inwieweit haben sich die nationalen politischen Handlungsspielräume durch den EU-Beitritt verändert? Welche AkteurInnen und Institutionen spiel(t)en bei diesen Entwicklungen eine zentrale Rolle? Wie haben sich in diesem Zusammenhang die Kräfteverhältnisse zwischen Arbeit und Kapital im Land verändert? Und: Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen für die Zukunft des österreichischen Sozialmodells?
In Kooperation mit dem Institut für Soziologie an der JKU Linz, dem Wissensturm und der AK OÖ.
Wirtschaftspolitische Konzepte der nationalistischen Rechten
Dienstag, 3. November, 19:00 Uhr
Literaturbuffet Lhotzky (Eingang Rotensterngasse 2, 1020 Wien)
Debatte zum Kurswechsel 3/2015 mit Joachim Becker und Rudy Weissenbacher
Die nationalistische Rechte ist in verschiedenen europäischen Ländern im Aufwind, teils auch bereits an der Regierung. In der neuesten Nummer des Kurswechsels werden deren wirtschaftspolitischen Konzepte vom selektiven Wirtschaftsnationalismus von Fidesz in Ungarn, über die „nationale Präferenz“ des Front National und der Kampagne gegen den Euro durch die italienische Lega Nord und ihre soziale Basis diskutiert.
Diese Fragen stehen auch im Vordergrund bei der Heftvorstellung.
Der Kurswechsel 3/2015 ist da!
Thema: Medien im Strukturwandel der Öffentlichkeit
Aktuelle Debatte: Heterodoxie von rechts?
Ein politökonomischer Blick auf die aktuellen Umbrüche in der Medienlandschaft tut not: Wie greifen Probleme des Wirtschaftsjournalismus und bestehende Machtstrukturen in „Wirtschaft-Medien-Politik“ ineinander? Und: Wo und wie lassen sich Ansatzpunkte für eine kritische „Gegenöffentlichkeit“ und eine fortschrittliche Medienpolitik ausmachen? Es sind nicht nur besonders markante Fälle wie z.B. die dominante Griechenland-Berichterstattung in deutschsprachigen Medien, die die Suche nach alternativen, kritischen Informationsquellen verstärken und die Kluft zwischen journalistischem Anspruch und medialer Wirklichkeit noch deutlicher sichtbar machen. Vor diesem Hintergrund geht es im vorliegenden Schwerpunktheft darum, aktuelle Umbrüche im Mediensektor mit diesen Fragen zu konfrontieren und konzeptionelle Grundlagen einer kritischen politischen Ökonomie der Medien auszuloten.
Der Debattenteil dieser Nummer setzt sich mit den wirtschaftspolitischen Praxen und Konzepten der nationalistischen Rechten in Europa auseinander. Diese präsentieren sich mithin als „soziale Rechte“ und üben sich teilweise in einer wirtschaftspolitischen „Heterodoxie von rechts“. Eingeordnet in ein breiteres Panorama werden der selektive Wirtschaftsnationalismus der Fidesz-Regierung in Ungarn sowie die wirtschaftspolitischen Konzepte des französischen Front National sowie der italienischen Lega Nord als zwei führenden Kräften der nationalistischen Rechten einer kritischen Analyse unterworfen.
Zum Inhaltsverzeichnis inklusive Artikeln zum Download geht es hier.
Präsentation Kurswechsel Heft 2/2015: Vermögensungleichheit, Kapitalismus und Demokratie
Dienstag, 3. November, 19:00 Uhr
Witschaftsuniversität Wien, Galerie LC.0.004, Learning Center
(Welthandelsplatz 1, 1020 Wien)
Seit einigen Jahren hat sich die öffentliche und wissenschaftliche Debatte über die Verteilung von Einkommen und Vermögen spürbar intensiviert und durch Thomas Pikettys Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ weiter an Fahrt gewonnen. Die Aufbereitung neuer Datenquellen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse waren zentral, um die extrem schiefe Vermögensverteilung in den Blickpunkt zu rücken.
