September. 20th 2023 — 9:43
Die Menschen in Österreich sind seit fast zwei Jahren mit hohen Inflationsraten konfrontiert, die über den Werten vieler anderer EU-Länder liegen. Angesichts dieser Situation haben die Gewerkschaften angekündigt, bei den bevorstehenden Lohnverhandlungen keine Abschlüsse unter der durchschnittlichen Inflationsrate der letzten zwölf Monate abzuschließen, um die Kaufkraft der Arbeitnehmer:innen und die Inlandsnachfrage zu sichern. Die Gegenseite fordert dagegen Lohnzurückhaltung, um die Wirtschaft vor zu hohen Kosten zu schützen.
Der heiße Herbst wird daher seit Monaten medial eingeläutet. Wir wollen Klarheit in die Diskussion bringen, indem wir sowohl theoretische als auch systematische Aspekte analysieren. Darüber hinaus werden wir die komplexen Mechanismen der Kollektivverhandlungen in der Praxis erörtern. Dabei stehen nicht nur Lohnerhöhungen im Fokus, sondern auch die langjährige Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung.
Diskutant:innen
Helene Schubert (Chefökonomin des ÖGB)
Markus Marterbauer (Chefökonom der AK)
Susanne Haslinger (Gewerkschaft PRO-GE)
Moderation: Daniel Haim (BEIGEWUM)
Ort: Republikanischer Club | Fischerstiege 1–7, 1010 Wien
Zeit: Dienstag, 24. Oktober | 18:00 Uhr
Kommentare deaktiviert für Heißer Herbst: Lohnverhandlungen in Zeiten hoher Inflation und der größer werdenden Forderung nach Arbeitszeitverkürzung | blog, News & Termine
Juni. 30th 2009 — 10:51
Anlässlich der Anmerkung von Matthew Yglesias: Ist die Deflationsgefahr im Euroraum gegeben? In einer Prokla-Ausgabe von 2004 wurde das Thema explizit angeschnitten. Das Editorial hat damals (nach dem Platzen der New Economy Blase) folgende Aussicht gegeben:
„Selbst ein starkes Wachstum in den USA stabilisiert die Weltwirtschaft nicht automatisch. Denn sollten die internationalen Kapitalströme in die USA, die zur Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits notwendig sind, versiegen und der Dollarkurs weiter abstürzen, dann würde das US-amerikanische Leistungsbilanzdefizit schrumpfen. Für die Akkumulationsaussichten der Weltwirtschaft wäre es äußerst problematisch, wenn sich in den USA das Defizit der Leistungsbilanz in einen Überschuss verwandeln sollte. Denn dann würde die Aufwertung des Euro sowie des Yen im Euroraum und in Japan die Deflationsgefahren massiv erhöhen. Besonders verheerend wäre es, wenn der Dollarkurs unkontrolliert ins Trudeln käme und sich die amerikanische Zentralbank gezwungen sähe, durch Hochzinspolitik den Dollarkurs zu verteidigen. […]
Insgesamt hat die Deregulierungswelle und die verstärkte Währungskonkurrenz zu einem strukturellen Machtgewinn von Geldvermögensbesitzern geführt. Der weltweite Rückgang von Inflationsraten, die zunehmende Unabhängigkeit von Zentralbanken, die Verabsolutierung der Dominanz von Preisniveaustabilität gegenüber allen anderen Zielen der Wirtschaftspolitik, die in vielen Ländern zu beobachten ist, ist Ausdruck dieser Machtverschiebung. Eine Konsequenz dieser neuen Situation, die bislang noch kaum diskutiert wurde, ist die latent deflationäre Konstellation der Weltwirtschaft.“
Wie kommt es dann, dass Angela Merkel vor einer Inflation warnt? Steckt ihr wirklich noch die Angst aus der Weimarer Republik in den Knochen? Oder steckt dahinter ein realitätsfernes Festhalten am deutschen Modell der Notenbanken? Oder wechselt Frau Merkel nur politisches Kleingeld? Oder weiß man in Frankfurt etwas, das in den U.S.A. niemand weiß?
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