Pflege – BEIGEWUM

Stichwort: Pflege


21.5.2013 Diskussion: Pflegearbeit – Konservierte Geringschätzung?

April. 29th 2013 — 16:05

Pfle­ge­ar­beit – Kon­ser­vier­te Geringschätzung?

Di., 21.Mai 19h im Repu­bli­ka­ni­schen Club

Dis­kus­si­on mit August Öster­le (WU), Almut Bachin­ger (Rotes Kreuz), Erich Fen­nin­ger (Volks­hil­fe), Mode­ra­ti­on: Katha­ri­na Mader (Bei­gewum, WU)


Sozia­le Dienst­leis­tun­gen wie Pfle­ge- und Betreu­ungs­ar­beit wer­den nach wie vor in einem schlecht bezahl­ten und größ­ten­teils infor­mel­len Sek­tor erbracht. Die Nach­fra­ge nach die­sen Arbei­ten wird jedoch ange­sichts des demo­gra­phi­schen Wan­dels in Zukunft wei­ter stei­gen. 80% der Pfle­ge­ar­bei­ten wer­den nach wie vor pri­vat zu Hau­se geleis­tet – und dort sind es meist Frau­en, die die­se Arbeit über­neh­men – trotz ihrer Erwerbs­tä­tig­keit. Alter­na­tiv­kon­zep­te und adäqua­te Model­le für die Zukunft schei­nen nicht in Sicht. Die Kon­ser­vie­rung der Gering­schät­zung von Pfle­ge- und Betreu­ungs­tä­tig­kei­ten hin­sicht­lich man­geln­der poli­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung, Aus­bil­dung, Bezah­lung und die Fra­ge der zukünf­ti­gen Bereit­stel­lung die­ser Arbei­ten sol­len zen­tra­le Denk­an­stö­ße für die Podi­ums-dis­kus­si­on sein.


Die jewei­li­gen Pro­ble­me sol­len sowohl für den infor­mel­len, wie den for­mel­len Sek­tor bespro­chen wer­den, wobei ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven näher beleuch­tet wer­den sol­len – die Sicht der Pfle­ge­be­dürf­ti­gen als auch der Pfle­gen­den sowie eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Per­spek­ti­ve. Dar­an anknüp­fend sol­len The­men wie Abhän­gig­keits- und Macht­ver­hält­nis­se, Arbeits­be­din­gun­gen und Qua­li­tät sowie die Ver­ant­wor­tung in der Bereit-stel­lung dis­ku­tiert werden.


Zum The­ma erschien 2011 ein Kurs­wech­sel Schwer­punkt­heft.

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„Sie können sich die Heimkosten für 2 Monate leisten!“

Mai. 16th 2011 — 14:02

Der Sozi­al­hil­fe­ver­band Lie­zen bie­tet für sei­ne Bür­ge­rIn­nen ein ganz beson­de­res Online-tool – den Heim­kos­ten­rech­ner. Er soll zei­gen, wie viel ein Platz in einem Pfle­ge­heim kos­tet. Gleich­zei­tig offen­bart er das Kon­zept der öster­rei­chi­schen Pfle­ge­fi­nan­zie­rung, und das in nur zwei Fra­gen: (1) „Ihre Pen­si­on brut­to in Euro beträgt?“, und (2) „Ihre Pen­si­on reicht für die monat­li­chen Heim­kos­ten nicht aus! Besit­zen Sie Ersparnisse?“


Wird man in Öster­reich pfle­ge­be­dürf­tig, schlägt die 100%ige Ver­mö­gens­steu­er zu. Alles wird ver­wer­tet, bevor die öffent­li­che Hand ein­springt. Im Fach­jar­gon nennt man das den Eigen­re­gress, der Bar­ver­mö­gen, Wert­pa­pie­re und Eigen­tum ein­zieht. Noch wei­te­re Krei­se zieht der Ange­hö­ri­gen­re­gress, der kürz­lich in der Stei­er­mark wie­der ein­ge­führt wur­de. Eltern, Kin­der und Ehe­gat­ten bzw. Erben sind dann gesetz­lich ver­pflich­tet, Sozi­al­hil­fe­kos­ten, die wäh­rend eines Heim­auf­ent­hal­tes ent­ste­hen, zu ersetzen.