Doch die Fragen, die sich aus diesen empirischen Einblicken ergeben, sind fundamentaler. Wie entsteht eine solch drastische Vermögensungleichheit im Kapitalismus? Durch welche Mechanismen und Wirkungskanäle wird sie aufrechterhalten? Über welche Kanäle wirkt ungleiche Vermögensverteilung auf demokratische Prozesse? Und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für progressive Kräfte in Wirtschaftswissenschaft und ‑politik? Die aktuelle Ausgabe des Kurswechsels versucht eine Annäherung an diese Fragestellungen, und beleuchtet (Re-)Produktion von Vermögensungleichheit im Kapitalismus.
Bei der Präsentation diskutieren AutorInnen der Ausgabe über diese Fragen:
19:00 Uhr
Eröffnung & Moderation
Stefan Humer
Economics of Inequality, Wirtschaftsuniversität Wien
Verteilungstendenzen im Kapitalismus
Bernhard Schütz
Ökonom am Institut für Volkswirtschaftslehre der JKU Linz
Von den Leistungswilligen, Kreativen und Innovationstüchtigen
Julia Hofmann
Universitätsassistentin am Institut für Soziologie der JKU Linz, Redakteurin „Kurswechsel“
Vermögenskonzentration und Macht
Matthias Schnetzer
Referent für Verteilungsfragen in der Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik der AK Wien, Lektor an der WU Wien
Perspektiven und Grenzen pluraler Ökonomie
Franziska Disslbacher
VWL-Studentin, Projektmitarbeiterin an der WU Wien, aktiv in Studienvertretung und der Gesellschaft für Plurale Ökonomik
21:00 Uhr
Informeller Austausch & Buffet
Veranstaltet von BEIGEWUM, WU Forschungsinstitut Economics of Inequality (INEQ) und Sektion soziale Ungleichheit.
Nähere Informationen zu dieser Ausgabe des Kurswechsels hier.
BEIGEWUM unterstützt Demo für menschliche Asylpolitik
Der BEIGEWUM ist offizieller Unterstützer der Demo für menschliche Asylpolitik in Wien:
Samstag, 3. Oktober, 13:00 beim Westbahnhof, Christian-Broda-Platz
Aus dem Aufruftext: Wir laden alle solidarischen und antirassistischen Initiativen und Privatpersonen ein, gemeinsam mit den betroffenen Flüchtlingen am 3. Oktober gegen die rassistische Asylpolitik der Regierung auf die Straße zu gehen. Beteiligt euch und unterstützt die Mobilisierung für die Großdemonstration. Wir heißen alle Flüchtlinge willkommen, egal ob sie von Krieg, politischer Verfolgung, wirtschaftlicher Zerstörung oder aus anderen Gründen zur Flucht gezwungen werden – Fluchtgründe, die nicht zuletzt von den reichen Ländern durch Kolonialisierung und Ausbeutung geschaffen werden.
Den ganzen Aufruftext, alle Unterstützungsmöglichkeiten sowie Materialien findet ihr unter http://menschliche-asylpolitik.at
Schlagseite programmiert. Eine neue Generation parteiischer Think Tanks in Österreich
Matthias Schlögl und Dieter Plehwe
Am 25. September 2013, gerade einmal 4 Tage vor der Nationalratswahl 2013, titelte der Standard: „250.000 Arbeitslose jenseits der Statistik“. Er attackiert damit nicht nur die im Rahmen der großen Koalition in sozialdemokratischer Verantwortung liegende Sozialpolitik der Regierung, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit. Die zitierte Zahl entstammte einer Studie des erst kurz zuvor gegründeten Think Tanks Agenda Austria, geleitet vom ehemaligen Presse-Redakteur Franz Schnellhorn. Von diesem Think Tank war wenig mehr als die Namen der MitarbeiterInnen und das angestrebte Budget von 1 Mio. € bekannt. Wie aber kommt es, dass eine regierungskritische Studie außerhalb der akademischen Forschungslandschaft erarbeitet, zielgenau vor den Wahlen publiziert und von den Medien ohne größere Befassung mit der Qualität des Materials aufgegriffen wird?
Der Beantwortung dieser Frage sowie die genauere Erörterung der Merkmale einer Gruppe von neoliberalen und wirtschaftsnahen parteiischen Think Tanks in Osterreich dient der folgende Beitrag. Gemeinsam ist diesen Think Tanks in Österreich und ihren Partnerorganisationen in europäischen und internationalen Think-Tank-Netzwerken, dass sie den Wohlfahrtsstaat und das erreichte Niveau sozialer Bürgerrechte bekämpfen. Damit treten sie gegen das Gleichheitspostulat sozialliberaler und sozialistischer Strömungen auf und vertreten offensiv rechtsliberale Normen von der Notwendigkeit und Produktivität sozialer Ungleichheit (Hayek 1960).
Seit Mitte der 2000er greift auch in Österreich ein Phänomen verstärkt um sich, das man in vielen anderen Ländern schon länger kennt: das vermehrte Auftreten eben solcher parteiischer Think Tanks. Während vor allem in den angelsächsischen Ländern bereits seit geraumer Zeit eine Diskussion darüber geführt wird, inwiefern mit diesen privaten, politiknahen Forschungs- und Beratungsorganisationen neue Ideen und frischer Wind in die Debatten eingespeist werden oder aber zahlungskräftige Lobbys die ideologische Schlagseite mit Think Tank Expertise verstärken, ist die europäische Debatte noch nicht sehr weit gediehen. Wissenschaft gilt weithin als im Wesentlichen neutral und Experten genießen im Gegensatz zu Lobbyisten einen guten Ruf. Genau dies machen sich alle möglichen Interessengruppen zu Nutze, wenn sie, um wirksamer in die Politik einzugreifen, vermehrt zur Gründung von Think Tanks aufrufen (Sutterlin u. a. 2012, Zetter 2008).
Die meist sehr kleinen Forschungsinstitute sind überwiegend privat finanziert. Sie leisten entweder konkrete Auftragsforschung oder erhalten ein Budget von befreundeten Unternehmen, Verbänden, Stiftungen und Privatpersonen, um im Sinne einer bestimmten Tendenz zu wirken. Solche offiziell unabhängigen Think Tanks sind daher besonders anfällig für die Einflussnahme der sie tragenden Kräfte und insbesondere der Geldgeber. Im Gegensatz zum offenen wissenschaftlichen Diskurs wird die grundlegende Marschrichtung vorab festgelegt. Gesellschaftliche Diskurse – z.B. zum Klimawandel in den USA (Dunlap/Jacques 2013) – können durch die Arbeit von weltanschaulich parteiischen Think Tanks u.U. erheblich beeinflusst werden, wenn bestimmte Diskurskoalitionen (Hajer1993) gezielt verstärkt werden. Dabei spielen in der jüngeren Geschichte Think Tanks immer häufiger eine immer wichtigere Rolle.
Zum ganzen Artikel hier
Der Artikel erschien im Kurswechsel 2 (2015) zum Thema „Vermögensungleichheit, Kapitalismus und Demokratie“. Den Kurswechsel hier bestellen.
Der Kurswechsel 2 (2015) ist erschienen!
Thema: Vermögensungleichheit, Kapitalismus und Demokratie
Aktuelle Debatte: Perspektiven und Grenzen Pluraler Ökonomie
Schon vor der Furore um Thomas Pikettys Bestseller „Kapital im 21. Jahrhundert“ hat sich die Forschungstätigkeit im Bereich Einkommens- und Vermögensverteilung in den letzten Jahren rasant beschleunigt. Auch aufgrund neuer Datenquellen wie dem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der EZB entspann sich eine intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten der Vermögensverteilung. Daraus entstanden in Österreich zahlreiche empirische Beiträge, deren Ergebnisse auf große mediale Resonanz stießen.