Eigen­tums­be­steue­rung und Pfle­ge sind also mit­ein­an­der ver­quickt – aller­dings nicht in der Form, dass die Rei­che­ren für die Ärme­ren ein­ste­hen, son­dern so, dass die Armen allein daste­hen. Ver­mö­gens­be­zo­ge­ne Steu­ern könn­ten jedoch hel­fen, den stei­gen­den Finan­zie­rungs­druck auf­grund demo­gra­fi­scher Ent­wick­lung und not­wen­di­gem Aus­bau des Dienst­leis­tungs­sys­tems zu lin­dern. In den nächs­ten ein­ein­halb Jah­ren wird unter Feder­füh­rung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Sozia­les eine Arbeits­grup­pe für die Neu­ge­stal­tung des öster­rei­chi­schen Pfle­ge­sys­tems tagen. Auch hier wird man nicht umhin kom­men, alter­na­ti­ve steu­er­ba­sier­te For­men der Finan­zie­rung anzudenken.


Pfle­ge­be­dürf­tig­keit kann uns näm­lich alle tref­fen. Das lau­tet dann so: „Sie kön­nen sich die Heim­kos­ten für 2 Mona­te leis­ten! Ab dem 3. Monat muss für Sie jedoch…“

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Pflegt, Männer!

Mai. 8th 2009 — 16:09

In der lau­fen­den Debat­te um neue Kon­junk­tur­pa­ke­te wird immer wie­der dar­auf ver­wie­sen, dass die stei­gen­de Arbeits­lo­sig­keit mehr­heit­lich Män­ner betrifft. Dies ist nicht ver­wun­der­lich, sind doch Män­ner eher in den nun stark von der Kri­se betrof­fe­nen Indus­trie­zwei­gen beschäf­tigt. Die For­de­rung nach einem Kon­junk­tur­pa­ket für sozia­le Dienst­leis­tun­gen lässt sich dem­nach ver­meint­lich leicht vom Tisch wischen – mit einem Aus­bau des Pfle­ge­an­ge­bots wür­de man den der­zeit Arbeits­lo­sen nicht hel­fen können.

Die­se Argu­men­ta­ti­on verwundert.

Es ist bekannt, dass die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung eine dau­er­haf­te und nach­hal­ti­ge Lösung erfor­dert. Es ist bekannt, dass der Pfle­ge­sek­tor ein schnell wach­sen­der und zukunfts­träch­ti­ger sowie beschäf­ti­gungs­in­ten­si­ver Sek­tor ist. Es ist bekannt, dass Frau­en die Haupt­last der Pfle­ge tra­gen, for­mell wie infor­mell. Es ist bekannt, dass der­zeit eine Berufs­grup­pe in den Pfle­ge­be­ru­fen beson­ders gesucht wird, die der Heim­hil­fen. Dies ist eine Berufs­grup­pe, die rasch aus­ge­bil­det und ein­ge­setzt wer­den kann. Und es ist bekannt, dass Pfle­ge­dienst­leis­ter expli­zit Män­ner in Pfle­ge­be­ru­fen suchen, da für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen männ­li­che Ansprech­part­ner der­zeit nur in Form von Heim­lei­tern und Zivil­die­nern ver­füg­bar sind.

Was spricht also gegen Män­ner in der Pfle­ge? Der nied­ri­ge Lohn? Die häu­fi­ge Teil­zeit­be­schäf­ti­gung? Die kör­per­lich anstren­gen­den Tätig­kei­ten? Oder ist es ein­fach nur so, dass man sich Män­ner im Frau­en­be­ruf „Pfle­ge“ nicht vor­stel­len kann?

Es ist erstaun­lich, mit wel­cher Leich­tig­keit die For­de­rung nach einem sinn­vol­len Aus­bau von sozia­len Dienst­leis­tun­gen ent­ge­gen getre­ten wird. Ein Kon­junk­tur­pa­ket sozia­le Dienst­leis­tun­gen wür­de vie­le posi­ti­ve Effek­te brin­gen. Eine den Bedürf­nis­sen der Men­schen ange­pass­te Pfle­ge und Betreu­ung, Beschäf­ti­gung und Wachs­tum auch für struk­tur­schwa­che Regio­nen und Ent­las­tung für Per­so­nen, die sich der­zeit infor­mell um Pfle­ge­be­dürf­ti­ge bemühen.

Und all jenen Män­nern, die sich Sor­gen um das „explo­die­ren­de Bud­get­de­fi­zit“ machen, sei gesagt, dass auch ihre Wahr­schein­lich­keit, pfle­ge­be­dürf­tig zu wer­den, rela­tiv hoch ist. Sie wer­den es zu schät­zen wis­sen, wür­den wir heu­te die rich­ti­gen Inves­ti­tio­nen tätigen.

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