Die Aufbereitung der Daten und die damit gewonnene öffentliche Aufmerksamkeit waren zweifelsfrei zentral, um die extrem schiefe Vermögensverteilung in den Blickpunkt zu rücken. Doch die Fragen, die sich aus diesen empirischen Erkenntnissen ergeben, sind fundamentaler. Wie entsteht eine solch drastische Vermögensungleichheit im Kapitalismus? Durch welche Mechanismen und Wirkungskanäle wird sie aufrechterhalten? Über welche Kanäle wirkt ungleiche Vermögensverteilung auf demokratische Prozesse? Und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus für progressive Kräfte?
Dass Thomas Pikettys Thesen in nahezu jedem Artikel diskutiert werden, bezeugt seinen wichtigen Beitrag für die laufenden Debatten. Die Beiträge zeigen aber auch auf, dass fundamentale Fragen zu Vermögen, Ungleichheit, Kapitalismus und Demokratie über Pikettys Analyse hinaus gestellt werden müssen. Die aktuelle Ausgabe des Kurswechsels versucht eine erste Annäherung an diese Problemstellungen, und beleuchtet Fragen von (Re-)Produktion von Vermögensungleichheit im Kapitalismus, deren Beantwortung eine weitere intensive Debatte erfordert.
Mit Beiträgen von: Julia Hofmann, Lukas Hofstätter, Jakob Kapeller, Stephan Kaufmann, Dieter Plehwe, Miriam Rehm, Matthias Schlögl, Matthias Schnetzer, Bernhard Schütz, Ingo Stützle
Herausgegeben von Miriam Rehm und Matthias Schnetzer
Die Aktuelle Debatte beschäftigt sich mit Pluralismus in der Wirtschaftswissenschaft. Da die Vermögens- und Machtverteilung ein blinder Fleck der Mainstream-Ökonomie darstellt, bettet sich die Diskussion über die Perspektiven und Grenzen pluraler Ökonomie gut in die Ausgabe ein. Was kann Pluralismus leisten? Welche Strategien gibt es für heterodoxe ÖkonomInnen? Und wie kann sich Pluralismus institutionalisieren?
Mit Beiträgen von: Florian Bohinc, Franziska Disslbacher, Michael G. Kraft, Philipp Poyntner
Den neuen Kurswechsel hier bestellen.
VA Dokumentation: Perspektiven fortschrittlicher Wirtschaftstheorie und -praxis
Nach der Krise war die Ökonomik recht stark in der Kritik: Davon ausgehend fand bereits im Frühjahr eine Diskussionsveranstaltung auf der Wirtschaftsuniversität Wien zur Bestandsaufnahme statt, diese Veranstaltung sollte nun den Diskurs weiterlenken in Richtung Strategien für eine heterodoxe Ökonomik.
Denn oft genug wird so getan, als sei die herrschende ökonomische Schule der Neoklassik der einzig mögliche Ansatz. Dem stellt sich die Plurale Ökonomik mit ihrer theoretischen und methodischen Vielfalt entgegen und zeigt andere Optionen auf. Der Impuls für die Erneuerung kommt klar von den Studierenden, die eine scheinbare Alternativlosigkeit zum bestehenden Wirtschaftssystem nicht länger akzeptieren wollen.
Wie in der Diskussion festgestellt wurde: Das derzeitige wirtschaftliche Paradigma ist angekratzt, aber hält trotz der Krise. Eine inhaltliche Beeinflussung ergibt sich zwar beständig durch kleine Initiativen und verschiedene Diskursräume, doch auch politische Lösungen sind letztlich gefragt. Die meisten wissenschaftlichen Diskussionsräume sind sehr dogmatisch und verkrustet. Die Institutionen müssen geöffnet werden und Pluralismus sollte endlich Einzug halten, lautet eine der Hauptforderungen. Es gibt zwar verschiedene Spielwiesen, aber strukturell ändert sich kaum etwas, so der Tenor am Podium. Es gibt etwas mehr Pluralität, aber nur soweit, als es das Ergebnis nicht verändert.
Die Rolle der Politik abseits von öffentlicher Auftragsvergabe ist eine der großen Fragestellungen. Sie kann Position beziehen und Probleme adressieren. Die Stadt Wien bekennt sich beispielsweise zu einer antizyklischen Fiskalpolitik. Klar wird auch über die Dominanz der Ökonomie über die Politik gesprochen, die eine gewisse Pseudo-Rationalität erzeugt. Diskursräume in der staatlichen Praxis müssen definitiv erkämpft werden, um in weiterer Folge eine Umsetzung pluraler Lösungsvorschläge zu bewirken. Durch einen policy mix sind Alternativen jedenfalls auch im Kleinen möglich.
An den Universitäten gibt es auch genügend Entwicklungspotenzial, was heterodoxe Strömungen in der Forschung und Lehre angeht. Im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Journalen werden die bestehenden Abläufe, Kriterien und Ratings stark kritisiert, hier bedarf es immer noch einiger Änderungen. Die Frage der Finanzierung über Drittmittel sowie öffentliche Gelder und die jeweils dementsprechend mögliche Beeinflussung der Ergebnisse von wissenschaftlicher Arbeit ist ebenfalls zentral. Die zentralen Themenkomplexe von (Un-) Gleichheit, Arbeit (-slosigkeit) und Ökologie müssen jedenfalls bearbeitet werden.
Für die Plurale Ökonomik als Bewegung ist es generell notwendig, nicht in der Kritik stecken zu bleiben sondern Neues zu entwickeln. Sei es innerhalb der bestehenden Kernbastionen oder in selbst aufgebauten Strukturen, diese Strategie der Interdisziplinarität ist anspruchsvoll und entwickelt sich ständig weiter.
Es diskutierten:
Franziska Disslbacher, Studentin, Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien
Klemens Himpele, Volkswirt, Stadt Wien, MA 23 – Wirtschaft, Arbeit und Statistik
Ralf Ptak, Wirtschaftswissenschaftler Universität Köln, Wissenschaftlichen Beirat Attac (Lindauer Manifest), Netzwerk Plurale Ökonomik
Moderation: Romana Brait, BEIGEWUM
Eine gemeinsame Veranstaltung des BEIGEWUM, der Gesellschaft für Plurale Ökonomik Wien, Roter Börsen Krach und der Mastervertretung VW.Sozök.SEPP.
Videoaufzeichnung der Diskussion im Republikanischen Club
Gesellschaft Plurale Ökonomik Wien
Internationaler studentischer Aufruf für eine Plurale Ökonomik – Manifest
Leitlinien der Wiener Wirtschaftspolitik
(Photo credit: Peter Reitmayr)
VA Dokumentation: Zugangsbeschränkungen und Chancen(un)gleichheit im österreichischen Hochschulsystem
Eine Wirkung von Aufnahmeverfahren und Zugangsbeschränkungen lässt sich spätestens nach der Lektüre dieser Studie nicht mehr leugnen: Sie bewirken soziale Selektion, und das ziemlich massiv. Von der viel beschworenen Chancengleichheit im österreichischen Bildungssystem bleibt anhand des umfangreichen Datenmaterials dieser Studie nicht viel übrig. Die StudienautorInnen Friesinger/Palienko/Straner zeigen klar auf, dass Bildung immer noch über den soziokulturellen Status vererbt wird.
Darüber hinaus wurden im Rahmen dieser Veranstaltung die Parallelen und Unterschiede zum deutschen Bildungssystem erläutert und diskutiert, dafür konnte Sonja Staack als Expertin gewonnen werden. Insgesamt ein anregender Abend im Republikanischen Club, der auch verschiedene Ansätze und Ideen liefert, wie es anders gehen könnte.
Es diskutierten die Studienautorin Anna PALIENKO sowie Sonja STAACK – Referentin im Vorstandsbereich Hochschule und Forschung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Moderation: Jana SCHULTHEISS (BEIGEWUM)
Videoaufzeichnung der Diskussion im Republikanischen Club
Studienpräsentation Handout – Ausgewählte Grafiken
(Photo credit: Peter Reitmayr)